01-11-2008, 01:28
(01-11-2008, 00:09)Ekkard schrieb: Hi, Karla
Bibelstellen mit pantheistischen Zügen:
- mag es geben. Mir sind keine bewusst.
Ich wollte darauf hinaus, Ekkard: viele Christen lesen nicht genau das, was da steht - schon gar nicht versuchen sie, historisch-kritisch da ran zu gehen. Sondern sie "leben" etwas. Und ich möchte dieses Recht verteidigen. Meister Eckhart kam auf sein Verstehen der Dinge schwerlich durch die Bibeltexte. Aber er las dann die Bibeltexte so, dass sie mit seiner Sicht übereinstimmten. Und so etwas nenne ich: lebendige Religion. Sie entwickelt sich weiter. Erst ist der Mensch, dann die Religion.
Zitat:Christentum und Kirche:
Was die Kirche für Dich ist, habe ich nicht diskutiert.
Du hast mir in meiner Aussage widersprochen, was Kirche für mich ist bzw. dass sie für mich etwas anderes ist als Christentum.
Zitat:Ich hatte lediglich gefragt, wie ein Christ die von mir dargelegte Logik leugnen kann. Die Kirche als 'der Leib des Auferstandenen' ist unter dem Blickwinkel der Gotteskindschaft essentiell.
Aber Du fällst damit aus den Gang der Argumentation heraus. Du setzt einfach als gegeben voraus, was ja gerade erst diskutiert werden soll.
Ich habe behauptet: es gibt Christen, die sich nicht mit der Kirche identifizieren.
Du entgegnest: So etwas gibt es nicht, weil Christen immer Teil der Kirche sind.
Sackgasse. Damit ist jeder Widerspruch ex cathedra erstickt (überzogen formuliert).
Das ist das, was Petrus als Zwangseingemeindung bezeichnet hat. Kirche scheint nie ohne Gewalt auszukommen. Deine Definitionen sind doch nur Deine oder einer bestimmten Gruppe.
Zitat:Dass dies von vielen Christen so nicht gesehen wird, liegt an den historischen Unarten eben dieser Kirchen.
Das begreife ich nicht. Von welchem Sockel aus werden Dinge hier denn als "Unarten" bezeichnet? Und außerdem liegt es nicht unbedingt an den Kirchen, wenn Christen sich von den Kirchen lösen und ihren unabhängigen Weg gehen.
Zitat:Ein Christ gehört (als ein Christ) zum Leib des Auferstandenen.
Du behauptest das. Aber Du kannst behaupten, solange Du willst, Du wirst nicht erreichen, dass sich der, der das als Unsinn ansieht, danach richtet. Du kannst höchstens die, die nicht gehorchen, aus der Kirche jagen. Was hat denn ein Christ mit einem toten Körper zu tun. Das ist mir richtig unheimlich, fast schon unappetitlich.
Und ich habe ja schon geschrieben: für viele ist der auferstandene Jesus eine reine Legende. Warum also willst Du diesen Menschen sagen, dass sie sich gefälligst an die Lehre der Kirche zu halten haben?
Zitat:Und das ist nun einmal 'Kirche'.
Nein, das ist Behauptung ohne Begründung, Und ein Versuch, eine andere Definition nicht zuzulassen.
Zitat: Das hat mit dem Bekenntnis zu tun, welches der Christ ausspricht.
Der Christ, der die Kirche nicht als Oberhaupt akzeptiert, wird dieses Bekenntnis nicht aussprechen.
Zitat:Das ist freiwillig und hat mit der von dir gefürchteten Gleichschaltung nichts zu tun.
Das ist nicht freiwililig. Wer in die Kirche wieder eintreten will, muss dieses Bekenntnis machen. Dennoch kann die Kirche von innen reformiert werden, kann das, was Du für unabdingbar hältst, als Korsett abschaffen. Reformationen beginnen immer so, dass das, was als Zwangsauffassung vorgeschrieben wird, als nicht mehr gültig erklärt wird.
Ich bin einigermaßen erschrocken, wie altbacken und dogmatisch selbst die evangelische Kirche noch heute ist. Das war Ende der Sechziger Jahre schon mal ganz, ganz anders.
Zitat:So ein Bisschen gleich sind Christen nun einmal (durch das Bekenntnis).
Aber es geht ja um die anderen, die sich mit diesem Bekenntnis nicht identifizieren.
Zitat:'Effektive' Nächstenliebe:
Sorry, die Veränderung ist mir 'rausgerutscht. Aber der Gläubige kann einzeln, "im stillen Kämmerlein" seiner (christlichen) Religion nicht nachkommen.
Das ist ebenfalls reine Behauptung und Anspruchsdenken. Man will die Ungehorsamen damit kleinkriegen, ihnen ein schlechtes Gewissen einreden.
Zitat:Man kann nicht von "Nächstenliebe", von "Nächsten" oder von "gleichberechtigten Kindern Gottes" sprechen und sich einigeln. (Stimmt, das wäre nicht nur nicht effektiv, das wäre nutzlos und damit sinnleer).
"Einigeln" ist ein tendenziöser, weil abwertender Begriff. Damit will man Macht über die haben, die nicht kommen, wenn "bei Fuß" gerufen wird. Es ist genau dieser Gruppenterror, der immer dann die anderen abwertet, wenn sie eigene und selbständige Gedanken haben.
Solange ein solches Denken bleibt, wird sich nichts ändern an der Gefährlichkeit der Religionen.
Der Pantheismus aber, da er keine Religion ist, keine Institution, noch nicht einmal eine Gruppe, kann für alle die interessant werden, die mit der Kirche und all ihren Begriffen nichts am Hut haben, dennoch aber etwas spüren, erkannt haben oder auch daran glauben, was jenseits aller Institutionalisierungen an "Religiösem" und ähnlichem vorhanden ist.
Zitat:Entsolidarisierung:
- ist kein "neues Thema", sondern hat sehr viel mit dem Göttlichen in allen Menschen zu tun. Unabhängig vom Christentum kann Solidarität den armen, gedemütigten, ausgegrenzten Menschen die Hoffnung auf eine bessere Welt geben. Was ist denn sonst das "Göttliche in Allem", wenn es nicht bei den Vielen beginnt?
"Das Göttliche in Allem" ist kein moralische Qualifizerung, sondern sieht in allem, was ist, etwas Göttliches - unabhängig davon, ob sie Moralvorstellungen einiger Weniger gehorsam übernehmen. Darum ist der Pantheismus, wie ich irgendwo anders schon mal geschrieben habe, rebellischer Natur. Er verweigert sich den Ansprüchen einer selbsternannten Elite, die anderen erzählen will, wann sie in Ordnung sind und wann nicht. Der Pantheismus macht diese moralische Unterscheidung nicht. Er ist auch nicht auf "Solidarität" reduzierbar. Denn dann kann man den Menschen wieder an den Kragen, kann ihnen wieder ein Schuldbewusstsein einreden. Das wäre nach meinem Verständnis Instrumentalisierung des Pantheismus für die eigenen - als einzig richtig behaupteten - Zwecke.