02-03-2009, 00:16
Hallo Jörg,
Die Frage in der Wissenschaft ist: Wann verdient mein Resultat das Urteil "wahr", "ehrlich" oder "nützlich". Hierfür gibt es Methoden und Konventionen. Also beispielsweise, dass keine ad hoc-Unterstellungen vorgenommen werden oder dass von mehreren Hypothesen jene zu wählen ist, die mit der kleinsten Zahl von Voraussetzungen auskommt.
Auch, dass die Natur (das Experiment) die letzte Entscheidung für oder gegen eine Hypothese fällt, gehört hierher. Oder, dass Ergebnisse weltweit wiederholbar sein müssen.
Das sind die Konventionen, die der (Natur-)Wissenschaftler glauben muss UND NICHT die Tatsache, dass Theorien immer nur vorläufig gelten. (Das stimmt zwar, aber darum geht es nicht).
Es ist ein Ziel dieser Diskussion, wenn ich Presbyter richtig verstanden habe, den Unterschied der Kategorie "Glaube" (Konventionen) und der Kategorie "Wissensermittlung" deutlich heraus zu arbeiten.
(01-03-2009, 20:56)Flat schrieb: Wissenschaft überprüft aber die Grundthesen. Sind sie irgendwann nicht mehr zu halten, fliegen sie in die Ecke. Das ist beim Glauben nicht so.Hier liegt ein Missverständnis vor.
Die Frage in der Wissenschaft ist: Wann verdient mein Resultat das Urteil "wahr", "ehrlich" oder "nützlich". Hierfür gibt es Methoden und Konventionen. Also beispielsweise, dass keine ad hoc-Unterstellungen vorgenommen werden oder dass von mehreren Hypothesen jene zu wählen ist, die mit der kleinsten Zahl von Voraussetzungen auskommt.
Auch, dass die Natur (das Experiment) die letzte Entscheidung für oder gegen eine Hypothese fällt, gehört hierher. Oder, dass Ergebnisse weltweit wiederholbar sein müssen.
Das sind die Konventionen, die der (Natur-)Wissenschaftler glauben muss UND NICHT die Tatsache, dass Theorien immer nur vorläufig gelten. (Das stimmt zwar, aber darum geht es nicht).
Flat schrieb:Glaubenslehre ist häufig nach Ansicht der Gläubigen abgeschlossen und vollständig (so ist die christliche Bibel seit 2000 Jahren nicht weiter geschrieben worden)Diese Ansicht ist natürlich eine sehr eingeschränkte Sichtweise. Tatsächlich beeinflussen aber die Zehn Gebote und die Bergpredigt das Soll-Verhalten, weil dies gar nichts mit einer Weltbeschreibung oder Bestandsaufnahme, also Wissen, zu tun hat, sondern mit "menschlichem Sollen". Und das hat sich nur sehr wenig geändert. "Ehrlichkeit", "Vertrauenswürdigkeit" usw. sind in den Wissenschaften Glaubensgrößen wie in der Religion.
Flat schrieb:Glauben und Wissenschaft ... folgen anderen Wegen. Man sollte es nicht vermischen und auch den Glauben nicht gleich der Wissenschaft setzen wollen.Genau das hat Presbyter auch nicht getan. Im Gegenteil, er hat sehr schön heraus gearbeitet, an welchen Stellen das Schaffen von Wissen abhängig ist von der Seinsweise des Menschen, der Natur oder sogar von der Gesellschaft.
Flat schrieb:Glaube ist einerseits mehr als Wissenschaft, andererseits weniger, kurzum, er ist anders.Nun, Glaube ist eine Sammlung von Konventionen, die uns das Urteilen und Werten erlaubt - mithin unsere Verhaltenssteuerung. Urteile sind nicht aus Wissen ableitbar, sondern ausschließlich aus besagten Konventionen. Beispiel: Ein Schallpegel mag 80 dB(A) aufweisen. Ob dies unangenehm ist, hängt davon ab, ob ich in einer Diskothek bin, im Konzertsaal oder im Bett liege. Es ist also mein gegenwärtiges Sein, welches hier entscheidet. Der Wissenschaftler (oder Messknecht) muss nur dafür sorgen, dass der Messwert stimmt. Damit ist seine Aufgabe bereits erledigt.
Flat schrieb:Wenn Glaube der Wissenschaft gleichgesetzt wird, so ist häufig das Ziel, die Wissenschaft zu verdrängen (Beispiel Intelligent design).Das wäre ziemlich unsinnig. Falls dir bestimmte Beispiele vorschweben, dann entspricht dies im philosophischen Sinn einem Kategorienfehler (also Vermischung nicht zusammen gehöriger Denkstrukturen). Das darfst du den Beispiel-Lieferanten dann auch ruhig einmal deutlich sagen.
Es ist ein Ziel dieser Diskussion, wenn ich Presbyter richtig verstanden habe, den Unterschied der Kategorie "Glaube" (Konventionen) und der Kategorie "Wissensermittlung" deutlich heraus zu arbeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

