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Wo sind die Motive für islamische Missionierungsversuche?
#8
Ich denke einer der Gründe für das agressive Missionieren von Muslimen liegt in der Tatsache, dass der orthodoxe Islam tatsächlich ein sehr gut durchdachtes Denkgebäude liefert, das, wenn man einige wenige Grundannahmen akzeptiert, in sich sehr "logisch" ist.

Einer der Gründe für die "Logik" des System, ist, dass zentrale Begriffe, wie etwa Wissen und Wahrheit so umdefiniert werden, dass sie eine Durchdringung mit empirisch-rationalen Denken ausschließen.

Beispielsweise kann nichts, was im Koran steht "unwahr" sein, weil eben "Wahrheit" und Islam gleichgesetzt werden und weil die rationale Erkenntnisfähigkeit des Menschen von der Definition her sehr stark eingeschränkt wird (der Mensch kann nur erkennen, dass alles Wissen offenbart ist).

Das alles wird schnell zu einem selbstreferenziellen System, das weitgehend abgeschottet ist gegen Kritik. Dazu kommt, dass Kritik an der zentralen Figur des System, nämlich Mohammed, innerhalb des System absolut unmöglich gemacht wird und Kritik von außen leicht mit Gewaltdrohung unterdrückt wird.

Tilman Nagel beschriebt in seinem Buch "Die Festung des Glauben" sehr gut, wie dies erreicht wurde. Ach wenn jetzt sofort kommt, das sei ja bei allen religiösen Systemen so (Spring drauf, Pretonius!), so ist das meines Erachtens keineswegs der Fall.

Wer gelernt hat in diesem geschlossenen System zu denken, empfindet schnell jeden, der das ablehnt als ignorant, verstockt, geradezu bösartig etc., dass er diese "Wahrheit nicht erkennen will.

Auch das orthoxe Judentum bildet natürlich ein recht geschlossenes System, aber bei weitem nicht in dem Maße, wie der orthodoxe Islam. Im Judentum ist vieles über, man muss fast sagen, Jahrtausende gewachsen, was im Islam in wesentlich kürzerer Zeit und viel systematischer erreicht wurde. Der Islam hat da sehr von Judentum und Christentum gelernt und vieles sehr "verbessert".

Das Alevitentum dagegen ist sehr schlecht systematisiert und steht auf sehr wackeligen Beinen. Die Isma'iliyya ist auch nicht so fest gegründet, ebenso wie teile des Schiitentum, das aber über potenziell eine wesentliche tiefere Emotionalität verfügt.

All das kann man aber nur verstehen, wenn man sich tief auf den Islam einlässt. Man muss versuchen zu denken und wenn möglich sogar zu fühlen wie ein Muslim. Das ist sehr schwer und wird auch meist nur unvollkomen gelingen. Aber nach einer Zeit kann man schon fast vorhersagen, wie bestimmte Muslime reagieren werden, wa dann zeigt, dass man im Sich-Eindenken Fortschritte macht.

Selbst bei akademisch gebildeten orthodoxen Muslimen wird das westliche Denken oft nur neben das islamische Denksystem gesetzt oder es gibt größere Überschneidungsbereiche, ohne das das westliche Denken tief ins islamische Denken eindringt.

Diese Phänomen kann man schon bei Rifa'a Rafi' at-Tahtawi, dem einem er ersten muslimsichen Stdenten in Europa beobachten. Er beschreibt seine Erfahrungen und sein Denken in seinen Buch: "Takhlis al-ibriz fi talkhis Baris".

Wenn man die Romane späterer muslimischer Studenten in Europa analysiert, stößt mann immer wieder auf darauf.

Jetzt kann man natürlich wieder gleich kommen, das sei ja alles nicht beweisen, das ist alles nur, weil wir die Muslime nicht genügend liebhaben und sie immer nur ablehnen, die armen Hascherl und so weiter und so fort.

Dennoch, ich kann nur immer wieder sagen: man muss sich TIEF auf den Islam einlassen, nicht nur nette Gespräche am Kaffeetisch führen oder gutgemeinte Einführungen lesen, die sehr oft darauf hinauslauefn, dass der wahre Islam ja im Grunde friedlich und tolerant sei.

Man muss zuhören, das lesen, was gläubige Muslime lesen, sich emotional auf Muslime einlassen (auch wenn man dann an Punkte kommt, wo man nur noch kotzen könnte).

Am meisten haben mir beim Verständnis, neben eigenen Erfahrungen und guter Lektüre, Leute geholfen, die eine muslimischen Partner hatten und Leute die (oftmal nicht wirklich ernsthaft) konvertiert sind.

Was man auch vergessen muss, ist dass der Islam ja so ähnlich sei wie das Christentum. In ganz zentralen Punkten ist er nämlich sehr änders.
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RE: Wo sind die Motive für islamische Missionierungsversuche? - von Arandir - 05-09-2009, 18:40

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