12-08-2009, 22:54
(12-08-2009, 09:36)Epicharm schrieb: Hallo Melek,
wie Luther diesen Satz übersetzt, damit steht er so ziemlich alleine da.
Im griechischen Grundtext (und auch in der Hieronymus-Übersetzung) heißt es eindeutig "unseres Gottes und Retters Jesus Christus".
Als ich den Beitrag schieb, hatte ich die Herder-Übersetzung zur Hand. In der Elberfelder Bibel ist das gleichlautend mit "…unseres Gottes und Retters Jesus Christus" übersetzt.
Die Übersetzungen in den Luther-Ausgaben erweisen wohl der Ausgabe von 1545 ihre Referenz. Dort hat Luther (nicht korrekt) folgendermaßen übersetzt:
In der gerechtigkeit / die vnser Gott gibt / vnd Jhesu Christi vnseres Herrn.
Auch in der Einheitsübersetzung, den griechischen Grundtext berücksichtigend, heißt es:
Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt haben wie wir.
Der 2. Petrusbrief ist wahrscheinlich zwischen 120 und 130 nChr abgefasst worden. In dieser Zeit dürfte die Vergöttlichung Jesu Gestalt angenommen haben.
Im Konzil von Nicäa ist dann Gott in seiner Dreiheit zum Glaubensbekenntnis geworden.
MfG. E
Hi Epicharm.
Nun, da im 2.Vers dieses Briefes in jeder mir bekannten Übersetzung steht :
"Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn! ",
denke ich trotzdem, daß der 1.Vers nicht eindeutig Jesus mit Gott gleichsetzt.
Man kann m.E. auch :
"unseres Gottes und Retters Jesus Christus"
so verstehen, daß es sich um verschiedene Wesen, also Gott und den Retter Jesus handelt.
Bei Übersetzungen gehen solche Details ja auch schnell verloren.
Aber wie gesagt denke ich, daß da eben Begriffe wie "Herr" ein wenig durcheinandergeworfen wurden.
Wenn der 2.Petrusbrief wirklich Jesus als Gott darstellen würde, wäre er von den Arianern verworfen worden, oder ?
Wenn dies der Fall war (weißt du darüber was?), so hättest du recht.
Soweit ich weiß, wurde die Wesensgleichheit Jesu mit Gott erst in Nicäa definiert. Nachdem dann aber trotzdem die Arianer Aufwind erhielten, und die Wesensgleichheit erneut verworfen wurde, dauerte es noch ein paar Jahrzehnte, bis auf dem Konzil in Konstantinopel nicht nur die Wesensgleichheit festgeschrieben, sondern eben auch die Dreieinigkeit erstmals richtig definiert wurde.
Verschiedene Strömungen gab es ja so oder so, und alle werden sich auf verschiedene Interpretationen von entsprechenden Texten berufen haben. Von daher finde ich die Aussage, daß bereits im 2.Petrusbrief (ein paar andere Stellen gibts ja auch noch) Jesus zu Gott erklärt wurde etwas einseitig.
Die Kirchengeschichte verlief nicht eindimensional, und es hätte ja z.B. auch ein Marcion sich durchsetzen können, dann sähe das Christentum ganz anders aus.
Aber ok, "hätte"-Fragen sollte man ebensowenig diskutieren wie "die hätten richtigerweise sollen"- Aussagen.

Zur Klärung der vorliegenden Frage müsste man wohl am ehesten untersuchen, inwieweit der 2.Petrusbrief wegen(!) des 1.Verses von Nichttrinitariern verworfen wurde, und inwieweit er damit die weitere Kirchengeschichte bezüglich dieser Frage beeinflusst hat.
Ich glaube ehrlich gesagt, daß er nur eine geringe und wenn dann nur hineininterpretierte Rolle spielte.
Die Frage, wann genau der erste Gedanke, Jesus könnte man mit Gott gleichsetzen, stattfand, wäre für mich damit nicht geklärt.
Wir müssen wohl von einer schleichenden Entwicklung ausgehen, die eben vom Durcheinanderwerfen von "Herr"-Begriffen lebte und sich dann im in Nicäa vorgelegten Bekenntnis manifestierte.