05-11-2008, 09:57
Hallo Kater Carlo,
erstmal willkommen im Forum!
Deine Argumentation scheint mir auf das hinauszulaufen, was in der Diskussion um die Trinitätslehre häufig begegnet: Steht so nicht in der Bibel, ist eine spätere Erfindung, um die es viel Streit gegeben hat, sie ist für uns ein Klotz am Bein.
Ich finde aber nicht, daß nur das theologisch legitim ist, was in der Bibel explizit in einer ganz bestimmten Weise erwähnt ist und somit eine quasi gesetzliche Grundlage zu haben scheint. Das wäre ein argumentum e silentio, ein aus dem Schweigen gewonnenes Argument. Das ist selten eine starke Grundlage. Und in diesem Fall halte ich das zudem für eine ziemlich biblizistische Herangehensweise: Alles, was gilt, ist der reine Wortlaut. Wenn wir uns das zu eigen machen würden, müßten wir konsequenterweise eingestehen, daß die Kirche, für die allein die Schrift bzw. Schrift und Tradition verbindliches Glaubenszeugnis sind, zu modernen ethischen Fragen - bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. die Abtreibung, mit der sich die katholische Enzyklika Casti connubii befaßt - eigentlich gar nichts zu sagen hat. Dieses Mitspracherecht wollen wir uns aber nicht verbieten lassen. Unsere Argumente basieren letztlich darauf, daß die Bibel auch in völlig neuen Situationen noch aktuell sprechen kann, weil es jeweils aktuelle Personen in ihren aktuellen Lebenskontexten sind, die mit ihr sprechen und sie so verstehen, wie es ihnen entspricht.
Dann müssen wir aber auch akzeptieren, daß nicht alle Begriffe, mit denen heute theologisch hantiert wird, explizit in der Bibel vorkommen, sondern ebenfalls aus ihr abgeleitet werden können. Wobei ich ja weiter oben schon beschrieben hatte, daß neue Erkenntnisse nicht einfach aus der Bibel als einer Art Gesetzbuch gewonnen werden, sondern daß wir es mit einem interaktiven Kontinuum zu tun haben, in dem Gott, die Gläubigen und die Bibel gleichermaßen eine Rolle spielen. Solche Lehren werden normalerweise nicht entwickelt, indem sich jemand mit der Bibel zurückzieht und allein irgendetwas ausbrütet.
Und jetzt zu Deiner Frage: Wozu das Ganze und warum?
Ganz fair ist die Frage nicht, denn sie setzt einen Rechtfertigungszwang. Aber sei's drum. Die Trinitätslehre ist der Versuch, sich verbal angemessen zu Gott zu verhalten. Dazu und darum. Man kann darüber streiten, ob dieser Versuch heute noch trägt, oder ob es bessere Konzepte gibt, von dem zu reden, was uns im Glauben wichtig ist. Dann bitte, nur zu! Ich klebe nicht an Begriffen und Formulierungen, aber mir liegt noch weniger daran, alles ersatzlos über Bord zu werfen, was vielleicht unbequem erscheint, weil es sich meinen Hirnwindungen nicht anzupassen bereit ist. Den Anspruch absoluter Begreifbarkeit stelle ich gar nicht. So sehr mag ich mich nicht in den Mittelpunkt meines eigenen Denkens stellen.
Auch in diesem Thread hat es ja schon verschiedene Überlegungen zum Sinn der Trinitätslehre gegeben, zuletzt von Presbyter. Was meinst Du denn dazu?
Gruß
Matthias
erstmal willkommen im Forum!
Deine Argumentation scheint mir auf das hinauszulaufen, was in der Diskussion um die Trinitätslehre häufig begegnet: Steht so nicht in der Bibel, ist eine spätere Erfindung, um die es viel Streit gegeben hat, sie ist für uns ein Klotz am Bein.
Ich finde aber nicht, daß nur das theologisch legitim ist, was in der Bibel explizit in einer ganz bestimmten Weise erwähnt ist und somit eine quasi gesetzliche Grundlage zu haben scheint. Das wäre ein argumentum e silentio, ein aus dem Schweigen gewonnenes Argument. Das ist selten eine starke Grundlage. Und in diesem Fall halte ich das zudem für eine ziemlich biblizistische Herangehensweise: Alles, was gilt, ist der reine Wortlaut. Wenn wir uns das zu eigen machen würden, müßten wir konsequenterweise eingestehen, daß die Kirche, für die allein die Schrift bzw. Schrift und Tradition verbindliches Glaubenszeugnis sind, zu modernen ethischen Fragen - bis auf wenige Ausnahmen wie z.B. die Abtreibung, mit der sich die katholische Enzyklika Casti connubii befaßt - eigentlich gar nichts zu sagen hat. Dieses Mitspracherecht wollen wir uns aber nicht verbieten lassen. Unsere Argumente basieren letztlich darauf, daß die Bibel auch in völlig neuen Situationen noch aktuell sprechen kann, weil es jeweils aktuelle Personen in ihren aktuellen Lebenskontexten sind, die mit ihr sprechen und sie so verstehen, wie es ihnen entspricht.
Dann müssen wir aber auch akzeptieren, daß nicht alle Begriffe, mit denen heute theologisch hantiert wird, explizit in der Bibel vorkommen, sondern ebenfalls aus ihr abgeleitet werden können. Wobei ich ja weiter oben schon beschrieben hatte, daß neue Erkenntnisse nicht einfach aus der Bibel als einer Art Gesetzbuch gewonnen werden, sondern daß wir es mit einem interaktiven Kontinuum zu tun haben, in dem Gott, die Gläubigen und die Bibel gleichermaßen eine Rolle spielen. Solche Lehren werden normalerweise nicht entwickelt, indem sich jemand mit der Bibel zurückzieht und allein irgendetwas ausbrütet.
Und jetzt zu Deiner Frage: Wozu das Ganze und warum?
Ganz fair ist die Frage nicht, denn sie setzt einen Rechtfertigungszwang. Aber sei's drum. Die Trinitätslehre ist der Versuch, sich verbal angemessen zu Gott zu verhalten. Dazu und darum. Man kann darüber streiten, ob dieser Versuch heute noch trägt, oder ob es bessere Konzepte gibt, von dem zu reden, was uns im Glauben wichtig ist. Dann bitte, nur zu! Ich klebe nicht an Begriffen und Formulierungen, aber mir liegt noch weniger daran, alles ersatzlos über Bord zu werfen, was vielleicht unbequem erscheint, weil es sich meinen Hirnwindungen nicht anzupassen bereit ist. Den Anspruch absoluter Begreifbarkeit stelle ich gar nicht. So sehr mag ich mich nicht in den Mittelpunkt meines eigenen Denkens stellen.
Auch in diesem Thread hat es ja schon verschiedene Überlegungen zum Sinn der Trinitätslehre gegeben, zuletzt von Presbyter. Was meinst Du denn dazu?
Gruß
Matthias