10-12-2007, 04:06
Ekkard schrieb:Dieter, was Du schreibst ist ja richtig. Du vergisst nur, dass das Menschenwesen sich nicht so schnell anpassen kann, um Deine "neuen Jobs" ausfüllen zu können.
Brutaler ausgedrückt: Es findet eine Auslese statt, nach dem Aschenputtel-Prinzip: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.
Noch brutaler: Das System 'Fortschritt' spart auf Kosten der Natur und auf Kosten der Menschen, die nun mal nicht viel mehr können, als körperlich arbeiten.
Im Prinzip gut erkannt - aber doch nur teilweise richtig.
Richtig nämlich ist: Mit fortschreitender Produktivität entstehen neue Jobs mit neuer Qualifikationsstruktur, 'alte' Jobs mit nicht mehr benötigter Qualifikationsstruktur entfallen, und zwar unabhängig von 'gut' oder 'schlecht'. Schaut man genauer hin: es sind besondere Spezial(isten)qualifikationen, die nicht mehr gefragt sind; die keinen '(Geld)Wert' mehr haben. Andererseits: qualifizierte Spezialisten verfügen auch über allgemeine, abstrakte Qualifikationen, die sich auch anderweitig nutzen lassen - so, dass oft eine Zusatzausbildung (-qualifikation) reicht, sie für andere - qualifizierte(!) - Jobs fit zu machen: eine Aufgabe auch der Arbeitsverwaltung, finanziert über die Arbeitslosenversicherung. - Und "Auslese"? - Nach Jahren Projekterfahrung weiß ich: sowas der Art gibt es. Doch nach zufälligen Kriterien. (Eben bekam ich eine Anfrage betreffend Programmierung, in welcher der Kunde einen "Universitätsabschluss in Mathematik oder Informatik" verlangte - 'nice to have', doch als Kriterium geradezu schwachsinnig! - gerade da nämlich kenne ich diverse Absolventen, die ich an bestimmte Aufgaben gewiss nicht ran lassen würde - besonders solche mit Doktortitel).
Rein makroökonomisch betrachtet ist "Fortschrtitt" so ziemlich gleich bedeutend mit "Erhöhen der Produktivität". Zuweilen 'auf Kosten von ...' - hier: 'auf Kosten der Natur'. Kriterien dieser Art gehen in eine Unternehmenskalkulation tatsächlich nicht ein. Wie viele andere auch nicht - eine gegebene Infrastruktur beispielsweise wird vorausgesetzt. Was nichts weiter heißt als: ein 'freies Spiel der (ökonomischen) Kräfte' schafft eben nicht 'ideale' Bedingungen - insbesondere nicht solche außer-ökonomischer Qualität: hier ist der Staat als 'Steuerung' gefordert. Er kann dies über die Ebene von 'Kosten' (= Steuern), Ver- und Geboten (Gesetze) oder (Geld-)Förderung tun - wie für 'alternative' Energien, welche die Umwelt weniger belasten: ein Mix aus diesen Möglichkeiten ist natürlich auch drin.
Und was die 'Menschen' anbelangt: die können - bei den in D erreichten schulischen Ausbildungsstandards - bereits sehr viel mehr als 'nur' körperlich arbeiten, oft selbst bei fehlendem Hauptschulsabschluss: in Industrieländern hat bereits die unterste Qualifikationsstufe ein gewisses Niveau erreicht, das ausbaufähig - zu auch qualifizierten Jobs - ist.
Zudem: es gibt immer noch Jobs, die wenig Qualifikation verlangen, aber dennoch nicht durch Maschinen erledigt werden - wie die Bedienung bei McD etwa ... (wo anständige Bezahlung den Burger vielleicht um 10 Cent verteuern würde - ein wohl tragbares Maß).

