18-03-2009, 10:54
(17-03-2009, 20:39)Presbyter schrieb:(17-03-2009, 17:00)Sonne schrieb:Presbyter schrieb:[...]obwohl sie für viele theologische Studienfächer einen direkten Bezug haben.
Ein Philosoph sowie ein Soziologe haben keineswegs große Berührungspunkte mit Theologie. Deshalb sehe ich keinen Grund für eine Mitbestimmung.
Offenkundig wird hier, dass du wenig Kenntnisse über die Struktur von den Studienfächern wie Theologie (Diplom, Magister, Master) oder Religion (Lehramt) hast.
Zum Beispiel gehört zum Theologiestudium auf Diplom ein komplettes Philosophicum. Insofern sind die Berührungspunkte hier ziemlich bedeutend. Bei Religion auf Lehramt kommen z.B. sozialpädagogische Lehrveranstaltungen hinzu. Zu behaupten es gäbe keine oder nur marginale Berührungspunkte ist schlichtweg falsch!
Es scheint so, als hättest du mich falsch verstanden. Ich weiß, dass man ein Philosophicum ablegen muss. Da bedeutet aber nicht, dass die Theologie die phil. Fakultät beeinflussen darf! Eher dürfen die Theologen an deren Angebote teilnehmen und mal über ihren eigenen Tellerrand schauen. Im EWS (erziehungswissenschaftlichen Studium) für Lehrer ist genau eine (!) Veranstaltung aus dem Bereich Pädagogik/Psychologie/Soziologie vorgeschrieben. Wesshalb sollten als Religionslehrer solchen Einfluss auf eine Wissenschaft ausüben, die sich nur marginal (und zwar sehr gering) mit Religionssoziologie befasst, ausüben?
Scheinbar haben wir von zwei unterschiedlichen Richtungen gedacht.
In §2 beschreibst du genau was ich meinte. Der Bischof hat, wenn du so willst, ein Veto-Recht. Warum hat er dergleichen große Macht über Dinge, die ihn (sorry) nichts angehen? Wo bleibt da die Freie Wissenschaft? Ich habe auch nicht von kirchlicher Oktruierung gesprochen, sondern von einem ausgeprägten Mitspracherecht des Bischofs. Und das ist meiner Ansicht nach gegeben.
Nebenbei gefragt: Warum unterhält der STAAT bitte die theol. Fak??? Sehr toll!
(17-03-2009, 20:39)Presbyter schrieb:(17-03-2009, 17:00)Sonne schrieb: Im Gegenteil. Studenten die nicht christlich sind müssen die Möglichkeit haben an ideologiefreier Bildung teilzuhaben.
Es ist interessant, dass man hier sofort suggeriert, dass christliche Professoren ihre Studenten ideologisch indoktrinieren. Ich selbst habe Philosophie an einem Konkordatslehrstuhl gehört, die dortige Professorin für mittelalterliche Philosophie und Philosophiegeschichte hat duchaus sehr differenziert die Philosophie dargestellt und auch phil.-.theol. Probleme dargestellt und kritisch Stellung bezogen. Ich kann nicht sehen, dass sie dafür gerügt würde (sie ist ja in ihrer wissenschaftlichen Lehre auch ungebunden und völlig frei). Im Gegenteil sie hat das besondere Wohlwollen von Kardinal Lehmann.
Im Übrigen hat der Bayrische Verfassungsgerichtshof damals, bei seinem Grundsatzurteil, bestimmt, dass falls es derartige konfessionellgebundene Lehrstühle gibt min. ein unabhängig zu besetzender Lehrstuhl des gleichen Faches vorhanden sein muss, falls er für nicht kirchliche Studiengänge relevant ist. Es ist also keinesfalls so, dass Studenten auf Lehrveranstaltungen gezwungen werden, sondern viel mehr so, dass hier eine Pluralität besteht.
Ja, die Quotenlehrstühle. Wegen der Indoktrinierung habe ich leider schon andere Erfahrungen gemacht als du ...
(17-03-2009, 20:39)Presbyter schrieb:(17-03-2009, 17:00)Sonne schrieb: Das Argument mit der Demokratie lass ich nicht gelten. Immerhin ist Demokratie etwas Politisches und nichts Religiöses.
Warum so apodiktisch?
Im Übrigen trifft das Demokratiebespiel es sehr gut. Denn deine Aussage ging argumentativ auf die Benachteiligung von Minoritäten, diese gibt es durchaus auch bei demokratischen Mehrheitsentscheidungen. Es geht hier also nicht um die Sache, sondern um das Prinzip.
Ich schrieb dazu:
Das Argument einer benachteiligten Minderheit ist ein Totschlagargument gegen alles.
Man muss also fragen ob mit der bestätigten Tradition (hier die christlich-abendländische Kultur) oder mit einer getroffenen Entscheidung (z.B. ein parlamentarischer Beschluss) eine legitime Entscheidung getroffen ist, die von Vorteil für das ganze Gemeinwesen ist und keinen diskriminierenden Charakter hat.
(17-03-2009, 17:00)Sonne schrieb: Über den Vorrang der "westlich-europäischen" Kultur kann man diskutieren. Aber meines Erachtens nach nicht über die der christlichen Werte- und Weltanschauung.
Ich möchte mal wissen wie du die westlich-europäische Kultur von ihren christlichen Wurzeln, und damit deren Werte- und Weltanschauung, trennen möchtest.
Auch dazu schrieb ich:
Auch ein überzeugter Atheist kommt um diese Einsicht nicht herum, dass die Kirche und ihr Glaube 2000 Jahre (1800 davon massiv) lang das Denken Europas geprägt hat und auch heute noch jeder in Europa auf den Füßen dieses Denkens steht, selbst wenn er es ablehnt.
Das bedeutet, dass ein in Nachkomme türkischstämmiger Eltern auf christlichen Wurzeln steht? Dann stimm ich dir zu. Die Frage ist, ob das der Fall ist...
Zum Prinzip der Demokratie: Ich finde das auch nicht 100% toll. Ist mehr das kleinere Übel bei der Wahl zwischen Pest und Cholera...
(17-03-2009, 17:00)Sonne schrieb: Mir ist bekannt das der Laizismus von den eigenen Bürgern oft auch nicht als das Gelbe vom Ei angesehen wird. Deshalb habe ich mit "unentschieden" abgestimmt. Weder das eine, noch das andere Extrem stellt für mich die optimale Lösung dar.
Grundsätzlich möchte ich mich hier dem anschließen was der Papst in Frankreich im Élysée-Palast gesagt hat:
"[...] In der Tat ist es grundlegend, einerseits auf die Unterscheidung zwischen politischem und religiösem Bereich zu bestehen, um sowohl die Religionsfreiheit der Bürger als auch die Verantwortung des Staates, die er ihnen gegenüber hat, zu gewährleisten, und sich andererseits deutlicher der unersetzlichen Funktion der Religion für die Gewissensbildung bewusst zu werden und des Beitrags, den die Religion gemeinsam mit anderen zur Bildung eines ethischen Grundkonsenses innerhalb der Gesellschaft erbringen kann."
[/quote]
Ich finde nicht, dass die Gewissenbildung der Religion vorbehalten ist. Der Schluss daraus wäre, dass Menschen meiner Generation aus den neuen Bundesländern wegen der DDR keine "gute" Gewissensbildung erhalten hätten.
Ein ethischer Konsens kann auch ohne institutionalisierte Religion erreicht werden. Eigentlich dürften Sie froh sein, wenn sie sich daran überhaupt beteiligen dürfen.
Grüße
Sonne
Das Leben ist doch wunderbar, drum nehm ich Psychopharmaka!

