03-12-2007, 23:20
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-12-2007, 23:42 von Alanus ab Insulis.)
melek schrieb:Kann man diesen Unterschied nicht dadurch auflösen , daß man sagt : Wahrer Glaube zieht entsprechende Werke nach sich ?
Womöglich könnte man an den Werken erkennen , ob jemand wirklich glaubt , und den Glauben lebt , oder ob er sich nur nach außen hin gläubig gibt...
Sehr weise gedacht! Und genau so formuliert es auch der Jakobusbrief:
"Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. (Jak 2, 14-17)
Allerdings muss man hier der Redlichkeit halber anmerken, dass Jakobus diese Theologie im Hinblick auf die Gerechtigkeit Abrahams (Jak 2, 21ff) entwickelt. Wenn man nun aber gleichzeitig bedenkt, dass Paulus seine Theologie von der Rechtfertigung durch den Glauben ebenfalls im Hinblick auf die Person des Abraham entfalltet (Röm Kap. 4), erkennt man das hier ein und die selbe Perikope unterschiedlich akzentuiert wird.
Ich persönlich würde das nicht Pluralismus (im heutigen Sinne) nennen, sondern die Uneinholbarkeit des göttlichen Wortes. Das soll heißen: Es gibt nicht die und jene Interpretation, sondern eine Tiefendimension der Schrift, die es stets neu frei zu legen gilt.
Das darf aber auch nicht im Sinne eines Freibriefes zur Willkürauslgeung verstanden werden, denn auch die Interpretation der hl. Schrift richtet sich nach den Normen, der theologischen Erkenntnis und ihrer kritischen Reflexion (z.B. Text-, Redaktions-,Geschichtskritik; allegorische u. metaphorische Methode, nach der Tradition der Kirche und natürlich dem nach Literalsinn).
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)