(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Was ist ein Gott für ein Gott, wenn er nicht wahrgenommen und damit nicht angebetet werden kann?Wer sagt das denn?
Dem Unbedarften stehen die hl. Schriften zur Verfügung. Anbeten kann man auch einen sehr fernen, unvorstellbaren Gott.
Ah, und die heilige Schrift ist von wem verfasst worden? Wer wusste was man da reinschreiben soll ,wenn sich Gott ja gar nicht für uns verständlich mitteilen kann?
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Im Umkehrfall: Um irgend ein Gott zu sein, kann, muss aber nicht irgend ein Gott dem Menschen unbegreifbar sein. Um der Gott der Christen, Juden oder des Islam zu sein hingegen schon.Nicht, dass ich diese Feststellung verstünde! Es ist doch nicht Voraussetzung, dass Gott unbegreiflich ist. Es gibt aber andere Überlegungen, dass nämlich kein (graphisches oder sprachliches) Gottesbild die Wahrheit über Gott erzählt. Wir wissen nicht einmal, ob es einen Gott gibt. Gleichwohl setzt das Denken einen und zwar den biblischen Gott einfach voraus – oder bei Atheisten einfach nicht.
Ich sehe in beiden Ansätzen kein wirkliches Problem. Die Probleme ergeben sich in der gesellschaftlichen Funktion, bei der Fixierung gesellschaftlicher Regeln, dem Trend, dem Wertecodex, der gefühlsmäßigen Heimat, der Sinnhaltigkeit im Leben, dem Aufgehobensein im Sterben.
Diese Feststellung begreifst du, wenn du weiterliest. Ich finde die These, dass sich der Gott der Bibel mitteilen können muss, schlüssig, da die entsprechende Religion auf einer klipp und klaren Offenbarung basiert. Wenn du sagst, dass kein sprachliches Gottesbild die Wahrheit über Gott erzählt, dann mag ich dir zwar zustimmen, aber dann sprichst du von einem Gott - aber nicht von "dem einen Gott der Christen", denn über den gibt es ja sehr wohl ein sprachliches Gottesbild.
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Denn sollte Gott tatsächlich nicht vom Menschen erfassbar sein, sollten seine Wege wirklich unergründlich sein, oder Gott zu gross für unser Vorstellungsvermögen, dann würde sich damit zwar nicht Gott an sich, aber jegliche monotheistische Theologie erübrigen.Du sprichst wie die Schlange im Paradies! „Sollte Gott wirklich verboten haben …“. Das alles wissen wir Gläubigen sowenig, wie die Ungläubigen. Glaube und Atheismus unterscheiden sich allein dadurch, dass erstere eine Letzt-Instanz leugnen, womit automatisch die von mir aufgezählten zwischenmenschlichen Beziehungsprobleme ohne Grundlage dastehen bzw. allein den Menschen zum Maß und Ziel aller Dinge machen. Natürlich kann man eine gewisse allgemeine Menschlichkeit zum Background aller ethischen Überlegungen, aller Sinngebung, aller gefühlsmäßigen Bindungen usw. machen. Aber was unterscheidet diese Konstruktion von einem Gottesglauben?
Ja, ich gebs zu, ich bin die Schlange im Paradies. *lol* Komm ich jetzt auf den Scheiterhaufen? Ich wiederhole. An "irgend einen Gott" - z.B. in Form der Treibenden Kraft der Natur - kann man immer glauben. Dafür oder dagegen gibt es keine Beweise. Aber an den expliziten Gott der Christen, Muslime etc. zu Glauben ist etwas ganz anderes. Er wird beschrieben. Sein Wesen, seine Taten, sein Wille - sie werden beschrieben in etwas, was man jeweils "das heilige Buch" nennt. Anhand dessen lässt er sich charakterisieren und auch widerlegen.
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Es gibt ja nicht nur einen Gott, den die Menschheit anbetet. Manche Menschen beten sogar mehrere Götter auf einmal an, mache gar keine. Sollte Gott wirklich nicht erfassbar sein, woher weiss man dann, welcher der richtige ist, ob es einen gibt?
Das weiß „man“ natürlich nicht, niemand weiß das! Wichtig für die Menschen ist der Gott, der sie durch das Leben begleitet. Das Christentum ist dadurch gekennzeichnet, dass Gott das Leiden nicht aufhebt, sondern uns zumutet, aber mitgeht, damit wir die Mitmenschen als seine ebenfalls geliebten Kinder erleben, selbst dann, wenn sie unsere Feinde sind.
Doch, jede Religion meint es zu "wissen". Besonders die monotheistischen, semitischen Religionen meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Und auch der Gott des Christentums "zieht vor seinem Heer her und vertilgt die Völker", da kann Jesus noch lange Friede, Freude, Eierkuchen predigen. Allein schon durch dein Beispiel ist das Christentum widerlegt. Wenn Gott so handeln würde, und die Menschen ihre Nächsten als Kinder Gottes lieben würde, gäbe es keine Gewalt auf der Welt, bzw. würde sie ganz sicher nicht von den 1.5 Milliarden Christen ausgehen.
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Sind alle der richtige?Ist das wirklich unsere Fragestellung? Begleiten uns Christen die hinduistischen Gottheiten? Wenn ja, handelt es sich um bloße Sprach-Bilder, die sich die Hindus machen, so wie wir unsere mythischen Gottesbilder schaffen (von denen wir ja wissen, dass es nur Krücken sind)?
Offenbarung: Gottesoffenbarungen sind nichts anderes als Vorstellungen, Sprachbilder, textlich formulierte Symbole für alle jene Dinge, die uns in Beziehung zu unseren Mitmenschen setzen und uns darin abverlangen, auf einen Teil unserer Freiheiten zugunsten der Gemeinschaft zu verzichten. Die biblische Gottlosigkeit ist ja keine „atheistische Haltung“, sondern die Absage an die menschliche Gemeinschaft um billiger Vorteile willen, was wir gemeinhin als Verbrechen bezeichnen.
Ich sehe das anders. Geh mal zum Papst oder zu einem Ayatollah, und sag ihm sein Gottesbild sei ne Krücke...
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Sie "wissen", was Gottes Wille ist, sonst würde sich ja jegliche Predigt erübrigen sowie jegliches Versprechen der Absolution von selbst definierten Sünden bei Befolgen der besagten Regeln.Ich will dieses unschöne „Wissen“ nicht in Abrede stellen. Wer in dieser Form „Wissen“ verkündet, scheucht auf Dauer die Gläubigen aus den Gotteshäusern. Es hat etwas Verführerisches, eine strenges „Wissen“ dieser Art zu besitzen.
Aber nach meiner Erfahrung und einiger kürzlich gelesener Erläuterungen führt genau dies zur Spaltung der Gesellschaft: Die Einen fallen in den Zustand gläubiger Schockstarre mit klaren, fanatisch vertretenen Regeln. Die anderen werfen „den ganzen Zinnober“ in die Ecke und kümmern sich überhaupt nicht mehr um Verantwortlichkeiten.
Die Gruppe humanistischer Atheisten und liberaler Gläubige – vorausgesetzt, sie reflektieren ihre Haltungen - kann man ohne Weiteres zu jener Minderheit rechnen, die sich ihrer Verantwortlichkeit stellen. Aber diese Gruppe ist überschaubar gemessen an dem eben skizzierten Rest.
Ich möchte aber festhalten, dass es auch unter Gläubigen einen Anteil "Verbrecher" gibt, man denke nur an pädophile Geistliche etc. Keine "Gruppierung" ist davor gefeit, verantwortungslose Individuen in der eigenen Gruppe zu haben, auch Atheisten nicht. Aber die Behauptung (so habe ich es verstanden, korrigiere mich, wenn ich mich irre) , dass unter den Atheisten nur eine Minderheit verantwortungsvoll handelt, und der Rest mehr oder weniger zu den "Verbrechern" gehört, kann ich nicht unterstützen.
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb:(11-09-2009, 21:58)Romero schrieb: Wie kann ein Gott, der angebetet werden will, unergründlich sein?Woher kommt denn diese Frage? Ist es nicht vielmehr so, dass der mit seinem Schicksal hadernde Mensch Gott fragt, was er besser machen kann und soll. Und verweist uns nicht die Gottesvorstellung – jedenfalls die christliche – auf die Gemeinde (also die Gemeinschaft)?
Und will Gott „unergründlich“ sein oder ist die biblische Vorstellung nicht eher die, dass Gott uns begleitet. Damit ist er so arg unergründlich nun auch wieder nicht.
Die Frage kommt von mir. Nun, wenn der hadernde Mensch seinen gesunden Menschenverstand als Gott anschaut, widerspreche ich dir nicht im Geringsten. Wenn er sich aber in eine Kirche kniet, und ein Götzenbild von Maria, Jesus oder sonst wem anbetet, dann hingegen finde ich das höchst fragwürdig. Klar, wenns ihm hilft seine eigenen Gedanken zu ordnen, ok - es sei ihm gegönnt. Aber wenn er tatsächlich erwartet, dass Gott/Jesus/ein Engel herabsteigt und seine Probleme für ihn löst, ist das nicht nur naiv, sondern auch gefährlich für den betreffenden Menschen selbst.
(12-09-2009, 00:04)Ekkard schrieb: Ich bin nicht der Ansicht, dass Jene recht haben, die sich Gott als „überhöht“ oder „unergründlich“ vorstellen.
Dann habe ich diese Aussage von dir wohl falsch verstanden:
(Zitat Ekkard) "Einen Gott, dessen Existenz beweisbar wäre, gibt es nicht, weil es keine Grundlage für den Beweis gäbe außer der, an Gott zu glauben. Und damit brauche ich den Beweis bereits nicht mehr.
Selbst die Umkehrung gilt: Würde ich einen Gott definieren können, so wäre er ein operables Objekt des menschlichen Geistes und mithin kein souveränes, selbständiges Wesen unabhängig vom Menschen, also kein Gott. "

