31-03-2009, 21:52
Petronius,
wenn wir unterstellen, dass Menschen nichts Sinnloses tun, so sie es nicht aus Widerspruchsgeist tun, dann hat alles Vorgedachte eine Aufgabe und "fällt nicht einfach vom Himmel". So auch der Glaube.
Glaube - im Unterschied zur Lehre - ist die Akzeptanz gewisser Konventionen. Dies zu erkennen und einzusehen, ist mir nicht leicht gefallen und hat bei mir ca. 20 Jahre gedauert - eher mehr.
Der Glaube an etwas Heiliges oder eine heilige Person oder, wie du es ausdrückst: das Transzendente, mag die Existenz des Heiligen unterstellen; doch das ist nichts anderes als Konvention unter jenen, die diese Unterstellung (glaubend) akzeptieren.
Für Konventionen typisch ist:
- sie gehören nicht in die Kategorie beweisbarer Tatsachen;
- sie bestimmen unser Verhalten bis in die Gefühlswelt hinein;
- sie sind nicht aus empirischen Erkenntnissen herleitbar;
- erst ihre Wirkungsgeschichte erweist, ob sie der Gesellschaft angemessen sind.
Und ja, das gilt leider ganz allgemein, also auch für Lehren (Ideologien), die den Glauben missbrauchen.
Du hast auch vollkommen Recht: Auch eine "religiöse Diktatur" versucht, sich durch geeignete Konventionen am Leben zu erhalten.
Dass damit Gefahren verbunden sind, leugne ich gar nicht. Es gilt wie immer im Leben: Jeder erwünschten Wirkung steht eine meist unerwünschte Nebenwirkung gegenüber.
wenn wir unterstellen, dass Menschen nichts Sinnloses tun, so sie es nicht aus Widerspruchsgeist tun, dann hat alles Vorgedachte eine Aufgabe und "fällt nicht einfach vom Himmel". So auch der Glaube.
Glaube - im Unterschied zur Lehre - ist die Akzeptanz gewisser Konventionen. Dies zu erkennen und einzusehen, ist mir nicht leicht gefallen und hat bei mir ca. 20 Jahre gedauert - eher mehr.
Der Glaube an etwas Heiliges oder eine heilige Person oder, wie du es ausdrückst: das Transzendente, mag die Existenz des Heiligen unterstellen; doch das ist nichts anderes als Konvention unter jenen, die diese Unterstellung (glaubend) akzeptieren.
Für Konventionen typisch ist:
- sie gehören nicht in die Kategorie beweisbarer Tatsachen;
- sie bestimmen unser Verhalten bis in die Gefühlswelt hinein;
- sie sind nicht aus empirischen Erkenntnissen herleitbar;
- erst ihre Wirkungsgeschichte erweist, ob sie der Gesellschaft angemessen sind.
Und ja, das gilt leider ganz allgemein, also auch für Lehren (Ideologien), die den Glauben missbrauchen.
(31-03-2009, 17:49)petronius schrieb: glaubenskonventionen gehen sehr oft weit über das hinaus, was "eine gesellschaft am leben erhält".Das glaube ich gerne! Dazu zwei Anmerkungen:
1.
Gute Mythen transportieren neben den Konventionen auch spannende Erzählungen mit geschichtlichem Hintergrund. Viele Menschen halten den geschichtlichen Hintergrund sogar für den Urgrund ihres Glaubens, weshalb sie "vom Glauben abfallen", wenn sich Manches als "erfunden" heraus stellt.2.
Richtig daran ist, dass eine lange Tradition einerseits die Gewähr für "funktionierende" Konventionen bietet, andererseits auch Widersprüche integriert. (Da bin ich auch nicht besonders blauäugig: Das können geschickte Agitatoren schamlos ausnutzen).Du hast auch vollkommen Recht: Auch eine "religiöse Diktatur" versucht, sich durch geeignete Konventionen am Leben zu erhalten.
(31-03-2009, 17:49)petronius schrieb: (bzw. eine bankrotterklärung des menschen: weil er nicht aus einsicht dazu fähig ist, das eigene wohl im wohl des ganzen zu sehen, erfindet man sich einen imaginären zuchtmeister)Nicht ganz: Ohne Konventionen fällt eine Gesellschaft grundsätzlich auseinander bzw. entsteht erst gar nicht. Das archaische Mittel, eine Gesellschaft zu begründen, sind Klatsch und Tratsch. Darin wird jedem Teilnehmer das grundlegende Beziehungsmuster "beigebogen". Das sind ja keine bewusst reflektierten Vorgänge, sondern solche an denen man gefühlsmäßig beteiligt ist.
(31-03-2009, 17:49)petronius schrieb: und weil das so dürftig ist, belassen es die religionen ja auch nicht dabei, sondern befrachten ihre lehre mit tausenden effektiv sinnlosen dogmen. merke: je größer der aufwand, den man treiben muß, um den regeln "gottes" genüge zu tun, desto weniger kommt man zum selber denkenRadio Eriwan: Im Prinzip ja, aber dennoch: "Ein Hoch auf schöne Storys!"
(31-03-2009, 17:49)petronius schrieb: glaube als soziales strukturelement hat meist machterhalt im sinn, glaube als persönliche lebensweise die funktion der krücke, auf die man sich stützen kann, um nicht auf sich allein angewiesen zu seinIch denke, dem liegt ein Missverstehen der Notwendigkeit von (implizit transportierten) Konventionen zugrunde. Machterhalt ist selbstverständlich Ausdruck des Gesellschaftserhalts. Und es ist (statistisch gesehen) nicht gleichgültig, wie Individuen ihre persönlichen Probleme lösen.
Dass damit Gefahren verbunden sind, leugne ich gar nicht. Es gilt wie immer im Leben: Jeder erwünschten Wirkung steht eine meist unerwünschte Nebenwirkung gegenüber.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

