15-02-2008, 05:22
Zitat:AbdulKerim: was passiert. Drogenprobleme, Alkoholabhängigkeit, Fettsucht, Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch, Karrieregeilheit von Frauen, Vernachlässigung von Kindern, Prostitution, Scheidungsrate, Schließung von Gotteshäusern, Disziplinlosigkeit, Respektlosigkeit, usw. usw. ...- hier muss ich auch sagen, dass sich die islamisch gepraegten Lande, auch wenn der Wein verboten ist, nicht grad in punkto Drogen von unsern Landen angenehm abheben, historisch betrachtet war doch wohl das Kat-Kauen und das Opium-Rauchen nicht grad typisch fuer unsere Breitengrade, aber sozial verheeren im Wohnbereich des Islam - und auch der eigentlich nicht vorhandene Alkoholrausch war niemals unbekannt. Es gibt ja sogar die beruehmt gewordene Trinker-Poesie, weil es unter vielen Regierungen niemand im Ernst kontrollierte, wie der einzelne Buerger vor Ort seinen Glauben praktiziert. Wenn allerdings die Armut verheerend war, konnte man Dicke auch weniger treffen, doch ist das klassische Bild des ausgesprochen fuelligen Reichen auch aus islamischen Landen bekannt, man sah darin kein "Problem", sondern eine Frage, ob man sich Essen genug leisten konnte.
Gewiss ist es nicht "Kindesmissbrauch" zu nennen, wenn Maedchen, die bei uns als "Kind" definiert sind (auch erst eine Unterscheidung des 19.Jhd., ab der Reifung bis zur Menstruation auch zum Kindergebaeren erzogen wurden, was im Jemen der Neuzeit noch gar nicht so selten sein soll, so mit 12J faengt es an, mit ca.25J ist sie dann aber oft auch gestorben - unser Kaiser Karl dGr hatte "die liebe Hildegard" in entsprechendem Alter und auch sie wurde nur 25 und starb nach dem 9.Kind. Er ist Zeitgenosse Harun al Raschids und das ist eben die Welt hinter "1001-Nacht".
Wir koennen aber solche Dinge auch nur zeitgleich vergleichen, dem Kaiser Karl warf man aber seine mehreren Frauen zu seiner Zeit kulturell als erheblichen Charakterfehler vor, dagegen nicht, dass Frau Hildegard so jung ehelich beansprucht wurde. Das fruehe Kinderkriegen war auf der ganzen Welt nie ungewoehnlich, solange es keine andere soziale Sicherung der Menschen gab als die der Familie mit vielen Kindern.
Man darf es aber auch nicht so sehen, als sei in islam-gepraegten Gesellschaften etwa ausgerechnet die Frau jemand, der zuliebe der Familie und ihrer Kinder weder Arbeit noch Karriere gahabt habe. Es fand und findet anders statt. Sie haben nicht grad die Karawanen gefuehrt, aber die gesamte Last, die Familie zu ernaehren, taeglich, die trugen allezeit eher die Frauen als die Maenner zum Unterhalt bei. Das Haushaltsteil der Frauen hat eine eigne Hierarchie und schafft einander oft mehr an Erschwernissen, als die dazugehoerigen Maenner je wahrnehmen wuerden, und wo Frauen in den Ort gehn duerfen (die jemenitische Dame darf nichtmal Nachbarinnen besuchen), gibt es auch Machthaberinnen.
Auch als Geliebte und Fuersten-Gattin oder -Mutter kann man mit harter Arbeit zu erheblichem Einfluss kommen, denk mal an die Maharanis des islamisch gepraegten Teils Indiens.
Diese Kinder ueberlebten ja auch nur zur Haelfte das 10 Lebensjahr. Noch heute ist die durchschnittliche Lebenserwartung in diesen islamisch gepraegten Laendern meistenteils extrem niedrig, niedriger bei den Frauen. Schwanger sein ist auch eine Arbeit, die Maenner nicht als solche wahrnehmen, und die ihnen nicht passieren kann, und in dem Zustand harte Acker-oder Kaufmanns-Arbeit zu tun, wird nur nicht so oft dichterisch thematisiert.
Raub und Haltung von sehr jungen weiblichen Sklaven unter besonderer "Wertschaetzung" als moeglichen Lust-Objekten ist in Deutschland bis zum Jahr 1000 etwa bestimmt auch noch regulaer vorgekommen, aber das strenge christliche Prinzip der 1-Ehe hat das begrenzt auf 1 Frau, die man dann auch geheiratet haette und alle Kontakte darueber hinaus waren generell nicht erlaubt. Die Kirchen-Bussen waren auch streng und nicht verschweigbar.
Dies lockerte sich aber in der Aristokratie immer wieder durch das Prinzip, "buchstaeblich Landesvater" zu sein ("Recht der 1.Nacht"), und im einfachen Volk dadurch, dass letztlich doch keiner gezwungen ist, sich nach der eignen Religion zu richten, man kann aus Straf-Predigten Rueckschluesse ziehn. - Das gilt aber auch fuer alle Kulturen, moechte ich betonen, vermutlich musste auch der Inka seine Indios immer mal zur Ordnung rufen lassen.
Scheidungsrate - die findest Du auch in aller Welt, mal offiziell, mal einfach nur anders umgesetzt. Einfach 3mal vor Zeugen zu sagen "Du bist nicht mehr meine Frau" besagt ja nicht, dass die Frau irgendwie gesichert verlassen wird - in der arabischen Umgebung und ueberall, wo man in Sippen organisiert lebt, hiess das halt, sie zieht wieder zum Haus ihres Vaters zurueck. Die islamische Frau darf allerdings zu ihrem Vormund fluechten, wenn sie schlecht behandelt wird, damit er alles einleitet, um ihr zu helfen bis hin zur Scheidung - selbst wenn das Aussprechen von ihm getan werden soll - auch da laesst sich was erzwingen. Im Bereich der islamischen Laender lebende Juden hatten allerdings den Eindruck, dass die Juedin emanzipierter ist und dass vom Gebot her strenger auf ihre Existenzsicherung geachtet wird.
Das kann man aber auch genausogut darauf schieben, dass der Islam nicht immer als Lehre in der eigentlichen Kultur vor Ort regulierend einwirkte.
Islam wurde noch im 20.Jhd.beschrieben als ein leicht zu uebernehmende "Dach"-Konfession: vor Ort sollten Leute es halten wie sie es gewoehnt waren, solange diese Voelkerschaft sich in den Eckpunkten passend dazu selbst regulierte - im Grossen wie im Kleinen, zum Beispiel eben die Frauenschaft auch gesondert. Das gilt auch in China von frueher und auch im Europa von frueher.
Europa und Amerika haben allerdings nun schon laenger die ausser Haus berufstaetige Frau. Bei Protestanten wurde das fuer einige Jahrhunderte strenger begrenzt, Katholiken hatten es nie so eng und ausserdem schon immer die Institutionen der ganz ehelosen Frauen-Gemeinschaften, Kloester.
Auch christliche und andere Kultur-Apologeten machen oft den Fehler, die Praxis der einen mit der Theorie der andern Voelkerschaft zu vergleichen. Hochstehende Sittenlehren gibt es mehrere und koennen sich alle sehn lasen, schwache Verwirklichungen sind oft Frage der politischen Gerechtigkeiten, zeitbedingt.
Der soziale Umbruch Europas und Amerikas war nicht geringer als der in den islamischen Landen, im 19.und 20.Jhd. Wir haben da ja auch nur literarisch den Zugang durch Reise-Beschreibungen einerseits und Theologen-Dispute andererseits.
Weder die Bibel noch der Qur'an wurden dabei flaechendeckend sehr zurategezogen, um das Miteinander zu gestalten. Als z.B.kurze Zeit hindurch Estlands Sueden, Livland, polnisch regiert war, stellten die Katholiken irritiert fest, dass die Landbevoelkerung seit der Reformation ueberhaupt keine Schulen mehr hatte. Nachher, indem sie nun Schulen starteten, war wiederum die ev.Kirche der Esten der Traeger der Voll-Alphabetisierung und der Universitaet.
Thema Kinder-Verwahrlosung: das ist oft eine Frage der Armut und des sozialen Umfelds, und trifft am schlimmsten zu, wenn der Arme dem Erwerb nach ziehn muss und seine Sippe dafuer ganz woanders wohnen hat. Die Kleinst-Familie und die Abneigung, sich in das eigne Leben alltags rein-reden zu lassen, macht das Leben eines modernen Kindes anders gefaehrdet als es je innerhalb der Sippen war. a) drehen Elternteile dann auf einmal nervlich durch, b) das Kind wird ein Einzelgaenger oder schliesst sich mit Gruppen zusammen, was heute auch dazu fuehren kann, dass sie auf Eltern nichts mehr geben, also auch so frueh schon allein-verfuehrbar werden.
Es gibt eben heute in dieser Hinsicht sehr extreme Unterschiede - aber das ebenso in Kairo oder Bombay oder Isfahan. Faktum ist, dass da, wo noch 80-90 Prozent der evoelkerung in totaler Abhaengigkeit lebte, erst die westlichen Heilslehren inclusive des Sozialismus auf die Doerfer kamen und die Frauen lehrten, Kinder gesund durchzubringen.
An irgendeinem Punkt geht das aber auch auf eine Lehre zurueck.
Zitat:t.logemann: Warum soll es unseren muslimischen Brüdern und Schwestern nicht genauso gehen, wie den christlichen Brüdern und Schwestern: Das Leben in unseren jeweiligen Gesellschaften und Gesellschaftsformen ist dermassen lebensfeindlich -Ein wichtiger Unterschied ist einfach der, dass hier im Abendland alles offen diskutiert wird, jede Art Protest kann sich outen - Misstaende, die oefter Gespraechsthema sind, wirken dann, als seien sie verbreitet.
mfG WiT

