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Gott als "das Unendliche"?
#27
Epicharm schrieb:Mit dem Unvergänglichen haben wir keine Erfahrung, wir können die Ewigkeit weder empirisch noch logisch erfassen. Und wer versucht, die Logik auf solche Dinge anzuwenden, wird mit den Paradoxien, die den Denkübungen entspringen, leben müssen.

Dass sich Unendlichkeit nie empirisch erfassen lässt, ist klar. Zu beobachten ist nur, dass scheinbare Vergänglichkeit gar keine Vergänglichkeit ist, sondern nur Verwandlung – siehe Energieerhaltung bei ständiger Umwandlung, oder die Unmöglichkeit, irgendetwas wirklich zu vernichten (so dass nichts mehr davon übrig bleibt), statt nur seine Form zu ändern. Durch solche Vorgänge wird Ewigkeit schon denkbar, so abstrakt sie auch bleibt, wenn man bedenkt, dass dieser Wandel der Erscheinungsformen bei gleichbleibendem „Ausgangsmaterial“ problemlos ins Unendliche so fortdauern könnte.
Dass diese Beobachtungen zwangsläufig nur über einen zeitlich begrenzten Zeitraum stattgefunden haben, innerhalb dessen sie sich nicht verändert haben, und daraus nicht vorausgesagt werden darf, dass sie sich nicht ändern können, ist mir bewusst. Also wird man keine Gewissheit darüber erreichen können, ob es Unendlichkeit gibt, aber so lange es gleich gut denkbar ist, dass es sie gibt, wie dass es sie nicht gibt, wird die Logik es wohl immer wieder damit aufnehmen. So lange man sich bewusst bleibt, dass man am Ende eben immer noch nichts weiß, sondern nur manches für wahrscheinlicher und anderes für weniger wahrscheinlich eingeschätzt hat, sehe ich auch keinen Grund, dem Verstand dieses Spielchen zu missgönnen.

Die Erklärung, warum Gott die Zeit nicht geschaffen haben kann, finde ich durchaus plausibel, allerdings mag es ja, wie du sagst, „weder neu noch originell“ sein, dass Gott die Zeit ist, aber was wäre damit, dass Gottes Wesen natürlich nicht darin besteht, nur die Zeit zu sein, sondern dass die Zeit eine seiner unzähligen „Eigenschaften“/ Erscheinungsformen ist? Dann wäre sie weder vor ihm da gewesen noch hätte er sie verursachen müssen. Das mag genauso wenig neu oder originell sein wie der Chronos der Griechen, aber einen wirklich neuen Gedanken zu finden dürfte eh schwer werden – eine neue Ausdrucksform für einen irgendwann schon mal dagewesenen Gedanken zu finden ist ja meist schon schwer genug.


Epicharm schrieb:Stell Dir einen allmächtigen und gleichzeitig allgütigen Gott vor und schau Dir die Welt an!?

Okay, mal vom zeitlichen Aspekt, der etwas den Vordergrund eingenommen hat, zu den Eigenschaften. Gerade wenn Gott unendlich wäre, unbegrenzt in seinen Eigenschaften und Möglichkeiten, wieso sollte die Welt dann nicht so sein, wie sie ist? Güte als eine Eigenschaft, schön und gut – aber doch nicht nur diese Güte. Würden sich die Eigenschaften Gottes auf solche beschränken, die dem Menschen, einer einzigen von nun wirklich vielen Lebensformen, als „gut“ gelten, wäre es mit der Unbegrenztheit nicht weit her. Gottes „Persönlichkeit“ (in Ermangelung eines besseren Begriffs – bitte nicht als Hinweis auf eine personale Gottheit nehmen) wäre doch genau da eingegrenzt, wo das beginnt, was nicht mehr als „gut“ gilt.
Und wenn Gott so begrenzt wäre, wäre die Frage, was es gibt, was die Macht hätte, ihn zu begrenzen. Da bräuchte es schonmal etwas neben Gott – und wo etwas ist, was nicht Gott ist, ist Gott nicht unendlich. Das ist nebenbei auch der Grund, weshalb ich die Unterteilung in Schöpfer und Schöpfung (als etwas, was nicht Gott ist) so problematisch finde.
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)
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Gott als "das Unendliche"? - von Melmoth - 09-03-2008, 23:21
RE: Gott als "das Unendliche"? - von t.logemann - 09-03-2008, 23:36
RE: Gott als "das Unendliche"? - von Bion - 10-03-2008, 00:08
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RE: Gott als "das Unendliche"? - von WiTaimre - 10-03-2008, 23:58
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RE: Gott als "das Unendliche"? - von Keiner - 27-08-2008, 13:32
RE: Gott als "das Unendliche"? - von Melmoth - 30-08-2008, 23:32

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