02-12-2007, 09:23
Moin,
eine Diskussion, die mich schon persönlich berührt, insofern für mich sehr interessant.
Vorab nur eine kleine Einschränkung:
@Lhiannon: Es war mitnichten neu, dass die Liebe im Vordergrund steht. Jesus stand da in der Tradion jüdischer Lehrmeinungen.
Ich stand vor etwa 1 1/2 Jahren genau da, wo Mandingo hier heute steht. Jesus Botschaft als bedeutend, als neu ansehend. Aber Jesus nicht als G'tt betrachtend. Die Botschaft der Liebe in den Vordergrung stellend, nicht die Dogmatik, die ich in weiten Teilen eben nicht teilen konnte. Aber ich sah mich als Christ.
(noch früher teilte ich übrigens weite Teile dieser Dogmatik, es war eine Entwicklung über lange Jahre, eine zeitlang war ich sogar mal fast evangelikal)
Ich möchte hier deutlich sagen, dass ich Eure eigene Einschätzung, dass Ihr mit dieser Position Christen seit, durchaus akzeptiere. Wie käme ich dazu, Euren Glauben beurteilen zu können.
Insofern bitte das folgende auf mich beziehen:
Mir wurde klar, dass ich mit dieser Meinung kein Christ bin.
Christ ist relativ klar definiert. Die Erlösung kommt durch Jesus und nur durch Jesus. Und das geht nur, wenn Jesus göttlich ist. Was er nach meiner Überzeugung nicht ist.
Jesus als (sehr weiser) Rabbi reicht nicht aus, um daraus eine Religion wie das Christentum zu begründen.
Wer sich Christ nennt, bekennt sich damit zur christlichen Gemeinschaft. Und diese hat im apostolischen Glaubensbekenntnis festgelegt, woran sie glaubt.
Ebenfalls ist völlig unstrittig, dass nahezu alle christlichen Lehrmeinungen von Jesus als G'tt ausgehen im Sinne der Trinität. Ich weiß, dass es liberale Auslegungen gibt, die dies nicht tun, aber ist das dann noch christlich?
Mein persönlicher Knackpunkt war eine Diskussion mit anderen Christen, es ging um christliche Judenmission. Ich als Christ lehnte diese entschieden ab. Mir war es wichtig, dass jüdisches Leben wieder entstand und sich festigen konnte, nachdem es durch die Shoah fast vernichtet wurde.
Mir wurde dann eine sehr gute Frage gestellt, über die ich lange nachdachte:
Ob ich denn nicht glauben würde, dass Jesus und nur Jesus der Weg zu G'tt sei (und das findet Ihr in der christlichen Bibel) und daher dieser Glaube für alle Menschen nötig sei?
Eine sehr gute Frage. Letztlich wurde mir klar: Nein, das glaube ich nicht.
Sollte ich dann noch sagen, dass ich der christlichen Gemeinschaft angehöre, wo ich die wesentlichen Dogmen wie Trinität und ausschließlicher Erlösungsweg nicht teile?
Das erschien mir unsinnig.
Ich konnte nicht mehr mit anderen Christen in der Kirche zu Jesus beten. Ich konnte nicht einen Menschen anbeten.
Ich konnte nicht mehr Wundergeschichten hören, an die ich nicht glaubte.
Ich konnte es nicht mehr akzeptieren, dass ich einer Glaubensgemeinschaft angehörte und auch mit finanzierte, von denen Teile Juden missionierten und zu einem Glauben führen wollten, den ich als falsch, ja sogar als gegen G'tt ansah, da für mich Trinität gegen das erste Gebot verstößt.
Der Zufall (oder war es etwas anderes?) wollte es, dass ich zeitgleich auf B'nei Noach gebracht wurde (interessanterweise genau von der Gruppe Christen, die mir oben so zusetzte).
Mir wurde klar, dass sich mein Glauben an G'tt, mein strenger Monotheismus, mein Glauben an die Liebe, an Ehrlichkeit und Fairness, das dieser Glaube jüdisch war. Das es dazu keiner neue Religion bedarf.
Mir wurde damit auch vieles klar, was ich als Christ von Jesus nicht verstanden hatte.
Jesus war Jude. Und er ist als Jude vollständig erklärbar. Zu seiner Zeit waren Noachiden etwas vollkommen normales. Insofern war seine Botschaft natürlich für alle Menschen gedacht und nicht nur für Juden.
Die christlichen Kirchen tun immer so, als wenn die Ausdehnung der Botschaft auf Heiden etwas neues war. Nein, es war schon immer urjüdisch.
Ich beschäftige mich seitdem sehr viel mit jüdischen Glaubensüberzeugungen. Und merke, dass ich mich da mit meinem Glaubensansichten völlig zu Hause fühle.
Da ich mich allerdings zum Juden nicht berufen fühle, bekenne ich mich heute zu dieser uralten Richtung von B'nei Noach, der Richtung für Nichtjuden (die dies auch bleiben wollen), die so Leben, wie es der jüdische Glaube (und damit G'tt) für Nichtjuden vorsieht.
Denn Jesus war Jude und als Jude wusste er, dass es verboten ist, eine neue Religion zu gründen. Er tat dies auch nie. Das geht auf Paulus zurück.
Ich habe heute meinen Frieden mit Jesus geschlossen. Allerdings hat er für mich keine große Bedeutung. Es gibt größere jüdische Gelehrte. Als ein moderner sei hier Leo Baeck genannt.
Tschüss
Jörg
eine Diskussion, die mich schon persönlich berührt, insofern für mich sehr interessant.
Vorab nur eine kleine Einschränkung:
@Lhiannon: Es war mitnichten neu, dass die Liebe im Vordergrund steht. Jesus stand da in der Tradion jüdischer Lehrmeinungen.
Ich stand vor etwa 1 1/2 Jahren genau da, wo Mandingo hier heute steht. Jesus Botschaft als bedeutend, als neu ansehend. Aber Jesus nicht als G'tt betrachtend. Die Botschaft der Liebe in den Vordergrung stellend, nicht die Dogmatik, die ich in weiten Teilen eben nicht teilen konnte. Aber ich sah mich als Christ.
(noch früher teilte ich übrigens weite Teile dieser Dogmatik, es war eine Entwicklung über lange Jahre, eine zeitlang war ich sogar mal fast evangelikal)
Ich möchte hier deutlich sagen, dass ich Eure eigene Einschätzung, dass Ihr mit dieser Position Christen seit, durchaus akzeptiere. Wie käme ich dazu, Euren Glauben beurteilen zu können.
Insofern bitte das folgende auf mich beziehen:
Mir wurde klar, dass ich mit dieser Meinung kein Christ bin.
Christ ist relativ klar definiert. Die Erlösung kommt durch Jesus und nur durch Jesus. Und das geht nur, wenn Jesus göttlich ist. Was er nach meiner Überzeugung nicht ist.
Jesus als (sehr weiser) Rabbi reicht nicht aus, um daraus eine Religion wie das Christentum zu begründen.
Wer sich Christ nennt, bekennt sich damit zur christlichen Gemeinschaft. Und diese hat im apostolischen Glaubensbekenntnis festgelegt, woran sie glaubt.
Ebenfalls ist völlig unstrittig, dass nahezu alle christlichen Lehrmeinungen von Jesus als G'tt ausgehen im Sinne der Trinität. Ich weiß, dass es liberale Auslegungen gibt, die dies nicht tun, aber ist das dann noch christlich?
Mein persönlicher Knackpunkt war eine Diskussion mit anderen Christen, es ging um christliche Judenmission. Ich als Christ lehnte diese entschieden ab. Mir war es wichtig, dass jüdisches Leben wieder entstand und sich festigen konnte, nachdem es durch die Shoah fast vernichtet wurde.
Mir wurde dann eine sehr gute Frage gestellt, über die ich lange nachdachte:
Ob ich denn nicht glauben würde, dass Jesus und nur Jesus der Weg zu G'tt sei (und das findet Ihr in der christlichen Bibel) und daher dieser Glaube für alle Menschen nötig sei?
Eine sehr gute Frage. Letztlich wurde mir klar: Nein, das glaube ich nicht.
Sollte ich dann noch sagen, dass ich der christlichen Gemeinschaft angehöre, wo ich die wesentlichen Dogmen wie Trinität und ausschließlicher Erlösungsweg nicht teile?
Das erschien mir unsinnig.
Ich konnte nicht mehr mit anderen Christen in der Kirche zu Jesus beten. Ich konnte nicht einen Menschen anbeten.
Ich konnte nicht mehr Wundergeschichten hören, an die ich nicht glaubte.
Ich konnte es nicht mehr akzeptieren, dass ich einer Glaubensgemeinschaft angehörte und auch mit finanzierte, von denen Teile Juden missionierten und zu einem Glauben führen wollten, den ich als falsch, ja sogar als gegen G'tt ansah, da für mich Trinität gegen das erste Gebot verstößt.
Der Zufall (oder war es etwas anderes?) wollte es, dass ich zeitgleich auf B'nei Noach gebracht wurde (interessanterweise genau von der Gruppe Christen, die mir oben so zusetzte).
Mir wurde klar, dass sich mein Glauben an G'tt, mein strenger Monotheismus, mein Glauben an die Liebe, an Ehrlichkeit und Fairness, das dieser Glaube jüdisch war. Das es dazu keiner neue Religion bedarf.
Mir wurde damit auch vieles klar, was ich als Christ von Jesus nicht verstanden hatte.
Jesus war Jude. Und er ist als Jude vollständig erklärbar. Zu seiner Zeit waren Noachiden etwas vollkommen normales. Insofern war seine Botschaft natürlich für alle Menschen gedacht und nicht nur für Juden.
Die christlichen Kirchen tun immer so, als wenn die Ausdehnung der Botschaft auf Heiden etwas neues war. Nein, es war schon immer urjüdisch.
Ich beschäftige mich seitdem sehr viel mit jüdischen Glaubensüberzeugungen. Und merke, dass ich mich da mit meinem Glaubensansichten völlig zu Hause fühle.
Da ich mich allerdings zum Juden nicht berufen fühle, bekenne ich mich heute zu dieser uralten Richtung von B'nei Noach, der Richtung für Nichtjuden (die dies auch bleiben wollen), die so Leben, wie es der jüdische Glaube (und damit G'tt) für Nichtjuden vorsieht.
Denn Jesus war Jude und als Jude wusste er, dass es verboten ist, eine neue Religion zu gründen. Er tat dies auch nie. Das geht auf Paulus zurück.
Ich habe heute meinen Frieden mit Jesus geschlossen. Allerdings hat er für mich keine große Bedeutung. Es gibt größere jüdische Gelehrte. Als ein moderner sei hier Leo Baeck genannt.
Tschüss
Jörg