26-08-2008, 11:00
Hallo Melmoth und Petrus,
Panik verursachte die Vorstellung von Fesselung, Dunkelheit, kurz Abgeschnittensein von den Sinnesreizen der vertrauten Umgebung und von der Möglichkeit zu handeln. Dazu habe ich mir in meinen wachen Momenten gesagt: "So sind meine Bedürfnisse!", also Erfahren und Tun.
Hinzu kam, dass ich damals bereits im Usenet intensiv über Religion diskutiert habe, und einmal die Behauptung aufgestellt habe: "Im Tod werden die Bedürfnisse aufgehoben."
Diese scheinbar nebensächliche Aussage ist mir erst ein paar Tage später selbst aufgegangen!
Wenn nämlich im Tod die Bedürfnisse erlöschen, dann stellt sich etwas ein, wie Zufriedenheit oder Frieden mit Allem. Schlagartig wurde mir damit klar, dass wir "Leben" und Sterben überhaupt nicht richtig verstehen (siehe meinen Grundsatzartikel weiter oben). Wie zuvor bereits dargelegt, muss also die Todesangst neben ihrem reflexhaften Eintreten noch eine beeinflussbare Komponente haben, vermutlich also jene "schwarze Vorstellung" von Abgeschnittensein. Was also tun?
Damit fingen meine Überlegungen zu "Leben als Wandel" an. Was passiert denn täglich mit uns?
Ganz klar: wir verändern uns und sind gestern andere gewesen als heute und werden morgen andere sein als heute. Auf all' diesen Veränderungen schwimmt das Ich wie ein Fettauge auf brodelnder Suppe zusammengehalten durch die aufsteigenden Blasen oder Wallungen.
Und? Wenn die Suppe zur Ruhe kommt? Dann breitet sich das Fettauge aus bis ins Unendliche, wenn nicht andere Prozesse wieder das Brodeln anfangen.
Der nächst Schritt meiner Überlegungen war, dass unser Leben eine überindividuelle informatorische Komponente besitzt. Jenes "Fettauge" ist eigentlich ein fein ziseliertes, nach außen hin langsam auslaufendes Netz, welches bereits zu Lebzeiten nirgendwo wirklich endet.
Danach fiel mir ein kosmologischer Artikel in die Hände, wie unglaublich weit weg vom thermodynamischen Gleichgewicht ("Wärmetod") sich unser Universum in Myriaden von Regelkreisen selbst organisiert. Und darin sind wir nichts Besonderes. In unserem Körper und unserem Geist wiederholt sich nur, was ganz allgemein in unserer Welt geschieht.
Merkwürdigerweise ist diese individuelle Entthronung von mir als "scheinbar ewig" bestimmendem Ich der Durchbruch zu jener Gelassenheit gewesen, die mir heute zu Eigen ist.
Die religiöse Komponente ist natürlich nicht zu übersehen. Aber bis hierher bewegen sich alle Überlegungen innerweltlich, wenn auch mit einer innerweltlichen Transzendenz (Überschreitung des allmächtigen Ichs).
Wir müssen uns nur die völlig anderen Raum- und Zeitmaße vor Augen führen, um das, was da im Kosmos abläuft, als eine Art bewussten Lebensvorgang zu begreifen, der letztlich auch uns "wollte". Wir sind gewissermaßen Gottgeborene. Wir können lernen, das Ewige und seinen Frieden in uns zu spüren – bereits zu Lebzeiten und gegen alle Widerwärtigkeiten im Einzelfall.
(26-08-2008, 02:22)Melmoth schrieb: … dieses Bewusstsein (eines Wandels) von der abstrakten Ebene runter holen und dazu verwenden zu können, sich auch wirklich auf persönlicher Ebene mit der Vergänglichkeit auszusöhnen, davon bin ich weit entfernt. Weißt du, wie du diesen Übergang gemacht hast, oder hat sich das mit der Zeit einfach ergeben?Ich erinnere mich sehr wohl an nächtliche Panikattacken, jetzt sterben zu müssen. Was ich dabei gelernt habe, ist Folgendes:
Panik verursachte die Vorstellung von Fesselung, Dunkelheit, kurz Abgeschnittensein von den Sinnesreizen der vertrauten Umgebung und von der Möglichkeit zu handeln. Dazu habe ich mir in meinen wachen Momenten gesagt: "So sind meine Bedürfnisse!", also Erfahren und Tun.
Hinzu kam, dass ich damals bereits im Usenet intensiv über Religion diskutiert habe, und einmal die Behauptung aufgestellt habe: "Im Tod werden die Bedürfnisse aufgehoben."
Diese scheinbar nebensächliche Aussage ist mir erst ein paar Tage später selbst aufgegangen!
Wenn nämlich im Tod die Bedürfnisse erlöschen, dann stellt sich etwas ein, wie Zufriedenheit oder Frieden mit Allem. Schlagartig wurde mir damit klar, dass wir "Leben" und Sterben überhaupt nicht richtig verstehen (siehe meinen Grundsatzartikel weiter oben). Wie zuvor bereits dargelegt, muss also die Todesangst neben ihrem reflexhaften Eintreten noch eine beeinflussbare Komponente haben, vermutlich also jene "schwarze Vorstellung" von Abgeschnittensein. Was also tun?
Damit fingen meine Überlegungen zu "Leben als Wandel" an. Was passiert denn täglich mit uns?
Ganz klar: wir verändern uns und sind gestern andere gewesen als heute und werden morgen andere sein als heute. Auf all' diesen Veränderungen schwimmt das Ich wie ein Fettauge auf brodelnder Suppe zusammengehalten durch die aufsteigenden Blasen oder Wallungen.
Und? Wenn die Suppe zur Ruhe kommt? Dann breitet sich das Fettauge aus bis ins Unendliche, wenn nicht andere Prozesse wieder das Brodeln anfangen.
Der nächst Schritt meiner Überlegungen war, dass unser Leben eine überindividuelle informatorische Komponente besitzt. Jenes "Fettauge" ist eigentlich ein fein ziseliertes, nach außen hin langsam auslaufendes Netz, welches bereits zu Lebzeiten nirgendwo wirklich endet.
Danach fiel mir ein kosmologischer Artikel in die Hände, wie unglaublich weit weg vom thermodynamischen Gleichgewicht ("Wärmetod") sich unser Universum in Myriaden von Regelkreisen selbst organisiert. Und darin sind wir nichts Besonderes. In unserem Körper und unserem Geist wiederholt sich nur, was ganz allgemein in unserer Welt geschieht.
Merkwürdigerweise ist diese individuelle Entthronung von mir als "scheinbar ewig" bestimmendem Ich der Durchbruch zu jener Gelassenheit gewesen, die mir heute zu Eigen ist.
Die religiöse Komponente ist natürlich nicht zu übersehen. Aber bis hierher bewegen sich alle Überlegungen innerweltlich, wenn auch mit einer innerweltlichen Transzendenz (Überschreitung des allmächtigen Ichs).
(26-08-2008, 07:51)Petrus schrieb: Ich wüsste einfach gerne, ob es Wege gibt, die einem das Sterben erleichtern. Ob man diese Wege schon lange vor dem Sterben gehen kann. Wenn ein Mensch an Gott und an ein weiterexistieren nach dem Tod glaubt, scheint das leichter zu sein (?). Heisst das, dass alle, die nicht an Gott und Fortleben glauben (können), schwerer sterben müssen?Ich denke: Ja, diese Wege gibt es. Ansätze dazu ergeben sich aus den o. a. Überlegungen. Das Erstaunliche ist das Eingebundensein in jenes Geflecht aus rückgekoppelten Regelkreisen, die frühestens enden, wenn auch das Universum endet - nach heutigen kosmologischen Überlegungen sogar nie. Eine Parallele zu diesem Geflecht ist unser Ich-Bewusstsein. Wir wissen also ganz genau, dass so ein Geflecht ein ICH ausbildet.
Wir müssen uns nur die völlig anderen Raum- und Zeitmaße vor Augen führen, um das, was da im Kosmos abläuft, als eine Art bewussten Lebensvorgang zu begreifen, der letztlich auch uns "wollte". Wir sind gewissermaßen Gottgeborene. Wir können lernen, das Ewige und seinen Frieden in uns zu spüren – bereits zu Lebzeiten und gegen alle Widerwärtigkeiten im Einzelfall.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard