12-03-2009, 17:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-03-2009, 17:19 von Alanus ab Insulis.)
(12-03-2009, 15:30)Epicharm schrieb: Wesentlich ist, dass die Judenchristen innerhalb der urchristlichen Gemeinschaft mit dieser Theologie nicht mehr mitkonnten und sich die Risse erweiterten, die sich schon zu Lebzeiten des Paulus gebildet hatten. Von Judenchristen, die die Tradition achteten, müssen Aussagen, wie die zitierte, als geradezu gotteslästerlich empfunden worden sein.
Zuallererst, schön wieder von dir zu hören Epicharm.
Trotzdem, ganz so einfach scheint die Sache nicht zu sein. Sicherlich unbestritten ist, dass es zur Jahrhundertgrenze zu vermehrten Spannungen zwischen Judentum und Christentum kam. Besonderns nach der Zerstörung des 2. Tempels durch die römischen Besatzer. Meines Wissens tauchen hier erste Polemiken auf christlicher wie jüderischer Seite auf. Diese scheinen wohl auf einige judenchristliche Gemeinden übergeschwappt zu haben und die Nachfolger der Apostel dazu veranlasst haben, den Glauben klärend darzustellen.
Das daraus nicht notwendig folgen muss, dass die Gottheit Jesu für Judenchristen blasphemisch ist, zeigt uns der 2. Petrusbrief:
"Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an alle, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt haben wie wir." (2. Petr. 1, 1)
Nach aktuellem Forschungsstand wird als Pseudoepigraph für den zweiten Petrusbrief ein hellenistisch gebildeter Judenchrist angenommen. Für diese Annahme spricht die literarische Nähe zum Judasbrief und generell die enthaltenen eschatologischen Elemente, die starkt judenschristliche geprägt sind, obwohl auffällt das kaum Bezüge zu jüdischen Pseudoepigraphien auftauchen (wie etwas beim Judasbrief). Diese literarische Fragestellung ist hier aber irrelevant. Der zweite Petrusbrief steht als gutes Beispiel, dass die messianische Rolle Jesu und der Glaube an seine Gottheit nicht im notwendig im Widerspruch zum Judenchristensein steht.
Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)