02-09-2009, 15:28
(02-09-2009, 15:18)Arandir schrieb: Obwohl sich natürlich nicht alle Muslime an das halten, was die Regeln des oben beschriebenen Diskurses angeht, gibt es bisher (außerhalb des Sufismus und der Schia) keine anderen anerkannten Regels des Diskurses.
Verschiedene liberale Reformer legten zwar eigene Entwürfe zu einer neuen oder reformierten Scharia vor, was dabei aber bisher immer gefehlt hat, sind bestimmte, nachvollziehbare und damit über der individuellen Meinung stehende Regeln.
Der klassische Diskurs über das islamische Recht dagegen folgt logischen, für alle nachvollziehbaren Prinzipien, die gut begründet sind und ist fest auf die heilige Schrift des Islam, dem Koran gegründen.
Die Rechtsgehrten werden 'ulama' genannt (Einzahl: 'alim), was oft mit "Wissenschaftler" übersetzt wird. Was sie betreiben ist 'ilm, oft mit "Wissenschaft" übersetzt. Daher wird auch nicht selten von Apologeten behauptet, der Islam sei "wissenschaftlich" bzw. sei nicht das geringste Hinderniss für Wissenschaft.
Die Ergebnisse des Diskurses darüber, wie ein Muslim handeln soll, werden natürlich je nach Hingabe des einzelnen Muslims, sehr unterschiedlich befolgt bzw. nicht befolgt, prinzipiell in Frage gestellt, werden sie jedoch nur sehr selten.
wovon reden wir jetzt:
von verbindlichem recht?
(welches z.b. eine verpflichtung zum angriffskrieg gegen nichtmuslime erst vorschreiben könnte)
oder von einem diskurs?
diskurs, also das gespräch, die inhaltliche auseinandersetzung mit einem thema, muß natürlich bestimmten regeln folgen, um konstruktiv zu sein. z.b. sich auf eine definierte basis beziehen. diese wäre z.b. (wie von dir erwähnt) der koran. seine (warum nicht zeitgemäße?) auslegung wiederum ist sache des diskurs, der potentiell zur festlegung von regeln führt
