08-09-2009, 14:34
(08-09-2009, 13:17)Julian schrieb: Eine Frage ist natürlich die, ob der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan als Krieg oder als bewaffneter Auslandseinsatz bezeichnet werden muss/kann/sollte
daß die bundeswehr in afghanistan, wie alle anderen besatzungstruppen dort auch, krieg führt, steht doch außer frage. was soll die anwendung von militärischer waffengewalt gegen bewaffnete, wenn auch irreguläre, militärische kräfte denn sonst sein?
(08-09-2009, 13:17)Julian schrieb: Die ungleich wichtigere Frage ist jedoch: Sollte die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen werden oder nicht?
ich habe nicht abgestimmt, weil ich mich nicht in der lage sehe, die frage
Sollte die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen werden?
zu beantworten. wichtiger scheint mir auch die frage:
was kann die bundeswehr in afghanistan bewirken?
mir scheint (wenn ich mir die lage ansehe), auf die dauer recht wenig sinnvolles. was dazu führen würde, daß die erste frage mit "ja" zu beantworten wäre. andernfalls müßte wohl eine andere strategie gefahren, und deren sinnhaftigkeit für das afghanische volk glaubhaft gemacht werden
für die afghanische bevölkerung sieht es doch so aus, daß sich der terror in erster linie gegen die besatzer richtet, und sowohl dieser terror der taliban wie auch dessen bekämpfung durch die nato immense "kollateralschäden" bei der bevölkerung hervorruft
es ist ja auch nicht etwa so, daß die bundeswehr mädchenschulen mit waffengewalt beschützen würde (si hat sich vielmehr in ihre stützpunkte eingegraben uns wartet auf die nächsten angriffe). und täte sie es - wie sinnvoll wäre das auf die dauer? soll auf ewigkeit die afghanische bildungspolitik unter den schutz fremder mächte gestellt werden, weil die afghanen selber sie nicht auf die reihe bringen, oder eben zum großteil ablehnen?
ich habe meine zweifel, ob "Amerika, Großbritannien, Deutschland und Andere (kurz: die ISAF) einem Teil der afghanischen Bevölkerung dieses Gefühl geben, dass sich andere (Menschen/Nationen) um dich sorgen, wenn du unter unhaltbaren Bedingungen lebst". bzw., wie groß dieser teil denn ist (sicher sehr viel kleiner als der teil der deutschen bevölkerung nach dem wk2, die die ordnung und versorgung durch die besatzungsmacht begrüßt haben)
das post-nazistische deutschland war auch in der lage, erneut an vor hitler bereits etablierte demokratische strukturen anzuknüpfen. davon kann in der afghanischen stammesgesellschaft keine rede sein
mal ehrlich: wieviel von dem, was da an gesellschaftlicher modernisierung mit waffengewalt nach afghanistan getragen werden soll, wird denn von einem wie großen anteil der bevölkerung tatsächlich gewünscht, und was wird nur übergestülpt? oder gar nur pro forma eingerichtet, wie die politische demokratie?
denn de facto beherrschen ja nach wie vor korrupte warlords und drogenbosse die regionen, und auch karsai hat sich seinen wahlsieg nur gekauft. das problem ist nicht bloß, daß die taliban ihr unmenschliches regime mit gewalt errichten wollen, sondern daß im alltag der menschen die anderen sich als auch nicht besser erweisen
