21-05-2009, 23:26
(21-05-2009, 00:13)Ekkard schrieb: Nun, Melek, ich gebe nur wieder, was ich in diesem Punkt aus einem Vortrag und auch von unseren Uni-Theologen mitgenommen habe. Man kann einfach nicht einen Bibeltext hernehmen und ihn unabhängig von der Auslegungstradition beurteilen - und Letzteres geschieht hier.
Ich muss es nochmal betonen: Glaube ist die eigene Reaktion auf eine Lehre. Was immer die Lehre sagt oder gesagt hat, muss so umgesetzt werden, dass die persönliche Verantwortung - für Gläubige: vor Gott; für Ungläubige: vor dem Wohl aller - nicht ausgeschaltet wird.
Damit relativiere ich gar nichts: Priorität hat nach alt-israelitischem, jüdischen und im Übrigen auch christlichem Verständnis das Leben und die Liebe zu Gott. Daran ändert auch ein drastischesVerdikt durch einen Bibeltext nicht das Geringste!
Da stimme ich dir ja zu . Gelebter Glaube ist die Anwendung einer Lehre auf die eigene Lebenssituation und dem Willen , es so "gut" wie möglich zu machen.
Es ging nur um deine Behauptung :
Ekkard schrieb:Todesurteile hat es in diesem Fall nie gegeben.
Ich denke , daß man schon davon ausgehen darf , daß die Menschen damals die Gesetze auch ernst genommen haben , und z.B. die Steinigungen , wie sie laut mosaischen Gesetzen vorgegeben sind , auch durchgeführt haben .
Alles in bestem Glauben , das Gute und Richtige zu tun.
Deshalb ist aufgrund unseres anderen Verständnisses von Ethik ein "wörtlich nehmen" der Bibel etwa als Grundlage für die Lebensbestimmung natürlich abzulehnen .
Was bleibt ist die Interpretation .
Wie gesagt , ich stimme dir voll darin zu , daß der "echte" Bibelglaube genau der ist , der eine mit der Lebenslage kompatible und darin hilfreiche Interpretation bietet .
Ich bin überzeugt davon ,daß die Bibel ein herausragendes Werk dieser Art von Kulturbildung ist , aber mir leuchtet nicht ein , wieso sie man als einzige Grundlage benutzen sollte .
Sprich : Wieso man z.B. Christ werden sollte .
Meine Situation ist ja diejenige , daß ich eigentlich Muslim bin und natürlich mit meinen Eltern und Verwandten die muslimische Kultur lebe , aber mich jetzt einfach nicht mehr an den Koran als Vorgabe für mein Weltbild halte ,auch wenn ich weiß , daß der Koran genauso ein solches Werk von Kulturbildung wie etwa die Bibel darstellt .
Soll ich jetzt versuchen , mir die Korantexte zurechtzudeuten ?
Nö , ich lasse den Islam einfach die Kultur sein , die er ist , nehme gelegentlich an seinen Zeremonien teil , aber lasse ihn auch untergehen , wenn sich keiner mehr dafür interessiert .
Wir Menschen sind auch noch weiterhin in der Lage , große Kulturleistungen zu erbringen .
Irgendwo bremsen die alten Weltbilder halt auch .