Petrus schrieb:..., ob man das Christentum eigentlich auch pantheistisch interpretieren kann. Besonders der Gedanke, Gott als das "Fünklein in Allem" zu sehen, wie Meister Eckhart, ... , könnte doch eine pantheistische Sichtweise ins Christentum bringen. Wie seht Ihr das?In der scintilla animae divinae (im göttlichen Seelenfunken) zeigt sich die Welt. Man kann es nicht beweisen, man kann es nur erfühlen. Alle Kreatur geht aus Gott hervor. Die Welt ist Theophanie, eine Erscheinung Gottes. Wenn der Mensch dazu bereit ist, kommt Gott, er muss kommen. Das "Fünklein" brennt und duftet, und der Mensch kann fühlen, dass er unvergänglich ist, in der "stillen Stillheit" Gottes. "Womit ich Gott sehe, das ist dasselbe, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge, das ist ein Auge, ein Sehen, ein Erkennen, ein Lieben."
Die Nähe zum Pantheismus ist diesem Denken nicht abzusprechen. Die (damaligen) Vertreter des Christentums wollten mit solchen Gedanken allerdings nichts zu tun haben!
Wegen solcher und ähnlicher Gedanken, die ME in Predigen und Schriften geäußert hatte, schritt 1326 der Erzbischof von Köln gegen ihn ein. Nach einer Voruntersuchung des Ordensvisitators wurde ein Inquisitionsprozess gegen ihn angestrengt. Die Untersuchungen ließ der Erzbischof von Köln von zwei Franziskanern führen. ME reiste nach Avignon, um sich am päpstlichen Hof zu verteidigen. Zu einer Verurteilung kam es wegen seines vorzeitigen Ablebens nicht mehr, doch wurde seine Lehre von der "Selbsterlösung" des Menschen , der Gott in sich trage, am 27. März 1329 durch eine päpstliche Bulle verurteilt.
MfG E.

