01-06-2009, 15:01
Ich habe den Beitrag 23 von Ekkard jetzt noch einmal durchgelesen und stelle fest, dass fast alles davon in den späteren Beiträgen aufgegriffen und weiterentwickelt wurde - sodass ich darauf direkt nicht mehr eingehen muss.
Eine Ausnahme allerdings gibt es, das ist bisher noch nicht thematisiert worden ->
Diese Frage habe ich mir über Jahre gestellt. Das Gleiche gilt ja für andere Kunstformen: bei einem Gemälde, einem Hörspiel etc.
"Erlebnis" ist ein ungenauer Begriff (von Haus aus), man kann ihn aber vielleicht spezifizieren. Was "erlebt" man denn?
Und da kann man dann mehrere Formen des Erlebens unterscheiden:
zum Beispiel die Freude an der Komposition selber, also an dem Kunstcharakter. Wie die Motive entwickelt worden sind usw.
Da ist man dann noch relativ analytisch eingestellt, auch wenn diese Motiventwicklungen schon auch noch anderes auslösen (was man noch untersuchen müsste).
Aber es gibt - jetzt zum Beispiel bei der Musik - auch noch ein andere Erlebnisform, die einen die Mittel, mit denen sie hergestellt wurde, vergessen lassen. Das können dann mitunter ganz wenige Takte einer Klaviersonate sein, gespielt von einem begnadeten Pianisten, die einem einen Schleier von den Augen reißen. Man begreift etwas, das durch dieses Medium nur ausgelöst wurde.
Ich bin allmählich dahintergestiegen - hat wirklich lange gedauert -, dass nicht nur die hehre Kunst selber uns in bestimmte "Zustände" bringt. Wir können am Abend ein interessant beleuchtetes Gartenrestaurant (mit indirekten Lichtquellen, Schattenspiel und so) betreten, und schon sind wir - obwohl wir vielleicht schlecht gelaunt waren - in einer erfreulicheren Laune.
Wir sind quasi andauernd - ohne Aufhören - in irgendeiner "Umgebung", die unsere Befindlichkeit beeinflusst und die wir ständig als "Realität" wahrnehmen. Aber diese Realitäten wechseln andauernd.
Wir malen die Wände unserer Zimmer um, um in eine andere Realität zu kommen. Wir fahren ans Meer, um in eine andere Realität zu kommen.
Und das Neugeborene brüllt, wenn es plötzlich in ein grelles Licht kommt. Wir sind nie je frei von Beeinflussung durch die Umgebung.
Und je größer die Kunst - die die Medien und deren Wirkung so genau studiert hat, dass weitere Realitäten erfahrbar werden -, desto mehr haben wir die Möglichkeit, die Bedingtheit unseres erlernten Realitätsverstandnisses zu begreifen.
Jedenfalls ist es das, was ich vorher mit den paar Takten eines "begnadeten" Pianisten meinte: man kann plötzlich sehen, dass es noch ganz andere Interpretationen der Welt gibt als die, die wir im Alltag nutzen.
Zusammengefasst: "Realität" ist immer eine durch ein Medium hergestellte.
Erweiterung: Man kann aber Intersubjektivitäten ausmachen, da alle Menschen ja miteinander verwandt sind, gewisse gleiche Grundbedingungen haben. Nicht nur die äußeren Sinne, sondern auch die inneren arbeiten ähnlich, stellen ähnliche Realitäten her. Dadurch wird Kommunikation möglich.
Auf weitere Beiträge in diesem Thread gehe ich dann ein andermal ein.
Eine Ausnahme allerdings gibt es, das ist bisher noch nicht thematisiert worden ->
(31-05-2009, 00:13)Ekkard schrieb:(29-05-2009, 00:02)Saldo schrieb: Die momentane „Fantasybewegung“ (Rowling, Tolkien, früher M. Ende) gehört in diesen Prozess auch hinein, es wird das Imaginative und Schöpferische trainiert.Richtig, man könnte genauso gut auch fragen: Gehört Musikerleben zur Realität? Die Noten ja, die Luftschwingungen sicher auch. Aber das Erlebnis?
Diese Frage habe ich mir über Jahre gestellt. Das Gleiche gilt ja für andere Kunstformen: bei einem Gemälde, einem Hörspiel etc.
"Erlebnis" ist ein ungenauer Begriff (von Haus aus), man kann ihn aber vielleicht spezifizieren. Was "erlebt" man denn?
Und da kann man dann mehrere Formen des Erlebens unterscheiden:
zum Beispiel die Freude an der Komposition selber, also an dem Kunstcharakter. Wie die Motive entwickelt worden sind usw.
Da ist man dann noch relativ analytisch eingestellt, auch wenn diese Motiventwicklungen schon auch noch anderes auslösen (was man noch untersuchen müsste).
Aber es gibt - jetzt zum Beispiel bei der Musik - auch noch ein andere Erlebnisform, die einen die Mittel, mit denen sie hergestellt wurde, vergessen lassen. Das können dann mitunter ganz wenige Takte einer Klaviersonate sein, gespielt von einem begnadeten Pianisten, die einem einen Schleier von den Augen reißen. Man begreift etwas, das durch dieses Medium nur ausgelöst wurde.
Ich bin allmählich dahintergestiegen - hat wirklich lange gedauert -, dass nicht nur die hehre Kunst selber uns in bestimmte "Zustände" bringt. Wir können am Abend ein interessant beleuchtetes Gartenrestaurant (mit indirekten Lichtquellen, Schattenspiel und so) betreten, und schon sind wir - obwohl wir vielleicht schlecht gelaunt waren - in einer erfreulicheren Laune.
Wir sind quasi andauernd - ohne Aufhören - in irgendeiner "Umgebung", die unsere Befindlichkeit beeinflusst und die wir ständig als "Realität" wahrnehmen. Aber diese Realitäten wechseln andauernd.
Wir malen die Wände unserer Zimmer um, um in eine andere Realität zu kommen. Wir fahren ans Meer, um in eine andere Realität zu kommen.
Und das Neugeborene brüllt, wenn es plötzlich in ein grelles Licht kommt. Wir sind nie je frei von Beeinflussung durch die Umgebung.
Und je größer die Kunst - die die Medien und deren Wirkung so genau studiert hat, dass weitere Realitäten erfahrbar werden -, desto mehr haben wir die Möglichkeit, die Bedingtheit unseres erlernten Realitätsverstandnisses zu begreifen.
Jedenfalls ist es das, was ich vorher mit den paar Takten eines "begnadeten" Pianisten meinte: man kann plötzlich sehen, dass es noch ganz andere Interpretationen der Welt gibt als die, die wir im Alltag nutzen.
Zusammengefasst: "Realität" ist immer eine durch ein Medium hergestellte.
Erweiterung: Man kann aber Intersubjektivitäten ausmachen, da alle Menschen ja miteinander verwandt sind, gewisse gleiche Grundbedingungen haben. Nicht nur die äußeren Sinne, sondern auch die inneren arbeiten ähnlich, stellen ähnliche Realitäten her. Dadurch wird Kommunikation möglich.
Auf weitere Beiträge in diesem Thread gehe ich dann ein andermal ein.
