05-07-2003, 15:13
Leben nach oder Leben ohne Tod?
Wie soll das eine oder andere gehen? Leben ist gebunden an Geburt und Tod, damit endlich und nicht ewig. Ein »ewiges Leben« – d.h. ein Leben nach oder ohne Tod ist somit ein Unding – ein Widerspruch in sich –, denn alle Existenz ist dem Werden und Vergehen unterworfen. Somit kann es keine reelle nachtodliche Existenzweise, keine Auferstehung, keine transzendente Verwandlung und kein Verweilen in einer abgeschiedenen Daseinswelt (Himmel oder Hölle) geben.
Leben und Tod sind nicht zwei Gegensatzpaare, sondern einander zugehörig. Also gibt es kein Leben ohne Tod und keinen Tod ohne Leben. Eben deshalb erübrigt sich die Frage nach einem Leben nach dem Tod – und vielmehr noch jene nach einem Leben ohne Tod.
Nun mag man sich ein Leben nach oder ohne Tod auch nur rein geistig vorstellen – etwa in der Weise eines immer währenden seelischen Prinzips. Doch ein solches ist im Menschen nicht auffindbar und somit rein spekulativ. Vielleicht ist die Annahme eines unveränderlichen, ewigen Selbst (Seele) nicht mehr als ein eitler Ausdruck des menschlichen Drangs nach Bestätigung des eigenen »Ich«, eine Projektion des Selbsterhaltungstriebs und des Wunsches nach Fortdauer individueller Existenz; denn nichts erscheint dem Menschen unerträglicher als die Vorstellung, dass mit dem Tod alles aus sein soll. Die Annahme einer ewigen Existenzweise ist mithin ein Ausdruck der Ich-Sucht, des Begehrens und der Wahnidee eines beständigen Seins. Sie ist ein Ausdruck des unerlösten Geistes, der nicht loslassen kann und sich deshalb selbst perpetuiert.
Es ist schon eigenartig, wie sehr sich die Menschen auf Spekulationen einlassen, die einer Verifizierung letztlich nicht zugänglich sind. Nur wenn wir in der Lage sind, unser begrenztes und kleinliches »Ich« als Illusion und Traum zu durchschauen, verliert sich auch der Wunsch und der Traum einer ewigen Seinsweise. So wären wir besser beraten, an der Demontage unseres Ich-Wahns zu arbeiten, anstatt uns mit diffusen Idealvorstellungen zu beschäftigen. Die Ewigkeitsvorstellung erlischt dann von selbst, weil nichts mehr da ist, woran sich das eigene Ich noch entzünden könnte.
Francesco Ficicchia
Wie soll das eine oder andere gehen? Leben ist gebunden an Geburt und Tod, damit endlich und nicht ewig. Ein »ewiges Leben« – d.h. ein Leben nach oder ohne Tod ist somit ein Unding – ein Widerspruch in sich –, denn alle Existenz ist dem Werden und Vergehen unterworfen. Somit kann es keine reelle nachtodliche Existenzweise, keine Auferstehung, keine transzendente Verwandlung und kein Verweilen in einer abgeschiedenen Daseinswelt (Himmel oder Hölle) geben.
Leben und Tod sind nicht zwei Gegensatzpaare, sondern einander zugehörig. Also gibt es kein Leben ohne Tod und keinen Tod ohne Leben. Eben deshalb erübrigt sich die Frage nach einem Leben nach dem Tod – und vielmehr noch jene nach einem Leben ohne Tod.
Nun mag man sich ein Leben nach oder ohne Tod auch nur rein geistig vorstellen – etwa in der Weise eines immer währenden seelischen Prinzips. Doch ein solches ist im Menschen nicht auffindbar und somit rein spekulativ. Vielleicht ist die Annahme eines unveränderlichen, ewigen Selbst (Seele) nicht mehr als ein eitler Ausdruck des menschlichen Drangs nach Bestätigung des eigenen »Ich«, eine Projektion des Selbsterhaltungstriebs und des Wunsches nach Fortdauer individueller Existenz; denn nichts erscheint dem Menschen unerträglicher als die Vorstellung, dass mit dem Tod alles aus sein soll. Die Annahme einer ewigen Existenzweise ist mithin ein Ausdruck der Ich-Sucht, des Begehrens und der Wahnidee eines beständigen Seins. Sie ist ein Ausdruck des unerlösten Geistes, der nicht loslassen kann und sich deshalb selbst perpetuiert.
Es ist schon eigenartig, wie sehr sich die Menschen auf Spekulationen einlassen, die einer Verifizierung letztlich nicht zugänglich sind. Nur wenn wir in der Lage sind, unser begrenztes und kleinliches »Ich« als Illusion und Traum zu durchschauen, verliert sich auch der Wunsch und der Traum einer ewigen Seinsweise. So wären wir besser beraten, an der Demontage unseres Ich-Wahns zu arbeiten, anstatt uns mit diffusen Idealvorstellungen zu beschäftigen. Die Ewigkeitsvorstellung erlischt dann von selbst, weil nichts mehr da ist, woran sich das eigene Ich noch entzünden könnte.
Francesco Ficicchia