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Gott als "das Unendliche"?
#25
Epicharm schrieb:Wenn wir sagen, dass Gott die Ursache dafür ist, dass überhaupt etwas existiert (wie es die Theologen tun), dann muss Gott auch der Schöpfer der Zeit sein, d.h. ohne Gott gibt es auch keine Zeit. [...]
2. Fall: Wenn wir sagen, dass etwas geschaffen wurde oder dass ein Ereignis verursacht wurde, dann setzen wir das Vergehen von Zeit voraus. Ereignis A kann Ereignis B dann und nur dann verursachen, wenn folgende vier Bedingungen gegeben sind ...

Hier scheint mir der grundlegende Widerspruch deiner These klar erkenntlich zu sein. Als erstes akzeptierst du bzw. stellst zumindest fest, dass nach theologischer Sicht Zeit eine geschaffene Dimension ist, deren Sein, in dem Falle, dass wir eine Schöpfung annehmen, von Gott verursacht ist.
Die Bedingungen des 1. Falls sind hier nicht andwendbar, da sie nicht von einer monistischen Causalität ausgehen. Der 2. Fall ist aber auch nicht anwendbar. Wie kann denn, um beim Beispiel Zeit zu bleiben, der Schöpfungsakt der Zeit zeitlich vor der Schaffung der Zeit angesiedelt sein? Der Schöpfungsakt A der die Dimension Zeit erschafft und zwar ex nihilo (aus dem Nichts), kann zeitlich nicht mehr eingeholt werden. Folglich kann man hier auch nicht von einem Ereignis A das zeitlich vor dem Resultat B liegt sprechen.
Im Falle der Zeit kann lediglich von einer ontologischen Schöpfung gesprochen werden. Das bedeutet, dass die Zeit, die nicht ist und durch den Schöpfungsakt ins Sein tritt. Alles aber was vor dieser creatio ex nihilo (Schöpfung aus dem Nichts) ist, kann zeitlich nicht reformuliert werden. Daher ist die Zeit keine Dimension mit der Schöpfung oder ein Akt der Schöpfung erklärt werden könnte, da sie selbst Resultat dieses Vorgangs ist. Die Wirkung (Zeit) aber kann niemals die Ursache (Schöpfung) selbst bestimmen, sondern die Ursache bestimmt die Wirkung. Daher ist der von dir konstruierte 2. Fall eine unzureichende Beschreibung für den Fall eines Schöpfungsaktes ex nihilo.

Du führst daher - wie du selbst feststellst - deine eigenen Überlegungen, da durch falsche Voraussetzungen bestimmt, selbst ad absurdum: "Damit Gott den Beginn der Zeit verursacht haben kann, muss also bereits die Existenz von Zeit vorausgesetzt werden! Es musste also bereits Zeit vergehen, damit Gott die Zeit schaffen konnte. Das aber ist absurd - woher sollte die Zeit kommen, die bereits vergeht, bevor sie geschaffen wurde? Es ist also unmöglich, dass etwas den Beginn der Zeit verursacht haben kann."


Epicharm schrieb:1. Ereignis A liegt zeitlich vor dem Ereignis B.
2. Ereignis A muss in einem räumlichen Kontinuum mit B stattgefunden haben.
3. Ereignis A muss das Potenzial haben, B hervorzubringen
4. Ereignis A muss Energie auf das Ereignis B übertragen haben

Ist eine dieser vier Bedingungen (Zeit, Raum, Potentialität, Energieübertragung) nicht gegeben, so kann man nicht von verursachen reden. Jede der Voraussetzungen muss erfüllt sein. Das gilt auch, wenn wir davon reden, dass Gott das Universum geschaffen (= verursacht) hat.

Das von mir oben gesagte lässt sich fast gänzlich auf alle weiteren Bedingungen anwenden, die du bzw. Viktor Weichbold postulierst. Um es mal auf folgende Weise auszudrücken. Ihr begeht hier den klassischen Fehler der Gottesbeweise. Wie Nikolaus Cusanus, Kant und unzählige andere Philosophen festgestellt haben, sind die Bedingungen die wir für Causalursächlichkeiten in unserer Wirklichkeit wahrnehmen nicht anwendbar auf eine erste Ursache. Es ist nicht möglich eine erste Ursache, die Gott ist, in den Dimension und Bedingungen ihrer Wirkungen zu erfassen und zu beschreiben.

Presbyter
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Gott als "das Unendliche"? - von Melmoth - 09-03-2008, 23:21
RE: Gott als "das Unendliche"? - von t.logemann - 09-03-2008, 23:36
RE: Gott als "das Unendliche"? - von Bion - 10-03-2008, 00:08
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