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Reinkarnationslehre, Christentum und Kirchengeschichte
#12
Weil mein letzter Beitrag ziemlich unfundiert war, habe ich mich jetzt ein wenig informiert, und auf die Schnelle folgendes gefunden:

Zitat:Das sog. Thomas-Evangelium ist eine Reihe von (etwa 100) Sprüchen Jesu. Wenn man sie liest, klingen sie zumeist ziemlich seltsam. Das nennt man gemeinhin "gnostisch". Die Gnostik war eine recht vielfältige Lehre/Sekte, die relativ kompliziert zu beschreiben ist.

Das Thomas-Evangelium befindet sich nicht in der Bibel. Es wurde erst 1945 als koptische Übersetzung in Ägypten entdeckt. Die Kirche erkennt diese Schrift nicht als Gottes Wort an. Das ist relativ leicht verständlich, da es sich ja um eine ziemlich schräge, sektiererische Bearbeitung handelt.

Das Thomas-Evangelium ist nun eine gnostische Bearbeitung einer Grundschrift, die wir nicht kennen. Wie weit diese Bearbeitung ging, ist auch nicht bekannt. Versuche einer Rekonstruktion ergeben aber so ziemlich das, was auch in den kanonischen Evangelien steht. Manche der Sprüche könnten auch so wie sie sind im Neuen Testament stehen, ohne dass sie groß auffallen würden. Einiges ist auch fast identisch. Irgend etwas spektakuläres ist da nicht zu finden. Heute würde man das Sekten-Literatur nennen.
(von http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texte...intro.html)

Auf der selben Seite auch ein Statement der katholischen Glaubensinformation:
Zitat:Es kann natürlich keine Rede davon sein, dass "die katholische Kirche das Evangelium des Thomas unterdrückt oder nicht zulässt." Das ist blanker Unsinn. Zunächst einmal gab es in den ersten Jahrhunderten der noch jungen Christengemeinden nicht "die" katholische Kirche (im Gegensatz zu anderen christlichen Kirchen), wie wir sie heute erleben. Es war vielmehr so, dass die maßgeblichen Kirchenväter der ersten Jahrhunderte sich auf Konzilien immer wieder zusammensetzten und beratschlagten: Was ist die authentische und wahre Lehre Jesu Christi? Viele Quellen, die eine gewisse regionale Bedeutung erlangten, setzten sich bei diesem langwierigen Prozess der Kanonisierung der Heiligen Schriften nicht durch. Sie waren nicht mehrheitsfähig - aus welchen Gründen im Einzelnen auch immer. Der gesamte Kanonisierungsprozess der Heiligen Schrift, das also, was wir heute mit "der Bibel" bezeichnen, dauerte immerhin bis zur Zeit der Reformation - also annähernd 1400 Jahre.

Moderne wissenschaftliche Exegeten haben inzwischen hinlänglich bewiesen (siehe Lexikon für Theologie und Kirche, Herder zum Thema) dass das sog. Thomas Evangelium zum größten Teil keine "Erstquelle" ist, sondern in innerer Abhängigkeit zu bereits vorhandenen, früher entstandenen Evangelien steht.

Es geht hier also nicht um Unterdrückung, sondern um Klärung. Es besteht in dieser Frage auch überhaupt kein Dissens zwischen den heutigen großen Konfessionen - hier arbeiten die Exegeten schon lange überkonfessionell eng zusammen.

Der Prozess der Kanonisierung indes war wichtig und eine überlebensfrage für die Christen insgesamt. Das ist für uns heute mit den vielen Medien und der globalen Transparenz von Wissenschaften nicht mehr so leicht nachvollziehbar - aber damals war ein geschriebenes Buch nicht nur eine Seltenheit an sich, sondern immer auch Ausdruck und "Testament" einer einzelnen gelehrten Persönlichkeit seiner Zeit. Dennoch mussten sich die Christen immer wieder gegen abweichende oder unklare Schriften und Meinungen wehren - was sich in zahlreichen Konzilsdokumenten widerspiegelt. Das galt auch für das so genannte Thomas Evangelium, welches besser "die Thomas-Sammlung von Jesus Worten" genannt werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen
Katholische Glaubensinformation, kgi
(Juli 2003)

Auf http://www.dilas.net/rot/evangelium.html finden wir dagegen folgendes:
Zitat:Jonathan Dilas, der Verfasser des folgenden Textes, ist kein Christ und vor Jahren aus der Kirche ausgetreten.


Dieses wohl interessanteste Evangelium, das der Vatikan jemals zusätzlich für eine Neuauflage der Bibel hätte aufnehmen können, wurde jedoch von selbem abgelehnt. Es konnte zweifelsfrei bewiesen werden, dass die gefundenen Schriftrollen, also Papyrusrollen, entdeckt bei Naq Hammâdi in Oberägypten, authentisch sind und das tatsächliche Evangelium nach dem Jünger Thomas verfasst worden ist. Das Problem, das sich nun hier für den Vatikan ergibt ist, wenn dieser sich bereit erkläre, das Evangelium mit in die Bibel aufzunehmen, der Vatikan zugeben müsste, dass sämtliche Kirchen nicht dem entsprechen, was Jesus predigte, denn Sinn und Existenz dieser Einrichtung werden im Thomas-Evangelium nämlich eindeutig als unnütz dargelegt. In diesem Sinne weigert sich der Vatikan verständlicherweise dieses neue Evangelium in die Bibel aufzunehmen oder überhaupt als authentisch zu bezeichnen, da es die Struktur der Kirche unvorhersehbar verändern würde. Als Grund dafür behauptet dieser, dass es kein einziges Originalwort Jesu in der Überlieferung gäbe (da er ausschließlich aramäisch gesprochen hat) und somit könne man die Authenzität nicht mit Sicherheit für gegeben halten. Wie in diesem Kontext jedoch, in Bezug auf die Bibelpassagen mit Jesus, das neue Testament entstehen und Teil der Bibel werden konnte, macht diese Rechtfertigung eindeutig fadenscheinig. Das Schöne daran ist, dass sich der Vatikan damit als Vertreter einer Institution und nicht als der Gottes outet. So können doch nun hoffentlich alle gläubigen Christen aufatmen und erkennen, dass Kirche und christliche Religion einfach nichts miteinander zu tun haben! Dies sollte doch mindestens ein Grund sein, aus der Kirche augenblicklich auszutreten. Ich kann versichern, dieser Vorgang dauert keine drei Minuten und man wird dafür sogar, für die Pragmatiker besonders entgegenkommend, mit einer kleinen Steuerentlastung belohnt. Es geht dem Vatikan also nicht um Wahrheitsfindung, sondern nur um Aufrechterhaltung einer einst erstellten Institution mit einem gewissen Machtbereich. Man erinnere sich daran, dass in der Regel jeder Neuankömmling in unserer Welt, automatisch Mitglied der Kirche ist. Ein Grund mehr, deren Spiel nicht mehr mitzuspielen.

Das “Thomas-Evangelium” beinhaltet 114 Verse und scheint überwiegend Regeln für das Leben im Allgemeinen zu beinhalten. Es wird eine Parallele gezogen, von einigen Deutern des Evangeliums, dass die Bergpredigt auf der einen Seite Regeln für das “äußere” Leben birgt, während das “Thomas-Evangelium” diese für das “innere” Leben darstellt.

Also, von "Sektenschrift" bis "revolutionär" alles dabei. Meine persönliche Meinung aber, wenn man seltsame Verse liest wie:

Zitat:(96) Jesus sprach: Das Königreich des Vaters ist gleich einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, verbarg ihn im Teig und machte davon große Brote. Wer Ohren hat, der höre.

oder
Zitat:(109) Jesus sprach: Das Königreich ist gleich einem Mann, der in seinem Acker einen versteckten Schatz hatte, von dem er nichts wusste. Und als er gestorben war, vererbte er ihn seinem Sohn. Der Sohn wusste davon nichts; er nahm dieses Feld und verkaufte es. Und der, der es gekauft hatte kam. Er pflügte und fand den Schatz. Er begann, Geld gegen Zinsen denen zu verleihen, die er wollte.

dann muss man sich schon Fragen, ob Jesus wirklich so schräge Sachen gesagt hat. Vers 109 erinnert ein wenig an stille Post, wenn man ihn mit der kanonischen Vorlage vergleicht. (Der Mann fand einen Schatz, verkaufte alles was er hatte und kaufte den Acker mit dem Schatz und das ganze unter dem Titel: Mit dem Himmelreich verhält es sich so. Das ergibt Sinn!)
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[Kein Betreff] - von Gerhard - 04-11-2003, 23:59
Ganz schöner Brocken! - von Mike - 05-11-2003, 16:20
[Kein Betreff] - von Mike - 05-11-2003, 16:44
Re: Ganz schöner Brocken! - von Summ - 05-11-2003, 18:16
[Kein Betreff] - von Gast - 05-11-2003, 18:23
[Kein Betreff] - von Gast - 05-11-2003, 21:12
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[Kein Betreff] - von Summ - 05-11-2003, 23:35
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[Kein Betreff] - von Mike - 08-11-2003, 12:32
[Kein Betreff] - von Mike - 08-11-2003, 12:54

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