13-03-2008, 19:45
Melmoth schrieb:Muss mal ein bisschen was nachfragen, ich fürchte, ich steh auf dem Schlauch.
...gibt hier eine Trennung zwischen Gott und dessen Vorbild für die Welt?
Hallo Melmoth
ich greife Dein Bild auf und räume ein, dass auch ich "auf dem Schlauch stehe", und das schon viele Jahre lang. Die Endlichkeit und mangelhafte Originalität meines Denkvermögens hatten mich bewogen, das aufzunehmen und verstehen zu versuchen, was kluge Menschen zu den ersten und letzten Dingen zu sagen haben.
Die meisten Menschen, die vom (persönlichen) Gott sprechen, wollen in ihm die höchste Instanz in allen Dingen sehen (was die moralische Qualität mit einschließt). Manche gehen so weit, dass sie meinen, er stünde selbst über den Naturgesetzen (die er als bestmögliche Ordnung geschaffen hat). Mit der realen, sinnlich begreifbaren Welt konfrontiert, verzweifeln viele.
Da ich an einen persönlichen Gott nicht glaube, habe ich auch keine Probleme mit gedachten Konstrukten, die dem einen oder anderen Christen, Muslim etc. blasphemisch scheinen mögen. Den Timaios-Dialog habe ich angeführt, weil er ein Versuch ist, die Welt, die die meisten als unvollkommen empfinden, zu erklären, ohne auf ein allmächtiges, unendlich weises, in allen Dingen vollkommenes göttliches Wesen verzichten zu müssen. Der vollkommene Gott lässt dem (unvollkommenen) Demiurgen freie Hand bei der Schaffung Welt, und dieser erledigt die Aufgabe so gut er kann. Die Welt, die er schafft, ist ein Abbild der Ideen Gottes (des Seienden).
Ob eine Welt, in der es an nichts fehlt, eine wenig wünschenswerte wäre, weil eine Welt ohne Wünsche wohl als nicht perfekt empfunden werde? Auf diese Frage weiß ich keine Antwort. Mir würde eine Welt ohne Hunger, Angst, Gewalt und Schmerz genügen.
MfG Epicharm