15-12-2008, 21:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15-12-2008, 22:10 von Alanus ab Insulis.)
melek schrieb:Und da ist "Gott" schlichtweg pure Spekulation...
Dieser Satz ist nicht unkomisch. Denn für die Scholastik ist die Speculation, die Anschaung und Erkenntnis der höchsten Dinge. Gott, Welt und Seele werden in ihrer reinen Form betrachtet, umso ihren wesenhaften Gehalt zuerfahren.
Insofern ist dieser Satz, rein formal gesehen, sogar richtig. Gotteserkenntnis kann man theologisch nur speculierend (speculando = durch Betrachtung*) erlangen.
melek schrieb:...,an der wir uns nicht festhalten können.
Oh, dass kann ich sehr wohl. Genau das ist es sogar was ich als das wichtigste empfinde. Ich weis mich selbst in Gott geborgen und von ihm geborgen. Gerade bei allem was nicht fest-steht, nicht klar ist, so vermittelt mir der Glaube, Beständigkeit, Klarheit, Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Und eben genaus dieses läst mich feststehen im Glauben, gibt mir die Kraft zum Leben, zur Bejahung des Lebens, auch ob seiner Vergänglichkeit.
Ich will es mal neagtiv formulieren: Wenn Gott nicht ist, dann verliere ich nichts, wenn er aber ist, so gewinnne ich alles!
* Das meint auch durch Gebet. Die Begriffe theoria (gr.), speculatio (lat.) und contemplatio (lat.) werden oft synonym verwendet.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)