10-04-2008, 11:12
Sonne schrieb:Hallo!
Ich bin ganz neu hier. Aber ich kann wirklich teilweise nicht verstehen, warum die ernst gemeinten Fragen von Moski nicht auch ernstgenommen werden....
Viele Grüße
Sonne
Hallo Sonne! Welcome!
Die Reaktionen auf meine Beiträge erklären sich durch den Beißreflex, den es seit jeder in Deutschland gibt, der eine Meinung entgegen dem Mainstream vertritt.
Wer in den Fünfzigern und Sechzigern - teilweise noch in den Siebzigern - gegen die vermiefte Gesellschaft hierzulande protestierte und Veränderungen wollte, der wurde mit dem Etikett "Kommunist" versehen. Oder "Vaterlandsverräter". Da gibt es prächtige Beispiele: Willy Brandt etwa, oder Marlene Dietrich. Beide verließen Nazi-Deutschland, arbeiteten aktiv gegen dieses Regime und mussten sich immer wieder den o.g. Vorwurf gefallen lassen. Beliebter Spruch damals war "Geh doch nach drüben" (womit die DDR gemeint war).
In den Siebzigern drehte sich das gesellschaftliche Klima. Plötzlich war "Links-Sein" angesagt. Wer nicht auf der Welle der 68er mitschwamm, war "Faschist". Bestenfalls ein "Bourgeois". Alles, was irgendwie nach Revolution roch, wurde unterstützt. Che Guevara, Ho Chi Minh, die Sandinistas waren die Helden der Zeit - ohne zu hinterfragen, ob und was für totalitäre Systeme sich dahinter verbargen. Kritiker dieser "Helden" waren halt "Faschisten".
In den Neunzigern und heute gibt es wieder solche Schimpfworte für jene, die kritisch der Mehrheitenmeinung gegenüber stehen. Die einen werden als "Klimaleugner" bezeichnet, die anderen als "Rechtspopulisten". Erstere hinterfragen die oftmals allzu unkritisch übernommenen Aussagen zum Klimawandel (mit der Angst vor einem kippenden Klima lässt sich prima Angst erzeugen und Geld verdienen), zweitere nehmen eine Position gegenüber radikal auftretenden Religionen ein - das fängt beim Islam an und hört bei den Kreationisten und Scientologen nicht auf. Der Einfluss religiöser Kräfte auf die Politik hat in den letzten 30 Jahren kontinuierlich zugenommen und mittlerweile die kommunale Ebene erreicht.
All diese Bezeichnungen - Kommunist, Vaterlandsverräter, Faschist, Bougeois, Klimaleugner, Rechtspopulist - haben vor allem eines gemeinsam: Man muss sich nicht mit Inhalten auseinandersetzen, sondern kann den Kritiker für die Folgen seines Handelns verantwortlich machen.
Die Frage ist, wie man z.B. Kritik an einer Religion wie dem Islam äußert, ohne dafür das Schild "Rechtspopulist" umgehängt zu bekommen.
Und eine weitere Frage ist, ob Europa gegenüber Forderungen mit religiösem Hintergrund mit einer Appeasement-Politik begegnen soll. Wenn jemand an die Öffentlichkeit geht und Kritik am Islam übt, dann gibt es von allen Seiten Prügel:
- eine SPD-Politikerin hat die Muslimas in Deutschland aufgefordert, das Kopftuch abzulegen. Die Folge waren Todesdrohungen
- Komiker bzw. Kabarettisten wie Dieter Nuhr und Jürgen Becker, die den Islam in ihren Programmen abhandeln, werden mit Drohungen belegt
- Publizisten bzw. Schriftsteller wie Ralph Giordano erhalten Todesdrohungen, weil sie offen Kritik am Islam äußern
- bestimmte Personen des öffentlichen Lebens wie etwa Harald Schmidt sagen ganz offen, dass sie den Islam niemals thematisieren werde, eben aus dieser Angst vor Bedrohung.
Wo sind wir, dass Kritik an einer Religion Todesdrohungen nach sich zieht und es keinen Aufschrei in der Bevölkerung gibt? Schlimmer noch: nicht der Drohende wird geächtet - der Bedrohte wird gesellschaftlich diffamiert, frei nach dem Motto: "Selbst schuld, was kritisiert er auch den Islam!"
Nichts anderes passiert hier. Es gibt keine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam. Es gibt keine Diskussion darüber, warum selbst nach der Dritten Islamkonferenz muslimische Organisationen das Grundgesetz nicht als Wertekanon akzeptieren, sondern darin allenfalls eine "Diskussionsgrundlage" sehen. Es gibt keine Diskussion darüber, warum Forderungen nach muslimischen Krankenhäusern, muslimischen Kindergärten, muslimischen Schulen Ausdruck einer Vermeidung von Kontakten zur nicht-islamischen Bevölkerungsmehrheit sind (kein Witz! Unlängst wurde die Einführung muslimischer Kindergärten in Deutschland gefordert, weil die muslimischen Kinder ansonsten mit so abstoßenden Dingen wie "Ostern", "Nikolaus" und "Weihnachten" in Kontakt kommen würden).
Siehst du, ich stehe diesen Dingen kritisch gegenüber. Ich will keine Diskussion über unser Grundgesetz. Ich will auch keine parallelen Rechtssysteme (staatliches Rechtssystem versus Scharia), wie es der Erzbischof von Canterbury für Großbritannien eingefordert hat. Und weil ich solche Dinge nicht will und kritisiere und hinterfrage, habe ich hier im Forum ein mieses ("rechtspopulistisches") Image.
Aber ich weiß: Kritiker werden in Zeiten der zahnlosen Papiertiger gerne auf dem Altar des Appeasements geopfert - bis zu jenem Tage, an dem man den Preis für sein Appeasement zahlen muss (ein Blick in die Geschichte kann lehrreich sein).
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)

