24-03-2009, 15:05
(24-03-2009, 07:37)petronius schrieb: ich kann nicht sehen, welche "ernsthafte Zusicherung einer Wiedergutmachung" die piusbrüder geleistet haben sollen (noch dazu sagst du ja selbst, daß ihre verfehlungen nach kirchenrecht gar nicht rückgängig gemacht werden können). afaik anerkennen sie das vatikanum2 nach wie vor nicht
Streiten wir uns nicht weiter über die kirchenrechtliche Problematik dieser Auseinandersetzung! Ich habe die eindeutige rechtliche Lage, die sich nun einmal durch den CIC ergibt, dargelegt. Das die Anerkennung nicht Gegenstand dieser Voraussetzung ist, sondern der Papst die Hoffnung hat, dass sie die Folge seiner Handlungen ist und das er hierfür erste Anzeichen und Zusicherungen erhalten hat, hat er in seinen Ausführungen umfangreich dargelegt.
(24-03-2009, 07:37)petronius schrieb: was beim gemeinen katholiken und erst recht bei den nichtkatholiken bleibt, ist der eindruck, daß erzreaktionäre antisemiten, schwulenhetzer und gegner von ökumene und modernisierung der kirche hofiert werden (bis hinauf in den zwölffingerdarm, möchte man sagen), während befreiungstheologen, frauen, liberale denker, in ihrer ehe gescheiterte usw. weiterhin maulkörbe umgehängt bekommen, geschaßt werden, keine anerkennung erhalten und von ihrer kirche links liegen gelassen werden
Ich halte diese Eindruck für falsch.
1. Hat die Piusbruderschaft an sich keine Anerkennung bekommen. Sie hat weder ein kanonisches Statut, noch sonst irgendeine legale Rechtsform in der Katholischen Kirche. Der gesamte Klerus ist weiterhin suspendiert und hat keinerlei legitimes Amt.
2. War die Handlung des Papstes der Versuch ein Schisma dauerhaft zu verhindern und dafür erste Weichen zu setzen. Dabei hat der Papst mehrfach klargestellt, dass weder die Haltung der Kirche zum II.Vaticanum, zur Ökumene, noch die Beziehungen zum Judentum zur Disposition stehen und er hat ausdrücklich festgestellt, vor mehreren jüdischen Verbänden, dass Antisemitismus und Antijudaismus niemals zu tolerieren sind.
3. Liegen die allgemeine Lehrverurteilung der Befreiungstheologie als solches (libertatis nuntius 1984, libertatis conscientia 1986) schon über 20 Jahre zurück. Ein anhaltendes Verbot kann ich hier nicht entdecken, zumal es kaum personelle Maßregelungen gab. Im Gegenteil die Instruktion libertatis conscientia bietet sogar einen Vorschlag über die weitere Entfaltung einer Befreiungstheologie an wie sie mit den Prinzipien des Lehramtes vereinbar wäre. Heutige bestehende Repressalien gegen Befreiungstheologen kann ich nicht erkennen (die letzte, es war nur eine Notifikation, gab es 2007 gegen Jon Sobrino. Sie war ohne rechtl. Konsequenzen).
4. Wenn ich mir so die liberalen Strukturen mancher Diözese oder Ordensstruktur ansehen, dann kann ich nur lachen, wenn du den Vorwurf erhebst, dass man in vatikanischen Kreisen besonders rigide gegen solche Phänomene vorgeht.
5. Die Problematik der Geschiedenen und Wiederverheirateten ist komplexer als es die meisten zugeben. Pastorale Lösungsansätze sind durchaus möglich und geschehen bisweilen auf pfarrlicher Ebene. Davon unberührt bleibt allerdings die Überzeugung und der Glaube an die Bedeutung der christlichen Ehe. Nur weil das Sakrament der Ehe und seine Bedeutung nicht zur Disposition stehen, heißt das nicht, dass alle die in Problemlagen sind verdammt werden oder das sie der Kirche scheiß egal wären. Es obliegt nun einmal auch der Eigenverantwortung entsprechende Lösungsmöglichkeit mit dem Pfarrer zu suchen. Wer die Seelsorge nicht in Anspruch nimmt, kann auch keine Nähe der Kirche erfahren.
(24-03-2009, 07:37)petronius schrieb: dem alten mann im fummel ist es ja auch wichtiger, zu fordern, daß der an sich ja gern schnackselnde neger (zitat fürstin gloria) sich kein verhüterli überstülpt, als zu den machtherrschern, von denen er sich empfangen läßt, klare worte zu sprechen. da liegt der hase im pfeffer: die rkk beweist ein ausmaß an weltfremdheit und ignoranz der wirklichen bedürfnisse ihrer gläubigen, daß sich keiner wundern darf, wenn ihr die schäflein davon laufen und keiner mehr den papst und seinen abgehobenen klerus ernst nimmt
Für dieses Klischee brauchte es aber weder die Piusbrüder, noch Richard Williamson. Das beweist wieder einmal das der Kern der Empörung nichts mit der Causa Exkommunikation und deren Aufhebung zu tun hat, sondern viel mehr auf einer allgemeinen Ablehnung beruht. Das nenne ich Doppelmoral!
Im Übrigen hat der Papst sehr deutlich Worte zu den politischen Problemen in Kamerun und Angola gesprochen. Anstatt nur die selektive Berichterstattung der deutschsprachigen Medien zu nutzen, sollte man sich vlt. mal die Mühe machen die päpstl. Ansprachen selbst zu lesen. Hinzu kommt, dass der medialen Entrüstung der europäischen Medien, eine mediale Euphorie der afrikanischen Medien entgegensteht. So unterschiedlich können also Meinungen sein!!!
(24-03-2009, 07:37)petronius schrieb: ich breche nicht "den Stab über die Kirche". ich berichte nur aus eigener anschauung im engen umfeld, wie die rkk mit ihren schäflein umgeht und deren interessen mit füßen tritt. dir mag das ja vielleicht wurscht und fein ziseliertes kirchenrecht wichtiger sein - das betroffene fußvolk der rkk leidet darunter
und ich kenne einige sehr gläubige katholiken, laien wie priester, die ich als gute menschen außerordentlich schätze, die aber an ihrer hartleibigen kirche so langsam verzweifeln
Mir ist das in keine Falle wurscht. Ich engagiere mich viel in Gemeinden. Die Pastoral ist eine zentrale, wenn nicht sogar die zentralste Aufgabe der Kirche. Deine pauschalen Verurteilungen sind daher völlig unangebracht. Ich glaube dir sogar, dass du oder Bekannte von dir, nicht die besten Erfahrungen mit der Kirche gemacht haben. Menschelei und Probleme gibt es überall, auch in der Kirche, keine Frage. Nichts halte ich aber von indifferenten Pauschalverurteilungen.
Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

