02-06-2009, 05:28
(01-06-2009, 23:16)Ekkard schrieb:(31-05-2009, 18:54)Saldo schrieb: Ohne Weltsicht kann der Mensch gar nicht existieren.(31-05-2009, 22:11)melek schrieb: Das halte ich für diskussionswürdig . Ich denke nämlich , daß der Mensch sehr wohl ohne Weltsicht (gemeint als bestimmte Weltanschauung) existieren kann . Dafür ist er noch genug "Tier".Das sehe ich genauso.
Und ist dennoch falsch. Man kann nicht einfach sagen: der Mensch ist genug Tier, also hat er die Möglichkeit, das Menschsein abzulegen und sich von der Welt kein Bild oder eine Anschauung zu machen. Schon das Kleinkind macht sich von der Welt ein Bild. Vielleicht kann man den Menschen so am Hirn manipulieren, dass er nur noch lallt und die Welt nicht mehr geistig wahrnehmen kann. Mag sein.
Man kann ihn auch umbringen, dann hat er auch keine Sicht der Welt mehr. Aber wenn man ihn Mensch sein lässt, muss er sich notgedrungen weine Weltsicht schaffen. Er ordnet, wählt aus,
Vielleicht hat ja sogar das Tier eine Weltsicht. Auch das Tier kann nicht alle Impressionen, die auf es einstürmen, verarbeiten. Es nimmt nur das wahr, was ihn betrifft.
(31-05-2009, 22:11)melek schrieb: Und auch wenn du mich als Reduktionist bezeichnest *g* :
Ich denke schon , daß die geistige Realität der Menschen vollständig auf das Physische zurückführbar ist . Eigentlich ist es nur ein evolutionär hervorgebrachtes Instrument , welches dem Überleben dient , und gar nicht in erster Linie zum Erkenntnisgewinn taugt
Gut, das ist Deine Weltanschauung. So kann man sich die Welt und den Menschen erklären. Nur, mich interessiert der Mensch, wie er ist, ohne dass ich vorher Entscheidungen darüber treffe.
Was folgt daraus, wenn man dem Menschen alles abspricht, was das Tier nicht auch hat? Was hat das für die Schulpädagogik zur Folge? Dass man die Kinder dressiert, richtig. Denn Tiere muss man auch dressieren.
Dressierte Kinder aber leiden, werden krank. Eines der Indizien, dass Menschen mehr sind als Tiere und man diesem "Mehr" Rechnung tragen muss.
Zitat:Spekulationen darüber , ob es über dieser physikalischen Kraft noch eine "höhere" Kraft gibt , sind aus der Luft gegriffen und bringen uns nicht weiter .
Nun, es ist ein Akt der Gewalt, Leuten vorzuschreiben, was sie weiterzubringen hat. Ich schrieb bereits, dass man mit Definitionen Macht ausüben kann und oft auch will.
Wenn eine hohe Prozentzahl aller Menschen - ich schätze mal wild rum: 70 % - Religiosität als Teil ihres Lebens wahrnimmt, dann kommt die elitäre Minderheit und sagt: ihr spekuliert nur rum, das bringt euch nicht weiter:
dann ist das geistige Diktatur.
Was aus der Luft gegriffen ist und was nicht, wird von jedem selbst bestimmt und nicht von denen, die über andere bestimmen wollen.
Ein Empiriker hat nicht normativ vorzugehen und schon im voraus festzulegen, was das Ergebnis zu sein hat. Wenn er selber normativ gebunden ist, von seiner Weltsicht nicht lassen kann, taugt er ohnehin nicht zum Wissenschaftler.
Das ist die schon öfter hier beschriebene Crux bei einigen Naturwissenschaftlern oder solchen, die meinen, sie würden das Credo der Naturwissenschaft vertreten:
sie verwechseln Ideologie mit Methode.
Sie wollen allzu gern ihre Weltanschauung in die Methode einfließen lassen: also gar nicht erst gestatten, dass man frei forscht.
Wie in Brechts "Leben des Galilei" (wo die Theologen nicht durch das Fernglas schauen wollen, weil sie schon vorher entschieden haben, dass die Erde sich nicht um die Sonne drehen kann) wollen sie verhindern, dass - in dem Fall - Religiösität eine Realitätsebene ist, die existiert. Da wird von vornherein normativ erklärt, dass das nicht der Fall sei und also gar nicht untersucht werden kann. Das sei Spekulation, aus, bumm. Die Physik sei das Einzig Reale, aus, bumm.
Damit ist die Wissenschaft zu einer Farce geworden, der Ausgangspunkt der Aufklärung verraten worden. Sie wäre dann genauso verkalkt wie manche Dogmen der Religionen.