26-05-2003, 07:04
Origenes' Lehre
Origenes verfaßte insgesamt rund 2000 Schriften, die später leider alle größtenteils zerstört wurden. Seine bis in die heutige Zeit überlieferten Werke lagen zudem lange Zeit nicht im Original, sondern nur in der lateinischen Übersetzung des Rufinus von Aquileja vor, der in der Einleitung selbst zugibt, daß er bei der Übertragung vom Griechischen ins Lateinische gezwungen war, gewisse Korrekturen im Sinne der kirchlichen Dogmen vorzunehmen.
Erst vor wenigen Jahrzehnten wurden in Ägypten einige Originale von Origenes' Schriften gefunden, die sich in der Tat von der Übersetzungen des Rufinus an wichtigen Stellen teilweilse deutlich unterscheiden. Dennoch können wir anhand der überlieferten Textstellen die Grundzüge seiner Lehre skizzieren:
Origenes lehrte, daß es eine Rangordnung unter den Wissenschaften gebe, an deren Spitze nicht mehr die Philosophie, sondern vielmehr die Theologie, die Wissenschaft über Gott, zu stehen habe: »Wenn die Söhne der Weltweisen von Geometrie, Musik, Grammatik, Rhetorik und Astronomie sagen, sie seien die Mägde der Philosophie, so können wir von der Philosophie in ihrem Verhältnis zur Theologie dasselbe sagen.« Folglich verlangte er von den Theologen, sämtliche verfügbaren alten philosophischen und wissenschaftlichen Schriften zu kennen und durchzuarbeiten und allem ein gerechtes Ohr zu leihen, wofür er selbst das beste Beispiel gab.
In seinen Lehren nimmt Origenes denn auch eine weitgehende, ja für die Kirchenmacht zu weit gehende Verschmelzung christlicher mit neuplatonischen Gedanken vor. In seinem Hauptwerk »De principiis« (»Von den Grundlehren«) beschrieb er, gleich den Neuplatonikern, das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen (d.h. den Seelen) wie jenes zwischen der Sonne und dem Glanz, der von ihr ausstrahlt - ein Vergleich übrigens, der sich, wie erwähnt, bereits in den vedischen Schriften findet (Visnu Purana 1.22.53) findet. Jesus steht dabei als Gottes Sohn in gleichem Abstand von beiden zwischen Gott und den Menschen als Vermittler.
Weiter lehrte Origenes, daß die gesamte Schöpfung - also sowohl die unvergängliche spirituelle Welt als auch die zeitlich begrenzte körperliche (materielle) Welt - von Gott geschaffen wurde und daß »kein Wesen existiert, das nicht von Ihm sein Dasein erhalten hätte«. Mit anderen Worten, alle Vernunftwesen (von Origenes Logika genannt) gehen ewig aus Gott hervor und sind demzufolge selbst auch ewig, da sie mit Gott verwandt sind. Im Urzustand waren alle Logika nichtmaterielle Wesen und gaben sich der unmittelbaren Schau ihres gemeinsamen Vaters hin.
Die individuellen Unterschiede zwischen den »himmlischen, irdischen oder unterirdischen Wesen«, so lehrte Origenes, sind erst durch das Abfallen von Gott entstanden. Grund und Ursache dieses Falles sind demnach nicht im Schöpfer zu suchen, sondern in den Lebewesen selbst, da, wie er schreibt, »die Ursache der Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unter den einzelnen Geschöpfen von ihren eigenen Bewegungen herrührt, die teils lebhafter, teils träger sind, entsprechend ihrer Tugend und Schlechtigkeit, nicht aber aus ungleicher Behandlung durch den Ordner der Welt.«
Gemäß Origenes ist bestimmend für den Ort, an dem sich ein Vernunftwesen aufgrund seiner »eigenen Bewegung« befindet, sein eigener freier Wille, den ihm der Schöpfer als größtes Geschenk mitgegeben hat und durch den es der Seele möglich ist, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Er schreibt:
Denn der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten. Doch Trägheit, Überdruß an der Mühe, das Gute zu bewahren, und Abwendung und Nachlässigkeit gegenüber dem Besseren gaben den Anstoß zur Entfernung vom Guten.
Auch bei einem anderen großen Kirchengelehrten, dem frühen Dalmatier Hieronymos (347-419), dessen größte Leistung die erste lateinische Bibelübersetzung (die »Vulgata«) war, vereinigen sich klassisch-griechische und biblische Überlieferungen. In seinen »Epistulae« heißt es:
Alle körperlosen und unsichtbaren vernünftigen Geschöpfe gleiten, wenn sie in Nachlässigkeit verfallen, allmählich auf niedere Stufen herab und nehmen Körper an je nach Art der Orte, zu denen sie herabsinken: zum Beispiel erst aus Äther, dann aus Luft, und wenn sie in die Nähe der Erde kommen, umgeben sie sich mit noch dichteren Körpern, um schließlich an menschliches Fleisch gefesselt zu werden ... Dabei wechselt der Mensch seinen Körper ebensooft, wie er seinen Wohnsitz beim Abstieg vom Himmel zur Erde wechselt.
Origenes verfaßte insgesamt rund 2000 Schriften, die später leider alle größtenteils zerstört wurden. Seine bis in die heutige Zeit überlieferten Werke lagen zudem lange Zeit nicht im Original, sondern nur in der lateinischen Übersetzung des Rufinus von Aquileja vor, der in der Einleitung selbst zugibt, daß er bei der Übertragung vom Griechischen ins Lateinische gezwungen war, gewisse Korrekturen im Sinne der kirchlichen Dogmen vorzunehmen.
Erst vor wenigen Jahrzehnten wurden in Ägypten einige Originale von Origenes' Schriften gefunden, die sich in der Tat von der Übersetzungen des Rufinus an wichtigen Stellen teilweilse deutlich unterscheiden. Dennoch können wir anhand der überlieferten Textstellen die Grundzüge seiner Lehre skizzieren:
Origenes lehrte, daß es eine Rangordnung unter den Wissenschaften gebe, an deren Spitze nicht mehr die Philosophie, sondern vielmehr die Theologie, die Wissenschaft über Gott, zu stehen habe: »Wenn die Söhne der Weltweisen von Geometrie, Musik, Grammatik, Rhetorik und Astronomie sagen, sie seien die Mägde der Philosophie, so können wir von der Philosophie in ihrem Verhältnis zur Theologie dasselbe sagen.« Folglich verlangte er von den Theologen, sämtliche verfügbaren alten philosophischen und wissenschaftlichen Schriften zu kennen und durchzuarbeiten und allem ein gerechtes Ohr zu leihen, wofür er selbst das beste Beispiel gab.
In seinen Lehren nimmt Origenes denn auch eine weitgehende, ja für die Kirchenmacht zu weit gehende Verschmelzung christlicher mit neuplatonischen Gedanken vor. In seinem Hauptwerk »De principiis« (»Von den Grundlehren«) beschrieb er, gleich den Neuplatonikern, das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen (d.h. den Seelen) wie jenes zwischen der Sonne und dem Glanz, der von ihr ausstrahlt - ein Vergleich übrigens, der sich, wie erwähnt, bereits in den vedischen Schriften findet (Visnu Purana 1.22.53) findet. Jesus steht dabei als Gottes Sohn in gleichem Abstand von beiden zwischen Gott und den Menschen als Vermittler.
Weiter lehrte Origenes, daß die gesamte Schöpfung - also sowohl die unvergängliche spirituelle Welt als auch die zeitlich begrenzte körperliche (materielle) Welt - von Gott geschaffen wurde und daß »kein Wesen existiert, das nicht von Ihm sein Dasein erhalten hätte«. Mit anderen Worten, alle Vernunftwesen (von Origenes Logika genannt) gehen ewig aus Gott hervor und sind demzufolge selbst auch ewig, da sie mit Gott verwandt sind. Im Urzustand waren alle Logika nichtmaterielle Wesen und gaben sich der unmittelbaren Schau ihres gemeinsamen Vaters hin.
Die individuellen Unterschiede zwischen den »himmlischen, irdischen oder unterirdischen Wesen«, so lehrte Origenes, sind erst durch das Abfallen von Gott entstanden. Grund und Ursache dieses Falles sind demnach nicht im Schöpfer zu suchen, sondern in den Lebewesen selbst, da, wie er schreibt, »die Ursache der Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit unter den einzelnen Geschöpfen von ihren eigenen Bewegungen herrührt, die teils lebhafter, teils träger sind, entsprechend ihrer Tugend und Schlechtigkeit, nicht aber aus ungleicher Behandlung durch den Ordner der Welt.«
Gemäß Origenes ist bestimmend für den Ort, an dem sich ein Vernunftwesen aufgrund seiner »eigenen Bewegung« befindet, sein eigener freier Wille, den ihm der Schöpfer als größtes Geschenk mitgegeben hat und durch den es der Seele möglich ist, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Er schreibt:
Denn der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten. Doch Trägheit, Überdruß an der Mühe, das Gute zu bewahren, und Abwendung und Nachlässigkeit gegenüber dem Besseren gaben den Anstoß zur Entfernung vom Guten.
Auch bei einem anderen großen Kirchengelehrten, dem frühen Dalmatier Hieronymos (347-419), dessen größte Leistung die erste lateinische Bibelübersetzung (die »Vulgata«) war, vereinigen sich klassisch-griechische und biblische Überlieferungen. In seinen »Epistulae« heißt es:
Alle körperlosen und unsichtbaren vernünftigen Geschöpfe gleiten, wenn sie in Nachlässigkeit verfallen, allmählich auf niedere Stufen herab und nehmen Körper an je nach Art der Orte, zu denen sie herabsinken: zum Beispiel erst aus Äther, dann aus Luft, und wenn sie in die Nähe der Erde kommen, umgeben sie sich mit noch dichteren Körpern, um schließlich an menschliches Fleisch gefesselt zu werden ... Dabei wechselt der Mensch seinen Körper ebensooft, wie er seinen Wohnsitz beim Abstieg vom Himmel zur Erde wechselt.