24-02-2009, 02:53
(24-02-2009, 01:08)melek schrieb: ... entsteht ... nicht eine Art Doppelglauben im Bezug auf die Punkte , in denen sich religiöse Aussagen mit den wissenschaftlichen überschneiden und von ihnen unterscheiden ?Es ist ein Kennzeichen sowohl des Christentums als auch des Islam, Glaubensdinge ein für allemal zu definieren. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und Tradition ist nicht als Element des Glaubens vorgesehen. Gott / Allah ist bei uns eher Garant der reinen Lehre als Helfer in kritischen Auseinandersetzungen.
Oder wird da gefordert , die religiösen Aussagen immer soweit zurecht zu interpretieren , daß sie irgendwie mit den wissenschaftlichen Aussagen zusammenpassen ?
Nehmen wir einmal an, wir wären zusammen mit Gott als unserem alleinigen Herrn ausschließlich den Antworten im Gebet verpflichtet, dann wären wir frei, innerhalb des Glaubens, ja in seinem Zentrum bestimmten Aussagen unsere Antworten entgegen zu setzen. So aber können uns Traditionalisten mit Fug und Recht angreifen: "Ihr legt euch eure Bibel willkürlich zurecht".
Ich persönlich gehe davon aus, dass Gott moderne Erkenntnis sehr wohl zu schätzen weiß. Ich habe keine Schwierigkeit damit, meinen Glauben mit meinem Wissen zu untermauern. Und ich postuliere gleichwohl meinen christlichen Glauben.
(24-02-2009, 01:08)melek schrieb: Also etwa beim Thema Kreationismus die religiöse Entstehungsgeschichte der Menschheit soweit umzuinterpretieren , daß sie sich nicht als historisches Ereignis darstellt , sondern als Metapher oder halt allgemein so , daß man Gottes Wirken immer noch irgendwo "draufsetzt" ...Tja, hier handelt es sich philologisch um einen "Kategorienfehler". Die Bibel bekennt Gott und interpretiert mit Hilfe aniker Naturvorstellungen, wie und vor allem dass Gott wirkt. Nicht umgekehrt!
Ich verstehe nicht ganz , wie man religiös das eine glauben kann , aber wissenschaftlich das andere.
Wenn sich das Wissen heute vom antiken Stand entfernt, dann verwerfe ich nicht den Glauben, sondern die alten Formulierungen der Glaubenslehre. So einfach sehe ich das. Und diese Vorgehensweise setzt sich allmählich überall durch - zumindest im Bereich der evangelischen Kirche.
(24-02-2009, 01:08)melek schrieb: Aber ist dann nicht die komplette Religion eine Metapher? Sie relativiert sich doch damit selbst zu einem Versuch der Weltdeutung; was sie m.E. ja auch ist , aber mir fehlt die Bescheidenheit im Bezug auf den Wahrheitsanspruch.Religion ist eben nicht Weltdeutung selbst, sondern Deutungsgerüst, vor allem aber Werteordnung, Menschenbild, Weltbild.
Zum "Deutungsgerüst" gehört zum Beispiel die Frage, wann etwas vertrauenswürdig ist. An dieser Stelle kommen sogar die Prinzipien der wissenschaftlichen Methoden ins Spiel. Und es wäre geradezu blasphemisch, wenn man deren Ergebnisse erst auf antikes Wissensniveau herab-interpretieren müsste. Das ist ein absolut widersinniger Weg; mögen die Traditionalisten mit ihrem Mangel an moderner Wissenschaftstheorie noch so sehr zetern.
Allerdings ist die Weltanschauung (der Glaube) durchaus dafür zuständig, was mit Wissen getan werden soll, und was nicht. Denn Wertvorstellungen lassen sich aus wissenschaftlicher Erkenntnis nicht herleiten. Da ist immer noch das mögliche Leiden von Mensch, Tier und Umwelt das Maß der Dinge.
Sobald man aber eine Wirkungsgeschichte ins Kalkül ziehen muss, tut eine möglichst lange Tradition gute Dienste.
(24-02-2009, 01:08)melek schrieb: Dabei muß ich sagen , daß sie (Aussagen d. Hl. Schriften) m.E. durchaus gerechtfertigt sind , allerdings nicht im Maße dieses Wahrheitsanspruches , sondern lediglich als ein Weltbild von vielen , welches Menschen zu einer Einbettung in diese Welt verhelfen soll.Glaubensaussagen oder besser noch traditionelle Geschichten der Hl. Schriften setzen auf der Gefühlsebene Maßstäbe menschlichen Handelns.
Wir finden dies auch in Märchen, obwohl dort von Tieren die Rede ist. Wir abstrahieren dort von den Tieren. Genauso müssen wir die Hl. Texte lesen, nämlich vom antiken Wissen abstrahieren.
(24-02-2009, 01:08)melek schrieb: Ich sehe da einfach einen Konflikt , und versuche zu begreifen , wie gläubige Menschen damit umgehen.Generell wird man das gar nicht feststellen können. Ich selbst bin sehr dafür, sich mit der Tradition kritisch auseinander zu setzen und dies als etwas Normales innerhalb der Kirche zu tun. Glaube darf Erkenntnisse nicht verbiegen. Dafür ist er nicht zuständig. Glaube muss aber in der Lage sein, Wissen gerecht anzuwenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

