09-12-2007, 21:48
melek schrieb:...Deine Vorstellung ,daß die Kirchenväter die "wahre Botschaft " Jesu verfälscht haben , ist somit nicht haltbar.Von "verfälscht" war bei mir nicht die Rede, melek.
Die Kirchenväter haben ihre Theologie für ihre Zeit und nach ihren Kenntnissen formuliert, und das Recht dazu wird ihnen niemand bestreiten.
Genau so wenig kann man uns heute das Recht bestreiten,
nach unseren Erkenntnissen und unserem Welt- und Gesellschaftsbild dieselben Texte zu deuten und aus ihnen Lösungen für unsere aktuellen Probleme zu suchen und zu formulieren.
Die "Substanz" Jesu ist nun mal für uns heute kein Problem.
Es ist ziemlich egal, ob jemand ihn Gott nennt, als gottgleich ansieht oder nicht. Wichtig ist, dass wir seinen Geist in unserer Ethik und unserer Nachfolge in die Tat umsetzen. Nur so wird er für uns zum "Weg, zur Wahrheit und zum Leben."
Wir vergotten nun einmal nicht so schnell,
wie es in der Zeit des Späthellenismus und der griechisch-römischen Antike Gang und Gäbe war (siehe röm. Kaiser als Gott).
Es brächte uns auch nicht die Bohne, denn wir nehmen das Wort vom Bildnisverbot anders ernst als die lieben Kirchenväter. Wir haben kein festes Bild von Gott. Warum sollten wir dann den jüdischen Rabbi Jesus zu einem solchen erklären?
Wir haben auch nicht mehr das Bedürfnis,
uns gezielt von den Juden abzusetzen wie die frühe Kirche. Wir können den jüdischen Geist und die jüdischen Wurzeln Jesu wieder unvoreingenommen für uns heute auswerten und uns Jesus dadurch verständlicher werden lassen.
Die trübe Brille des frühkirchlichen Antijudaismus ist uns zum Glück fremd geworden.
Nutzen wir also unsere Chance. Die Kirchenväter haben ihre ja auch genutzt. Gott habe sie selig!
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


