12-06-2009, 23:55
Hallo Rolf,
Hingegen entspricht der Inhalt (also der Sinneseindruck) nicht der äußeren Realität, was man durch Messungen heraus finden kann.
Neben der intersubjektiven Mitteilbarkeit bedarf es also weiterer Kriterien.
Oder: Unser Realitätsempfinden ist zwar mitteilbar, entspricht aber grundsätzlich nicht der Realität. Worüber unterhalten wir uns dann aber?
Es ist, glaube ich, auch Konsens, dass Beschreibungen, beispielweise der Geschichtswissenschaft, einer (vergangenen) Realität entsprechen. Diese Feststellung mag im Sinne der Forderung nach Kausalität „schwach“ sein. Das ist aber nicht als Werturteil zu verstehen, sondern nur in dem mathematischen Sinne einer Wahrscheinlichkeitsaussage. Die dazu erforderlichen Methoden nehmen in deinem Sinne wahr z. B. Textfragmente, Rückstände der Zivilisation, Reststrahlung. Obwohl vieles davon mit naturwissenschaftlich-technischen Methoden untersucht wird, kann die Wirklichkeit dahinter nicht mehr in allen Einzelheiten rekonstruiert werden. Das heißt aber nicht, dass sie Erfindung ist, also irreal.
Nehmen wir als Beispiel die Urknall-Hypothese. Diese ist ein astronomisch begründetes Phantasieprodukt, mehr nicht. Die beteiligten Wissenschaftler gehen nur davon aus, dass ihr eine Realität entspricht.
Real an Gott sind alle Aktivitäten, die irgendwie in einer Gesellschaft von Gläubigen wirken. Danach sind beispielsweise real …
Warum sollen unsere Sinne uns nicht unterstützen? Sinnestäuschungen sind doch die Ausnahme. Sie hängen meistens mit bewusst unnatürlicher Gestaltung der Umwelt zusammen. Man muss immer bedenken, in welcher Umgebung der Mensch überleben musste. Dort kommen keine rotierenden Spiralen vor, die uns falsche Farben vorgaukeln.
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Vom Prinzip her sind wir alle auf unsere Wahrnehmungen … angewiesen. Aber nicht alle von der jeweiligen Person gemachten Wahrnehmungen entsprechen auch gleichzeitig der Wahrheit. Bestes Beispiel sind hier die optischen Täuschungen.Halten wir einmal fest, dass Wirklichkeit etwas intersubjektiv Mitteilbares sein soll (Petronius). Dann ist – unabhängig davon, dass ich ein wahr- oder falsch-Urteil dazu abgeben kann, das Erlebnis mitteilbar und kommt aus der Realität. Die Tatsache der „falschen“ Verarbeitung in unserem Sinnenapparat oder Kopf ist genauso real (auch mitteilbar). Wir haben es also mit der Verknüpfung zweier realer Einflüsse zu tun: einer bestimmten Konstellation in der Welt und einer bestimmten Verarbeitung durch Organe unseres Körpers – beides real.
Hingegen entspricht der Inhalt (also der Sinneseindruck) nicht der äußeren Realität, was man durch Messungen heraus finden kann.
Neben der intersubjektiven Mitteilbarkeit bedarf es also weiterer Kriterien.
Oder: Unser Realitätsempfinden ist zwar mitteilbar, entspricht aber grundsätzlich nicht der Realität. Worüber unterhalten wir uns dann aber?
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Dann sollte die Frage auftauchen, was nehmen wir überhaupt wahr, und gibt es Dinge die für uns nicht wahrnehmbar sind aber trotzdem existieren und somit eigentlich real sind.Die zurück liegende Diskussion zeigte bereits, dass es Dinge gibt, die wir nicht wahrnehmen, deren Realität jedoch mit naturwissenschaftlichen Methoden nachweisbar sind. Damit sind sie auf eine sehr klare Weise real und nicht nur „eigentlich real“.
Es ist, glaube ich, auch Konsens, dass Beschreibungen, beispielweise der Geschichtswissenschaft, einer (vergangenen) Realität entsprechen. Diese Feststellung mag im Sinne der Forderung nach Kausalität „schwach“ sein. Das ist aber nicht als Werturteil zu verstehen, sondern nur in dem mathematischen Sinne einer Wahrscheinlichkeitsaussage. Die dazu erforderlichen Methoden nehmen in deinem Sinne wahr z. B. Textfragmente, Rückstände der Zivilisation, Reststrahlung. Obwohl vieles davon mit naturwissenschaftlich-technischen Methoden untersucht wird, kann die Wirklichkeit dahinter nicht mehr in allen Einzelheiten rekonstruiert werden. Das heißt aber nicht, dass sie Erfindung ist, also irreal.
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Nur was ist, wenn uns über etwas keine Information erreicht, es also nicht wahrnehmbar wird, aber trotzdem vorhanden ist? … auch hier ist die Antwort relativ einfach. Wo Wahrnehmung fehlt, kann man die Fantasie einsetzen.Was du vermutlich meinst, ist „Spekulation“. Nun, das geschieht eigentlich immer. Aber dieser entspricht keine Realität in der objektiven Welt, sondern nur, wie in der Mathematik, in der Gedankenwelt in dem Sinne, dass sie mitteilbar ist und unter gewissen Axiomen berechenbar.
Nehmen wir als Beispiel die Urknall-Hypothese. Diese ist ein astronomisch begründetes Phantasieprodukt, mehr nicht. Die beteiligten Wissenschaftler gehen nur davon aus, dass ihr eine Realität entspricht.
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Und genau das hat z.B. der Mensch bei den Religionen gemacht. Sich einen Gott vorgestellt, und ihn durch Verbreiten seiner Vorstellung vom Prinzip her real werden lassen. Nun haben alle Religionen ihren Gott, den man aber nicht wahrnimmt, weil halt informelle Beweise fehlen.Diese These dürfte mindestens bei Atheisten bestritten werden. Real ist nur die Tatsache, dass jemand an Gott glaubt. Man kann eine Umfrage starten und erhält derartige Aussagen (sogar abzählbar). Ein Ding erhält den Status, real zu sein oder zu existieren, grundsätzlich nicht dadurch, dass ich daran glaube. Das Problem ist die (inhaltliche) All-Struktur Gottes. Diese schließt ihre Widersprüche ein und verhindert damit, dass wir uns widerspruchsfrei über Gott austauschen können. Eine Person A spricht von Gott und der Empfänger der Botschaft kann prinzipiell nicht genau wissen, ob zutrifft, was A behauptet. Zumindest die Forderung nach intersubjektiver Mitteilbarkeit wird dadurch gestört oder verhindert.
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Und doch kann man aus der „Fantasiegestalt Gott“ einen „realen Gott“ werden lassen. In dem man z.B. erkennt, dass Gott dieses Universum als Ganzes darstellt, also nicht irgendwo außerhalb thront. Und durch das Lebewesen Mensch erkennt sich (durch?) Gott dann auch selbst. Denn Leben wurde geschaffen, um Wahrnehmungen über das Universum zu machen. Das ist der eigentliche Sinn.Ist das nicht einfach eines von vielen Glaubensbekenntnissen, das uns in der Frage der Realität nicht weiter hilft? Die „Erkenntnis“, von der du schreibst, macht Gott nicht real, weil ich die dahinter steckende Aussage glauben muss.
Real an Gott sind alle Aktivitäten, die irgendwie in einer Gesellschaft von Gläubigen wirken. Danach sind beispielsweise real …
- ein Vertrag mit Gott, so wie das Judentum ihn am Horeb geschlossen hat.
- dessen Inhalte, weil sie das Zusammenleben regeln.
- die Beschäftigung mit, die Fragen an Gott
- Gott als ethische Randbedingung einer Gesellschaft von Gläubigen
- die Anbetung
- das Gottvertrauen
- die kultische Heiligung
(11-06-2009, 16:40)rsdcberlin schrieb: Fasse ich zusammen. Die Wirklichkeit kann man nicht durch seine Sinne erfahren. Sie ist nur durch den Einsatz unseres Verstandes und in der Gruppe erfahrbar.Zunächst ist daran das Stichwort „Gruppe“ – ein Teil der Menschengesellschaft – hervorzuheben. Petronius hat ja bereits auf die intersubjektive Mitteilbarkeit hingewiesen. Wir müssen jetzt mindestens ergänzen, dass diese Mitteilung konsistent also widerspruchsfrei möglich sein muss, ehe wir von der Realität eines Gegenstandes überzeugt sind.
Warum sollen unsere Sinne uns nicht unterstützen? Sinnestäuschungen sind doch die Ausnahme. Sie hängen meistens mit bewusst unnatürlicher Gestaltung der Umwelt zusammen. Man muss immer bedenken, in welcher Umgebung der Mensch überleben musste. Dort kommen keine rotierenden Spiralen vor, die uns falsche Farben vorgaukeln.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

