19-07-2009, 11:53
Guten Morgen, Epicharm!
Danke, dass Du dieses Thema, das in einem anderen Thread eher offtopic war, oder nur Teil eines übergreifenderen Themas, hier als solches zur Diskussion stellst.
Ich gehe jetzt mal die von Dir genannten Bibeltexte durch, so wie sie sich mir darstellen.
Ich habe jetzt eben noch einmal das ganze Kapitel 10 von Mattheus gelesen, und er redet hier von einer Spaltung zwischen denen, die ihn, Jesus, bekennen, und den anderen.
Diese Spaltung treibt er verbal voran, fordert sie. Zum Beispiel hier:
Und dann:
Die Spaltung, die der Sprecher der Texte vorantreibt, besteht darin, dass der Name des Jesus zentral ist. Der soll bekenntnisartig ausgesprochen werden.
Es ist hier überhaupt nicht von einem Sachverhalt die Rede, sondern von einem Personenkult.
Die Jünger sollen darum die Häuser, die die Verneigung vor diesem Namen verweigern, verlassen, weil Gott selber viel stärkere Bestrafungsmöglichkeiten hat. Da müssen die Jünger selber sich nicht darum kümmern. Ihr Auftrag sei es, den Namen Jesus als das Höchste zu verkünden. Und wer diesen Namen nicht annimmt, der wird - dafür wird Jesus persönlich sorgen -, auch von Gott nicht angenommen werden.
In diesem Sinne ist "Schwert" hier bei Matthäus wohl psychologisch gemeint. Jeus sei gekommen, um die Menschheit zu spalten. In die, die diesem "Namen" huldigen, und den anderen, die das nicht tun und denen es sehr, sehr dreckig gehen wird vor Gott. ->
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen:
Hier geht es also nicht darum, dass man einem, der Durst hat, zu trinken gibt, sondern einem Jünger Jesu zu trinken gibt. Denn die Jünger sind die Gerechten, sie haben den richtigen Namen auf den Lippen. Und wer diesen gerechten Jüngern zu trinken gibt, der wird von Gott Lohn erhalten.
Wenn man mich fragt:
Ich halte diese Texte für keine authentischen Worte.
Zu deutlich zeigt sich das Interesse der Jünger, gut aufgenommen zu werden.
In der Literatur- und Ideologiekritk hilft es sehr, immer als erstes nachzugucken: Wessen Interesse wird hier vertreten.
Zu der Parallelstelle in Lukas 12:
Tatsächlich Lukas entschärft. Aber die Hölle bleibt erhalten ->
Jesus wird - nach dieser Interpretation - also nicht die, die die Jünger schlecht behandeln, bei Gott anschwärzen, sondern bei den Engeln Gottes.
Und ebenfalls wird nach dieser Interpretation nicht der, der den Namen Jesus nicht anerkennt, in das Gericht kommen, sondern nur der, der dem Heiligen Geist lästert.
Allerdings könnte das nur eine indirekte Aussage für dasselbe sein. Denn wo soll der Heilige Geist ausgemacht werden, wenn nicht in den Worten der vom Heiligen Geist gelenkten Jünger?
Übrigens ist auch hier, ab Vers 38,
http://www.bibleserver.com/index.php
deutlich das persönliche Interesse der jungen Gemeinde - also der Jünger - herauszulesen:
die Wiederkunft Jesu verzögert sich, und es komme darauf an, jederzeit bereit zu sein.
Das kann unmöglich ein Text von Jesus selber sein.
Und zum Schluss die strittige Stelle selber bei Lukas :
Im Prinzip das Gleiche wie bei Matthäus. Es wird die Spaltung als eine notwendige erklärt. Und im gleichen Sinne wie bei Matthäus.
Meine Schlussfolgerung:
Da ich kein Griechisch kann und auch sonst kein Neutestamentler bin, habe ich einfach mein Gespür für Texte und mein Gelerntes, ideologiekritisch an Texte heranzugehen, benutzt:
also erst einmal zu schauen, welche Intention sich in den Texten äußert. Daraus lässt sich bis zu einem gewissen Grad der Verfasser (und der Grund, warum er den Text geschrieben hat), erschließen.
Und im Moment scheint mir deutlich, dass Jesus nachträglich etwas in den Mund gelegt wurde, was nicht das Interesse Jesu sein konnte, sondern das Interesse der jungen Gemeinde:
sich vor Verfolgung zu wappnen. Offenbar waren die jungen Christen in eine Krise geraten und hatten die Frage: wie verhalten wir uns? Gehen wir jetzt erst recht in die Häuser, die von Jesus nichts hören wollen, oder rennen wir weg. Sollen wir uns rächen an denen, die mir den (christlichen) Veter ermordet haben, oder sollen wir das hinnehmen.
Und die Antworten, die Matthäus und Lukas geben, lauten:
Geht weg, ihr müsst euch nicht auf Teufel komm raus ermorden lassen. Es wird Gott selber dafür sorgen, dass diese Menschen bestraft werden.
Habt aber keine Angst, denn ihr werdet belohnt werden. Eurem Körper kann man was antun, aber nicht eurer Seele.
Welches nun die authentischen Worte Jesu waren, ist daraus nicht zu erkennen. Ich persönlich würde sagen:
da Jesus selbst doch gar nicht an eine Verfolgung gedacht haben kann, stammen diese Worte überhaupt nicht von ihm.
Danke, dass Du dieses Thema, das in einem anderen Thread eher offtopic war, oder nur Teil eines übergreifenderen Themas, hier als solches zur Diskussion stellst.
Ich gehe jetzt mal die von Dir genannten Bibeltexte durch, so wie sie sich mir darstellen.
Ich habe jetzt eben noch einmal das ganze Kapitel 10 von Mattheus gelesen, und er redet hier von einer Spaltung zwischen denen, die ihn, Jesus, bekennen, und den anderen.
Diese Spaltung treibt er verbal voran, fordert sie. Zum Beispiel hier:
Zitat:11 Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf einkehrt, so forscht, wer darin würdig ist; und dort bleibt, bis ihr weggeht! 12 Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es! 13 Und wenn nun das Haus würdig ist, so komme euer Friede darauf; wenn es aber nicht würdig ist, so wende sich euer Friede zu euch zurück. 14 Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird - geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! 15 Wahrlich, ich sage euch, es wird dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als jener Stadt.
Und dann:
Zitat:32 Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.33 Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist. 34 Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; 38 und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
Die Spaltung, die der Sprecher der Texte vorantreibt, besteht darin, dass der Name des Jesus zentral ist. Der soll bekenntnisartig ausgesprochen werden.
Es ist hier überhaupt nicht von einem Sachverhalt die Rede, sondern von einem Personenkult.
Die Jünger sollen darum die Häuser, die die Verneigung vor diesem Namen verweigern, verlassen, weil Gott selber viel stärkere Bestrafungsmöglichkeiten hat. Da müssen die Jünger selber sich nicht darum kümmern. Ihr Auftrag sei es, den Namen Jesus als das Höchste zu verkünden. Und wer diesen Namen nicht annimmt, der wird - dafür wird Jesus persönlich sorgen -, auch von Gott nicht angenommen werden.
In diesem Sinne ist "Schwert" hier bei Matthäus wohl psychologisch gemeint. Jeus sei gekommen, um die Menschheit zu spalten. In die, die diesem "Namen" huldigen, und den anderen, die das nicht tun und denen es sehr, sehr dreckig gehen wird vor Gott. ->
Zitat:28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als auch Leib zu verderben vermag in der Hölle!
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen:
Zitat:40 Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. 41 Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen12, wird eines Propheten Lohn empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen. 42 Und wenn jemand einem dieser Geringen nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt in eines Jüngers Namen13, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn gewiss nicht verlieren.
Hier geht es also nicht darum, dass man einem, der Durst hat, zu trinken gibt, sondern einem Jünger Jesu zu trinken gibt. Denn die Jünger sind die Gerechten, sie haben den richtigen Namen auf den Lippen. Und wer diesen gerechten Jüngern zu trinken gibt, der wird von Gott Lohn erhalten.
Wenn man mich fragt:
Ich halte diese Texte für keine authentischen Worte.
Zu deutlich zeigt sich das Interesse der Jünger, gut aufgenommen zu werden.
In der Literatur- und Ideologiekritk hilft es sehr, immer als erstes nachzugucken: Wessen Interesse wird hier vertreten.
Zu der Parallelstelle in Lukas 12:
Tatsächlich Lukas entschärft. Aber die Hölle bleibt erhalten ->
Zitat:4 Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und nach diesem nichts weiter zu tun vermögen! 5 Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Macht 3 hat, in die Hölle zu werfen; ja, sage ich euch, diesen fürchtet! 6 Werden nicht fünf Sperlinge für zwei Münzen verkauft? Und nicht einer von ihnen ist vor Gott vergessen. 7 Aber selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr als viele Sperlinge. 8 Ich sage euch aber: Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; 9 wer mich aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden. 10 Und jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden. 10 Und jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der gegen den Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden
Jesus wird - nach dieser Interpretation - also nicht die, die die Jünger schlecht behandeln, bei Gott anschwärzen, sondern bei den Engeln Gottes.
Und ebenfalls wird nach dieser Interpretation nicht der, der den Namen Jesus nicht anerkennt, in das Gericht kommen, sondern nur der, der dem Heiligen Geist lästert.
Allerdings könnte das nur eine indirekte Aussage für dasselbe sein. Denn wo soll der Heilige Geist ausgemacht werden, wenn nicht in den Worten der vom Heiligen Geist gelenkten Jünger?
Übrigens ist auch hier, ab Vers 38,
http://www.bibleserver.com/index.php
deutlich das persönliche Interesse der jungen Gemeinde - also der Jünger - herauszulesen:
die Wiederkunft Jesu verzögert sich, und es komme darauf an, jederzeit bereit zu sein.
Das kann unmöglich ein Text von Jesus selber sein.
Und zum Schluss die strittige Stelle selber bei Lukas :
Zitat:49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet! 50 Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muss, und wie bin ich bedrängt, bis sie vollbracht ist! 51 Denkt ihr, dass ich gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung. 52 Denn es werden von nun an fünf in einem Haus entzweit sein; drei mit zweien und zwei mit dreien; 53 es werden entzweit sein Vater mit Sohn und Sohn mit Vater, Mutter mit der Tochter und Tochter mit der Mutter, Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter mit der Schwiegermutter.
Im Prinzip das Gleiche wie bei Matthäus. Es wird die Spaltung als eine notwendige erklärt. Und im gleichen Sinne wie bei Matthäus.
Meine Schlussfolgerung:
Da ich kein Griechisch kann und auch sonst kein Neutestamentler bin, habe ich einfach mein Gespür für Texte und mein Gelerntes, ideologiekritisch an Texte heranzugehen, benutzt:
also erst einmal zu schauen, welche Intention sich in den Texten äußert. Daraus lässt sich bis zu einem gewissen Grad der Verfasser (und der Grund, warum er den Text geschrieben hat), erschließen.
Und im Moment scheint mir deutlich, dass Jesus nachträglich etwas in den Mund gelegt wurde, was nicht das Interesse Jesu sein konnte, sondern das Interesse der jungen Gemeinde:
sich vor Verfolgung zu wappnen. Offenbar waren die jungen Christen in eine Krise geraten und hatten die Frage: wie verhalten wir uns? Gehen wir jetzt erst recht in die Häuser, die von Jesus nichts hören wollen, oder rennen wir weg. Sollen wir uns rächen an denen, die mir den (christlichen) Veter ermordet haben, oder sollen wir das hinnehmen.
Und die Antworten, die Matthäus und Lukas geben, lauten:
Geht weg, ihr müsst euch nicht auf Teufel komm raus ermorden lassen. Es wird Gott selber dafür sorgen, dass diese Menschen bestraft werden.
Habt aber keine Angst, denn ihr werdet belohnt werden. Eurem Körper kann man was antun, aber nicht eurer Seele.
Welches nun die authentischen Worte Jesu waren, ist daraus nicht zu erkennen. Ich persönlich würde sagen:
da Jesus selbst doch gar nicht an eine Verfolgung gedacht haben kann, stammen diese Worte überhaupt nicht von ihm.
