(22-08-2008, 10:12)nadia schrieb: Von den meisten Deutschen wird Martin Luther positiv wahrgenommenUnd das mit Recht,
denn die Frage hieß nicht, wie die Grafik suggeriert "Wer sind die besten Deutschen?", sondern "Wer sind die wichtigsten Deutschen?"
Wenn man also die weltweiten Wirkungen der genannten Personen betrachtet, dann gehören nun einmal Luther und Karl Marx an die Spitze.
Sie haben im Unterschied zu Goethe oder Harald Schmidt weltweit gewirkt, wenn man die Ausbreitung des Marxismus bis Asien oder der protestantischen Kirchen in Amerika u.a. betrachtet.
Es ging bei der Umfrage nicht darum, wen man für moralisch integer oder immerfort richtig denkend und schreibend hält!!!
Dass Luther Zivilcourage hatte,
kann ihm niemand bestreiten.
Wer als Einzelperson vor dem damaligen Reichstag dem Kaiser und der Kirche Widerstand leistet, hat nun einmal Zivilcourage. Auch das hat mit der Richtigkeit späterer Schriften nicht die Bohne zu tun. Ich kenne niemanden in der deutschen Geschichte, der so viel Zivilcourage gehabt hat und sein eigenes Leben für seine Vision einer bibelfundierten Kirche aufs Spiel gesetzt hat.
Warum fällt es nur manchen so schwer, differenziert zu denken und zu schreiben?!!
(22-08-2008, 10:12)nadia schrieb:Ja, richtig!Ekkard schrieb:Dieser Teil der Lutherbiographie ist jedoch evangelischerseits definitiv "out"...Verstehe! Deshalb die Lobeshymnen auf Martin Luther
Dieser Mann hat im Hinblick auf die Theologie und Kirche Großes geleistet. Da kann man stolz auf ihn sein, weil er der hierarchischen Macht-Kirche und ihrer Unterdrückung der Bibel-Autorität einen Widerstand leistete, von dem die europäische Aufklärung und unsere demokratische Gesellschaft wunderbar profitieren konnten und der eine heute demokratisch und textkritisch vorgehende Kirche vorbereitet hat.
Es gibt auch noch andere Leistungen eines Menschen als seine dem damaligen Zeitgeist und der Wörtlichnahme biblischer Schriften verpflichteten abartigen Juden-Eskapaden!
(22-08-2008, 10:12)nadia schrieb: Sogar eine Universität in Deuschland ist nach Martin Luther benannt worden.Die Uni Wittenberg hieß schon lange so, und es gibt unzählige ev. Kirchen, die Luther-Kirchen heißen. Grund: siehe oben.
Nadias traumatisierte Reduzierung Luthers auf seine Juden-Polemik ist eben die Reduzierung eines wichtigen Mannes auf seine Irrtümer und Fehler.
Das kann man jetzt gebetsmühlenartig und langsam öde und langweilig ständig wiederholen, es wird die positiven Seiten Luthers nicht auslöschen.
Andere konzentrieren sich nun mal auf seine segensreichen Wirkungen.
Wir lehnen auch nicht die Tora-Schriften im Alten Testament ab, weil dort in den Landnahme-Texten steht, wie man auf unmenschliche Weise andere Völker überfällt, massakriert und beraubt und das mit Gottes Befehlen erklärt.
(22-08-2008, 10:12)nadia schrieb: Sollte jemand auf die Idee kommen mir die Näherung der Kirche zu den Nazis vorzuhalten...... die hatten andere längst willig vollzogen.Darauf sind wir auch ohne dich, liebste Nadia,
schon lange gekommen, haben dieses und andere Bilder eingesetzt und das Problem hier vielfältig und selbstkritisch vorgetragen.
Es gab aber auch Dietrich Bonhoeffer und die Bekennende Kirche, die den Nazis Widerstand geleistet haben und trotzdem Luther schätzten.
Wir brauchen wirklich keine Belehrungen von jemandem, der zur Kritik an den Irrtümern seiner "heiligen Schriften" gar nicht fähig ist.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)