21-02-2009, 20:24
miriam schrieb:Ja, das päpstliche Dogma hat sozusagen ein Überdogma...dass immer alles richtig ist, was von dort kommt...also so ne große Schachtel drumrum..und alles was damit daher kommt muss geschluckt werden...
Das ist wie dieser lockere Spruch:
Paragraph I: Ich hab immer Recht
Paragraph II: Wenn ich doch mal nicht Recht haben sollte, tritt automatisch Paragraph I in Kraft.
(Ein schönes Pardoxon?)
Auch hier ein paar kurze Anmerkungen:
Leider ist es nicht so einfach wie du es darstellst miriam. Das Dogma im Katholischen bezeichnet ein zweifaches.
1. Das Insgesamt der definitv von der Kriche verkündeten Lehre bezüglich des christlichen Glaubens. Nicht etwa zu Dingen der Beschaffenheit von Natur oder Welt.
2. Das Einzeldogma, d.h. spezielle Glaubenssätze die zu bestimmten Zeiten definitiv von der krichlichen Verkündigung vorgetragen wurden.
Beispiele: Die Trinität, die Gott-Menschlichkeit Jesu, die Aufnahme Mariens in den Himmel, die päpstliche Unfehlbarkeit, usw.
Ekkard hat mit Verweiß auf die Diskussion im "Wahrheits-Thread" festgehalten, dass Wahrheit und somit tatsächlicher Gehalt des Dogmas höchstens temporär bestimmt sein kann und somit ein Dogma, dass den Anspruch einer definitiven Wahrheit hat, nicht nur unmöglich, sondern inakzeptabel und intolerant ist.
Hier muss man einwenden, dass sich die dogmatischen Wahrheiten des Glaubens nicht auf temporäre Dinge beziehen. Das Wesen Gottes, der Kirche, der Person Jesu, usw. sind nicht zeitlich begrenzt. Das Urteil darüber was sie ihrem Wesen nach sind, ist zeitlich völlig unabhängig. Dazu kommt, dass diese Wesensbestimmung weder experimentell, noch induktiv zu leisten ist. Daraus folgt aber, dass die Bewertungsrichtlinien wie wir sie für naturhafte (-wissenschaftliche) Wahrheiten und Lehrsätze kennen nicht angemessen sind.
Ferner hängen diese Aussagen vom umfassenden Rahmen des Glaubens ab. Sowohl das einzele Dogma, als auch das Insgesamt der dogmatischen Verkündigung ist leer, wenn es nicht wechselseitig bezogen ist. Dieser wechselseitige Rahmen ist der christliche Glaube. Daher steht das religiöse Urteil, Jesus Christus ist wahrer Mensch und waher Gott, auch nicht im Gegensatz (zum Beispiel) zur Sterblichkeit des Menschen (eine naturhafte Gewissheit). Vielmehr leigen beide Aussagen auf unterschiedlichen Sinnebenen, die wenngleich aufeinander angewiesen, einander nicht widerstreben.
Noch ein Satz zur päsptlichen Unfehlbarkeit.
Allgemeinhin wird angenommen der regierende Papst sei durch dieses Dogma quasi unantastbar und völlig unfehlbar. Das ist natürlich Unsinn. Das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit steht im Kontext des Glaubens von der Unfehlbarkeit der Kirche, d.h. die Kirche hat als von Gott gestiftete Insititution die Garantie den Glauben unverfehlt zu bewahren. Das ist ein Glaubenssatz, den man teilen kann oder nicht.
Was der Papst nicht kann und auch kein Ökumenisches Konzil, dass die gleiche Autorität genießt: willkürlich Dogmen verkünden. Vielmehr sind beide an das Dogma, an die in der Tradition verkündete Lehre der Kirche und an die Offenbarung, d.h. die Heilige Schrift, rückgebunden. In diesem Kontext ist die päpstliche Infallbilität zu verstehen.
Soweit Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

