28-10-2008, 20:44
Hallo Petrus!
Ja, und zu allem Überfluss kann er sich noch nicht mal entscheiden, ob er es denn nun im theistischen oder im karmischen Sinne meint bzw. scheint sich beides vorstellen zu können. Wenn er mit dem Gedanken der Wiedergeburt spielt – und ich bin mir da nicht ganz schlüssig, wie ernst es ihm damit ist, diese Position zu vertreten, oder inwiefern er einfach eine diebische Freude an der Vorstellung hat, ohne sie wirklich für real zu halten – ist es diese karmische Variante. Das ist aber eh nicht sonderlich christlich, da war, wenn ich mir die Wahl der Beispiele anschaue (Menschen, die als Esel wiedergeboren werden und dergleichen, was mich auch die satirischen Absichten vermuten lässt), womöglich Platons Phaidon Inspiration.
Wenn er hingegen in Bezug auf Naturvorgänge von Vorsehung spricht, kann er wohl kaum diese karmische Sache meinen. Belebtheit der traditionell unbelebt gedachten Natur hin oder her, einen moralisch bewertbaren Lebenswandel würde wohl nichtmal er einem Kieselstein unterstellen wollen… *g* Von daher vermute ich auch, dass er da seinem eigentlich unpersönlichen Gott doch noch ein theistisches Element zuschreibt.
In eine ähnliche Richtung geht es, dass es in seiner Philosophie eigentlich überhaupt keinen Grund gibt, Gott nur als positiv wahrzunehmen, er aber dann doch, obwohl er ja wahrlich kein naiver Optimist ist, wenn es ums Göttliche geht immer nur das Gute und Weise betont.
Das klingt entweder nach Vorsicht, wobei er die an anderen, genauso wichtigen Stellen auch nicht hat walten lassen, oder nach theistischer Nostalgie von einem Menschen, der nunmal christlich geprägt wurde, mag er sich nachher auch von den meisten christlichen Vorstellungen verabschiedet haben.
Menschlich verständlich wäre beides, aber aus philosophischer Sicht hätte ich mir manchmal gewünscht, dass er das, was er die ganze Zeit nahelegt, endlich auszusprechen wagt: dass es mit "dem lieben Gott" in seiner Philosophie nichts wird, jedenfalls nicht ohne innere Widersprüche.
Ähm ja, hab ich blöd formuliert. Einem moralischen Lebenswandel Bedeutung zuzusprechen, ist natürlich nicht per se christlich. Was ich meinte, ist, dass er das in einem christlichen Kontext tut, indem er sich einmal auf Seiten der Katholiken stellt und deren Vorstellung von Erlösung durch moralisches Handeln der calvinistischen Prädestinationslehre gegenüberstellt, die ihm wohl so sehr zuwider war, dass er dagegen den katholischen Glauben fast sympathisch fand… Ansonsten stimmt es natürlich, dass sich diese moralischen Ansichten problemlos vertreten lassen, ohne sie ans Christentum zu binden.
Lange her mag deine christliche Zeit sein, aber zumindest hast du mal die Erfahrung gemacht, als Erwachsener Christ zu sein. Das hab ich nicht und da weiß ich, dass es mir an Erfahrung mit einem ausgereifteren christlichen Glauben fehlt – mit dem, was man in jungen Jahren von einer Religion mitbekommt, ist in philosophischen Dingen meist einfach nicht viel anzufangen.
Mit Cusanus ist es allerdings ein lustiger Zufall. Wäre mal neugierig, was du von ihm hältst, wenn du ein bisschen mehr gehört hast.
liebe Grüße, Melmoth
Ja, und zu allem Überfluss kann er sich noch nicht mal entscheiden, ob er es denn nun im theistischen oder im karmischen Sinne meint bzw. scheint sich beides vorstellen zu können. Wenn er mit dem Gedanken der Wiedergeburt spielt – und ich bin mir da nicht ganz schlüssig, wie ernst es ihm damit ist, diese Position zu vertreten, oder inwiefern er einfach eine diebische Freude an der Vorstellung hat, ohne sie wirklich für real zu halten – ist es diese karmische Variante. Das ist aber eh nicht sonderlich christlich, da war, wenn ich mir die Wahl der Beispiele anschaue (Menschen, die als Esel wiedergeboren werden und dergleichen, was mich auch die satirischen Absichten vermuten lässt), womöglich Platons Phaidon Inspiration.
Wenn er hingegen in Bezug auf Naturvorgänge von Vorsehung spricht, kann er wohl kaum diese karmische Sache meinen. Belebtheit der traditionell unbelebt gedachten Natur hin oder her, einen moralisch bewertbaren Lebenswandel würde wohl nichtmal er einem Kieselstein unterstellen wollen… *g* Von daher vermute ich auch, dass er da seinem eigentlich unpersönlichen Gott doch noch ein theistisches Element zuschreibt.
In eine ähnliche Richtung geht es, dass es in seiner Philosophie eigentlich überhaupt keinen Grund gibt, Gott nur als positiv wahrzunehmen, er aber dann doch, obwohl er ja wahrlich kein naiver Optimist ist, wenn es ums Göttliche geht immer nur das Gute und Weise betont.
Das klingt entweder nach Vorsicht, wobei er die an anderen, genauso wichtigen Stellen auch nicht hat walten lassen, oder nach theistischer Nostalgie von einem Menschen, der nunmal christlich geprägt wurde, mag er sich nachher auch von den meisten christlichen Vorstellungen verabschiedet haben.
Menschlich verständlich wäre beides, aber aus philosophischer Sicht hätte ich mir manchmal gewünscht, dass er das, was er die ganze Zeit nahelegt, endlich auszusprechen wagt: dass es mit "dem lieben Gott" in seiner Philosophie nichts wird, jedenfalls nicht ohne innere Widersprüche.
Ähm ja, hab ich blöd formuliert. Einem moralischen Lebenswandel Bedeutung zuzusprechen, ist natürlich nicht per se christlich. Was ich meinte, ist, dass er das in einem christlichen Kontext tut, indem er sich einmal auf Seiten der Katholiken stellt und deren Vorstellung von Erlösung durch moralisches Handeln der calvinistischen Prädestinationslehre gegenüberstellt, die ihm wohl so sehr zuwider war, dass er dagegen den katholischen Glauben fast sympathisch fand… Ansonsten stimmt es natürlich, dass sich diese moralischen Ansichten problemlos vertreten lassen, ohne sie ans Christentum zu binden.
Lange her mag deine christliche Zeit sein, aber zumindest hast du mal die Erfahrung gemacht, als Erwachsener Christ zu sein. Das hab ich nicht und da weiß ich, dass es mir an Erfahrung mit einem ausgereifteren christlichen Glauben fehlt – mit dem, was man in jungen Jahren von einer Religion mitbekommt, ist in philosophischen Dingen meist einfach nicht viel anzufangen.
Mit Cusanus ist es allerdings ein lustiger Zufall. Wäre mal neugierig, was du von ihm hältst, wenn du ein bisschen mehr gehört hast.
liebe Grüße, Melmoth
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)