10-01-2008, 17:56
Ich unterscheide, lieber Fritz, zwischen der Botschaft und der Interpretation. Ich kann Dir aus meiner Sicht eine Interpretation für "Paradies, Himmel, Hölle" ebenso geben wie eine Interpretation der Offenbarungen des Johannes - aber es ist immernoch eine Interpretation, die die "Gelehrten" aufgrund der "Lehre über Jahrhunderte" auf die Palme bringen kann. Kommentierungen sind für mich Interpretationen, und dagegen habe ich überhaupt nichts; sie regen zum Nachdenken an. Ich habe aber Einwände, wenn die Interpretation die Ursprünglichkeit -soweit sie vorhanden ist- ersetzt. Mit "Kleinigkeiten" fängt so ein "Ersetzen" an - wäre es eine Kommentierung dass Paulus auch hätte sagen können "...Liebe Brüder UND Schwestern," oder "Liebe Gemeinde". dann ist da absolut nichts einzuwenden. Wenn aber das uns bekannte Neue Testament im Wortlaut verfälscht wird (wenn auch in guter Absicht), wie lange brauchen wir dann, bis die Kinder, denen wir Religionen lehren, eines Tages auf den Gedanken kommen, dass Moses die 1o Gebote "vom Himmelsdrucker" erhalten hat und Jesus "der Popstar der alten Juden" war...? Wie weit "weg vom Schuss" sich Interpretationen entwickeln können, wenn man sie zum Lehrsatz erhebt, kannst Du - wenn Du Dich in der Materie auskennst - im Islam und am Qur`an sehen: Die Hadithe/Ahadithe, also die Aussage "Ich kannte Einen, und der kannte wieder Einen, und der kannte den Propheten Muhammad, und der sagte, der Prophet hätte gesagt..." verfälschen die Botschaft des Qur`an teilweise in das Gegenteil. In meiner Religion ist die Interpretation erlaubt, ja sogar erwünscht - aber auch nur einen Buchstaben der Schriften zu verändern strikt verboten. Ich als Nicht-Christ habe absolut kein Problem damit, in der herkömmlichen Schreibweise der Bibel die Botschaft der Gleichberechtigung der Geschlechter durch Jesus offenbart, herauszulesen - frage mich aber, wieso gerade die Christen damit ein Problem haben? Zwischen der Kirchengeschichte, angefangen bei dem unseligen Konzil von Nicäa (bei dem die Apokryphen aus der Sammlung des neuen Testamentes entfernt wurden), über Luther`s Thesen und der Reformation bis hin zu den ab ca 1850 herum ansteigenden Zahl von Abspaltungen, Sekten, Offenbarungsbewegungen, und der Botschaft des Neuen Testamentes, bestehen doch wesentliche Unterschiede. Und wenn dann in bester Absicht eine neue Interpretation der Bibel vorgenommen wird, dann frage ich mich natürlich, ob man hier "den Esel schlägt und den Herrn meint"? Soll dieses Unterfangen dazu dienen, den Dogmatikern, den Gebildeten der Kichen den Spiegel vorzuhalten? Oder will man sich tatsächlich um ein besseres Verständnis der Grundlagen des christlichen Glaubens bemühen?
Stichwort Theologie: Auch in meiner Religion gibt`s Gläubige, deren theologisches Fundament darauf beruht, das man die vorgeblich "Weisen" zui Rate zieht: "Dr. Vargha hat gesagt... William Sears hat gesagt... Enoch Olinga hat gesagt..." (um nur einige zu nennen). Daraus begründet sich aber für mich keine "Baha`i-Theologie"; aus meiner religiösen Verpflichtung, SELBSTSTÄNDIG nach der Wahrheit Gottes zu suchen, erwächst für mich die Verpflichtung, erstmal alleine Bibel, Qur`an, Bhagavad-Ghita und Kitab-i-Iqan zu lesen und mir selbst meine Gedanken hierüber zu machen. Erst dann kann ich die "Weisen" der Religionen zu Rate ziehen. Ich halte es daher für grundfalsch, sich zuerst die theologischen Weisheiten "reinzuziehen", und dann nach dem Ursprung zu forschen. Mal ganz platt ausgedrückt: Wenn ich die Hilfe und den Rat Gottes suche, wende ich mich mit dem Gebet an Ihn - und nicht an einen weisen Aufsatz von Hans Küng, Dietrich Bonhoeffer oder Eugen Drewermann...
Zwichen Dir (als Christ) und mir (als Baha`i) besteht ein grundsätzlicher Unterschied: Christen (beider Konfessionen) glauben an die Notwendigkeit eines Mittlers zwischen Gott und dem Menschen. Hier liegt der Grund für den organisatorischen Aufbau der Kirchen, hier liegt aber auch der Grund für die Existenz eines Klerus. Baha`i glauben daran nicht - wir haben zwar eine Verwaltungsadministration, aber eben keine Mittler, die uns die Botschaft Gottes erklären sollen. Um die Erklärung bemühen wir uns selbst - deswegen kann ich mir kaum vorstellen, dass theologische Erklärungen einmal bei uns so einen hohen Stellenwert geniessen werden, wie bei den Christen (und übrigends auch bei den Muslimen). Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, das ich von einem völlig anderen Ansatz ausgehe - für mich hat grundsätzlich Thomas von Aquin den gleichen "Stellenwert" wie Dietrich Bonhoeffer oder @Fritz7. Diese Denkweise scheint Dir fremd zusein, und aus dieser Denkweise heraus begründest Du Deine Überzeugung meiner "theologischen Unwissenheit".....
Zur Bodenständigkeit: Mit meinem Eintritt in die internationale Weltgemeinde der Baha`i habe ich keineswegs meine christliche Herkunft aufgegeben - ich habe die bis dahin vorhandenen Erkenntnisse und Lehren lediglich erweitert. Ich kenne keine "religiösen Schubladen": Hier wohnt ein Christ, hier ein Jude, hier ein Buddhist, hier ein Hindu usw. Ich habe Kenntnis von einem Gott, unter dessen Schutz und Fürsorge DIE GANZE Menschheit wohnt; ich habe jedoch keine Kenntnis von einem Gott, der in kofessionellen Schubladen wohnt. Wenn Menschen auf ihren "Schubladen" beharren, ist es natürlich veständlich dass sie anderen Menschen vorwerfen: "...Du kennst meine Schublade nicht..." Besucht man aber unbefangen diese ganzen Schubladen, stellt man schnell fest: Die Ecken und Kanten an denen man sich stösst, sind überall die gleichen - nur halt anders "angemalt".... Glaub mir, Fritz, die gleiche Diskussion - natürlich mit einem anderen Inhalt - kenn`ich auch aus islamischen Foren... und wenn man "Koran" durch "Bibel" ersetzt und "Khalil Gibrahim" durch "Hans Küng" - man könnte glauben, man wäre in einem christlichen Streitgespräch....
Stichwort Rechtfertigungszwang: Denke ich mir "lasse schreiben, sollen sie mich beschimpfen; ich weiss ja woher deren Herangehensweise kommt" - dann wird mir vorgeworfen, ich würde auf die Argumentation nicht eingehen. Gehe ich darauf ein, wird mir zwischen den Zeilen Rechtfertigungszwang vorgeworfen.... egal, man kann`s bekanntlich keinem "Recht machen" (und dazu bin ich ja auch nicht hier...*gg*).
Was übrigends die von Dir bemängelte "Kundigkeit" an meiner Person angeht: ich bereite gerade etwas vor - nach Feierabend; vor Montag wird`s auch nicht fertig sein. Danach - können wir dann mal weitersehen, od Du mit Deiner Einschätzung so richtig liegst...
Stichwort Theologie: Auch in meiner Religion gibt`s Gläubige, deren theologisches Fundament darauf beruht, das man die vorgeblich "Weisen" zui Rate zieht: "Dr. Vargha hat gesagt... William Sears hat gesagt... Enoch Olinga hat gesagt..." (um nur einige zu nennen). Daraus begründet sich aber für mich keine "Baha`i-Theologie"; aus meiner religiösen Verpflichtung, SELBSTSTÄNDIG nach der Wahrheit Gottes zu suchen, erwächst für mich die Verpflichtung, erstmal alleine Bibel, Qur`an, Bhagavad-Ghita und Kitab-i-Iqan zu lesen und mir selbst meine Gedanken hierüber zu machen. Erst dann kann ich die "Weisen" der Religionen zu Rate ziehen. Ich halte es daher für grundfalsch, sich zuerst die theologischen Weisheiten "reinzuziehen", und dann nach dem Ursprung zu forschen. Mal ganz platt ausgedrückt: Wenn ich die Hilfe und den Rat Gottes suche, wende ich mich mit dem Gebet an Ihn - und nicht an einen weisen Aufsatz von Hans Küng, Dietrich Bonhoeffer oder Eugen Drewermann...
Zwichen Dir (als Christ) und mir (als Baha`i) besteht ein grundsätzlicher Unterschied: Christen (beider Konfessionen) glauben an die Notwendigkeit eines Mittlers zwischen Gott und dem Menschen. Hier liegt der Grund für den organisatorischen Aufbau der Kirchen, hier liegt aber auch der Grund für die Existenz eines Klerus. Baha`i glauben daran nicht - wir haben zwar eine Verwaltungsadministration, aber eben keine Mittler, die uns die Botschaft Gottes erklären sollen. Um die Erklärung bemühen wir uns selbst - deswegen kann ich mir kaum vorstellen, dass theologische Erklärungen einmal bei uns so einen hohen Stellenwert geniessen werden, wie bei den Christen (und übrigends auch bei den Muslimen). Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, das ich von einem völlig anderen Ansatz ausgehe - für mich hat grundsätzlich Thomas von Aquin den gleichen "Stellenwert" wie Dietrich Bonhoeffer oder @Fritz7. Diese Denkweise scheint Dir fremd zusein, und aus dieser Denkweise heraus begründest Du Deine Überzeugung meiner "theologischen Unwissenheit".....
Zur Bodenständigkeit: Mit meinem Eintritt in die internationale Weltgemeinde der Baha`i habe ich keineswegs meine christliche Herkunft aufgegeben - ich habe die bis dahin vorhandenen Erkenntnisse und Lehren lediglich erweitert. Ich kenne keine "religiösen Schubladen": Hier wohnt ein Christ, hier ein Jude, hier ein Buddhist, hier ein Hindu usw. Ich habe Kenntnis von einem Gott, unter dessen Schutz und Fürsorge DIE GANZE Menschheit wohnt; ich habe jedoch keine Kenntnis von einem Gott, der in kofessionellen Schubladen wohnt. Wenn Menschen auf ihren "Schubladen" beharren, ist es natürlich veständlich dass sie anderen Menschen vorwerfen: "...Du kennst meine Schublade nicht..." Besucht man aber unbefangen diese ganzen Schubladen, stellt man schnell fest: Die Ecken und Kanten an denen man sich stösst, sind überall die gleichen - nur halt anders "angemalt".... Glaub mir, Fritz, die gleiche Diskussion - natürlich mit einem anderen Inhalt - kenn`ich auch aus islamischen Foren... und wenn man "Koran" durch "Bibel" ersetzt und "Khalil Gibrahim" durch "Hans Küng" - man könnte glauben, man wäre in einem christlichen Streitgespräch....
Stichwort Rechtfertigungszwang: Denke ich mir "lasse schreiben, sollen sie mich beschimpfen; ich weiss ja woher deren Herangehensweise kommt" - dann wird mir vorgeworfen, ich würde auf die Argumentation nicht eingehen. Gehe ich darauf ein, wird mir zwischen den Zeilen Rechtfertigungszwang vorgeworfen.... egal, man kann`s bekanntlich keinem "Recht machen" (und dazu bin ich ja auch nicht hier...*gg*).
Was übrigends die von Dir bemängelte "Kundigkeit" an meiner Person angeht: ich bereite gerade etwas vor - nach Feierabend; vor Montag wird`s auch nicht fertig sein. Danach - können wir dann mal weitersehen, od Du mit Deiner Einschätzung so richtig liegst...
