09-11-2008, 23:38
Ekkard schrieb:und - ja lauthals und heftig - zu diskutieren istAuch ich hatte das schon mehrfach erwähnt. Diskussion ist im Judentum nicht etwas "um die Religion" sondern eine ihrer Säulen. Ganz besonders ausgeprägt ist dies bei Talmudstudien. Die Diskussion und Argumentation ist nicht etwa Beiwerk sondern didaktischer Weg und Ziel. Der Glaube ist im Judentum eine sehr individuelle und persönliche Angelegenheit; das Judentum kennt keine Glaubensdoktin.
Ekkard schrieb:Luther war also ein Purist: Was er in einem bestimmten historischen Augenblick eingesehen hatte, das setzte er in seine Schriften um. Und genau so hat er sich an die Juden gewandt in der Überzeugung, dass das Neue Testament sie so überzeugen müsste, wie ihn selbst - (und wurde zutiefst ent-täuscht!)Diese Haltung bei enttäuschten Erwartungen an Juden ist auch heute noch weit verbreitet. Für viele sind Juden sind nur dann als solche akzeptabel, wenn sie die das tun was von ihnen erwartet wird. Tun sie das nicht, kann es sehr unangenehm werden. Wie so etwas im Internet vor sich geht, kann man leider auch hier im Forum ausführlich besichtigen.
Lange bekannt:
Alex Gruber schrieb:Die Überidentifizierung schlägt dann in Frustration und Aggression um, daß die Jüdinnen und Juden nach Auschwitz nicht die besseren Menschen sind, daß sie die Vernichtungslager also nicht als Fortbildungseinrichtungen begriffen haben.Ich weiss, ich weiss, das hatte ich schon öfter gebracht. Was sonst? Es ist immer dasselbe und das war es schon zu Luthers Zeiten. Gewiss, Luthers Antismeitismus war religiös orientiert und wird deshalb wohl »Antijudaismus« genannt; ein anderes Wort für dieselbe Sache...
Claudia Keller schrieb:In der Theologie wird Luthers Antijudaismus zwar seit Jahren diskutiert, dem breiten Kirchenvolk sei das Thema aber nicht bekannt, sagt Cornelia Dömer vom Luther-Zentrum in Wittenberg, das die Ausstellung konzipiert hat. Als die Schau dort gezeigt wurde, hätten viele Besucher, gerade jüngere, gesagt: „Das haben wir so nicht gewusst.“ Der Luther-Film vor zwei Jahren hat ein Heldenepos gesungen, auch gängige Biografien meiden das Thema Luther und die Juden eher.
»DER TAGESSPIEGEL«, 31.10.2005