(02-09-2008, 12:23)Julchen schrieb: Tiere können ihr Verhalten nicht vorhersehen oder beurteilen, sie handeln instiktiv. Unter Verstand verstehe ich, abschätzen zu können was man tut, Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Der Mensch hat aber die Gabe so zu tun als ob, ein Tier hingegen nicht, es sei denn man möchte den Jagdinstinkt eines Tieres mit dem Verstand (oder eben nicht) Boshaftikeit eines Menschen vergleichen...
Tiere können auch Recht von Unrecht unterscheiden... Zumindest einige unter bestimmten Bedingungen. Ich beziehe mich hier z.B. auf Hunde in Hundeschulen und dergleichen. Die Frage ist natürlich auch, was den Hund dazu bewegt nicht mehr in die Wohnung zu machen. Angst vielleicht?
Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Menschen, deren Fähigkeit "Recht von Unrecht unterscheiden zu können" nicht in unser Verstehensmuster passen. Jeder hat eine eigenen Definitionen und auch solche Dinge wie Recht und Unrecht werden einem nicht mit in die Wiege gelegt, sondern müssen in unserer ganz eigenen Hundeschule gelernt werden.
Ich möchte den Mensch nicht auf ein Tier reduzieren - Menschen sind wohl wesentlich komplexer. Aber man sollte auch bestimmte, gemeinsame Grundlagen nicht vernachlässigen.
"Boshaftigkeit", wie du es nennst, geschieht das wirklich nur aus dem Grund Schaden und Leid zu verursachen? Hinter allem steckt ein Sinn. Diesen müssen wir jedoch auch erst einmal erkennen. Auch "geistig Verwirrte", wie sie im Volksmund genannt werden, tun alles aus einer Überzeugung heraus. Nur sind diese Überzeugung dann so weit von unserem Verständnis entfernt, dass es wir oftmals als Willkür abtun, vielleicht auch, weil wir uns vor einer Erkenntnis fürchten.
Julchen schrieb:Wie lange gibt es unsere Spezie denn ? Wenn man bedenkt dass der Neandertaler durch unsere Spezies ausgerottet wurde und wenn ich mir betrachte wie sich diese (unsere) intelligente Art weiter entwickelt hat, dann weiß ich nicht ob das jetzt so intelligent ist.... vielleicht intelligent aber mit sozial hat es nicht zu tun und humanismus ...frage ich mich gerade....:eh:
Du musst zwischen Verstand, der uns zu einer überlegten Handlung bewegt, die durchaus auch das Wohl anderer beinhalten kann, und Instinkt, ein Verhaltensmuster, das in bestimmten Situationen abgerufen wird um beispielweise unser Überleben zu sichern. Dabei geht es eben in erster Linie um einen selbst und somit werden andere völlig vernachlässigt auf Grund dieses "Selbstschutzes".
Julchen schrieb:kennst du das Sprichwort: viele kleine Leute in vielen kleinen Dörfern, können das Bild der Welt verändern?
Ja, das kenne ich und es ist hier auch sehr treffend. Und unsere Handlungsfähigkeit ist hier sehr eingeschränkt, da der Versuch "andere zu bessern" ein Eingriff in ihre Freiheit wäre, was durch nichts gerechtfertigt wäre.
Julchen schrieb:Fazit: wer nicht selbst anfängt zu denken (zu handeln) der wird sich immer wieder in einem solchen Kreislauf finden. Die Politiker tun ihr übriges dazu and so on....
Richtig. Und indem du dir darüber im Klaren wirst, hast du bereits etwas geändert (für dich). Auch hierin besteht wieder unsere Freiheit, Freiheit das zu tun, was wir für richtig halten und auch so zu handeln!
Julchen schrieb:das ist ja auch gut so...sollte man aber nach diesem bericht nicht mehr annehmen .
Vor einiger Zeit kam ein Beitrag im "Weltspiegel"über einen Auftrags Killer in Brasilien. Dieser lebte nicht schlecht von seinem "Job". Als er gefragt wurde, wie er denn dies mit seinem Glauben vereinbaren könne, antwortete er: Wenn Gott nicht wöllte dass mir diese Menschen vor die Pistole laufen, würde er es verhindern.
...ok....:doh:
So etwas ist sehr traurig. Auch hier kann ich wieder nur mit dem Aspekt Freiheit aufwarten. Wenn Gott einmal eingreifen würde, hätten wir unsere Freiheit eingebüßt.
Julchen schrieb:hmmmm.... was hat denn Freiheit mit Status zu tun ? Freiheit ist Individualität, aber Freiheit bedeutet doch nicht gleich sich alles erlauben zu dürfen, das ist doch ein Wiederspruch, oder...?
Freiheit ist das Gegenteil vom Status "Perfekt". "Perfekt" ist daher ein Status, da es einen Zustand beschreibt. Etwas ist "perfekt", wenn es das höchste Maß unserer Erwartungshaltung erfüllt. Aber dann ist es auch fest definiert. Wenn wir das Wort "perfekt" verwenden, verbinden wir damit ein ganz bestimmtes, für uns fest definiertes Bild. Es gibt nicht "ein bisschen oder halb perfekt". Dieses fest definierte Bild, das wir von etwas "perfektem" haben lässt jedoch keine Abweichungen zu, unterliegt also in keinster Weise dem, was wir Freiheit nennen. (Etwas anderes ist die Freiheit der Auslegung, wann etwas "perfekt" ist.)
Du hast Recht: "...aber Freiheit bedeutet doch nicht gleich sich alles erlauben zu dürfen...", aber es bedeutet "sich alles erlauben zu können. Über das "dürfen", was recht und moralisch vertretbar ist, gibt uns dann (hoffentlich) unser Glaube Aufschluss.
Liebe Grüße
Faranox
"Religion ist Ehrfurcht - die Ehrfurcht zuerst vor dem Geheimnis, das der Mensch ist." ~Thomas Mann