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Gathas des Awesta
#8
V. Die Klage Zarathustras gegen seine Feinde und die Schwierigkeiten in der Verbreitung seiner Religion

Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, da seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan. (Johannes: 3, 21)
Inhaltserläuterung

Diese Gesänge bestehen aus zwei Teilen. In dem ersten Teil spricht Zarathustra zu einer Volksmenge, in der die drei Klassen der Bevölkerung vertreten sind, zu Geistlichen, zu Adeligen und zu Bauern. Er sagt, dass diese seine Worte befolgen sollen, damit sie die Vergebung Ahuras erlangen können, und seine Zuhörer versprechen es ihm. Dann sagt er, dass Ahura diese Menschen, welche die Vergebung erlangen wollen, als die Seinen und als Seine Kinder betrachten wird. Er wendet sich dann zu den feindseligen Dämonen, den Ungläubigen, und er sagt, dass sie und ihre Taten von dem bösen Geist stammen, denn sie haben beschlossen, das ewige Leben der Menschen zu verderben.
Unter diesen feindseligen Gegnern nennt er besonders den Priester Karpan, den falschen Propheten Grehma, sowie den Fürsten Kawi.
Gegen diese Führer und Herrscher stellt er sich, weil sie Grausamkeiten gegen Menschen und Tiere verüben.
Darauf sagt er, dass der Weise keine solche Sünden begehen darf.
Er bezeichnet auch Yima, den alten, sagenhaften König, als Sünder, denn dieser hat die Menschen das Fleisch zu essen gelehrt. Zarathustra selbst hat das Essen von Fleisch nicht verboten, aber er empört sich gegen das Opfern des Viehes. Er ruft den Fluch Ahuras gegen diejenigen an, welche die Menschen von guten Taten zurückhalten. Trotz aller dieser Feindschaften der mächtigen Gegner verliert er seinen Mut nicht und sagt, dass dies das Schönste ist, dass Ahura über alle siegen wird, und dass es ihm gelingen wird, die Gräuel jener Feinde von Seinen Gläubigen fernzuhalten. Im zweiten Teil klagt er Gott, dass ihn die Feinde bedrohen, und er nicht weiß, wohin er fliehen und bei wem er Schutz finden kann.
Er jammert und ruft Ahura und Seinen Engel zu Hilfe. Ja, er fühlt und erlebt jenen furchtbaren Augenblick des Verlassenwerdens, den ein jeder Prophet und Verkünder der Wahrheit erlitten hat. Seine Seele ruft wie Jesus aus: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Aus seinem Herzen steigen jene klagenden Worte hervor, die Mohammed in seiner Verzweiflung und Mutlosigkeit gesprochen hatte: "Ich wünschte, dass mein Schöpfer mich nicht erschaffen hätte!" Er betrachtet seine Umwelt und sucht die Ursachen seines Misserfolges und seiner Schwächen zu erkennen. Er sieht und gesteht, dass seine weltlichen Güter, seine Landarbeiter und seine Herden nicht so zahlreich sind, wie die seiner Feinde.
Dies ist eine Art Versuchung, die er erlebt, und er ahnt in diesem Augenblick nicht, dass seine Macht viel größer und gewaltiger ist, als die der anderen.
Darum fragt er zweifelnd, ob die Wahrheit endlich siegen wird.
Er fleht zu Ahura und verlangt Schutz für sich und die Vernichtung seiner Feinde. Er sagt, dass die Wirkung der bösen Taten der Feinde auf sie selbst zurückfallen möge. Hiermit verkündet er eine tiefe Wahrheit, die an den alten Weisheitsspruch erinnert, welcher sagt: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Auch auf das Gesetz weist er hin, dass eine jede Wirkung eine Rückwirkung nach sich zieht, und dass ein jeder Mensch das erlebt, was er zu erleben trachtet, oder zu erleben für seine Mitmenschen wünscht.
Zweifelnd fragt er, wann Ahura siegen werde, denn er weiß sehr wohl, daß der wahre Wirkende Ahura selbst ist und er selbst nur ein Werkzeug.
Das Schlimmste, das er bei seinen Feinden entdeckt und haßt, ist dies, daß diese nicht nach der Liebe trachten und keinen Rat von dem Heiligen Geist annehmen wollen. Dies zeigt die Höhe seiner moralischen Einstellung. Denn in der Tat, wer die göttliche Kraft der Liebe einmal erkannt hat, der kann nie Grausamkeiten verüben. Dann fragt er, wann die Engel der Liebe und der Wahrheit erscheinen werden und wann der Frieden mit diesen blutdürstigen Feinden endlich geschlossen wird. Leben wir heute nicht auch in einer ähnlichen Zeit? Ja, wie die leidenden Seelen der jetzigen Menschheit, so fragte auch damals Zarathustra, wann der neue Tag dämmern und wann die Menschheit sich zur Wahrheit wenden wird? Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf, denn er weiß, dass keine Nacht ewig dauern wird!
(Yasna 32 und 46–51)
Y. 32, 1. Um die Vergebung Ahura Mazdas zu erlangen, ist es nötig, dass die Geistlichen, die Adeligen und die Ackersleute und auch ihr, o Ihr Ungläubigen, das erstreben, was ich euch lehre! Sie antworten: "Ja, wir wollen als Deine Abgesandten alle diejenigen wegjagen, die Dir gegenüber feindselig sind.
Y. 32, 2. Euch (den drei oben genannten Klassen), erteilt Ahura Mazda, jener Schöpfer, der mit der Reinheit vereint und auch mit dem Lichte der Wahrheit eins ist, durch Seinen Engel der Herrschaft die Antwort: "Eurer tugendhaften und heiligen Treue wegen bin ich entschlossen, euch als die Meinen zu betrachten."
Y. 32, 3. Aber Ihr alle, Ihr Dämonen und alle diejenigen, die euch und die Lüge und den Hochmut verehren, Ihr stammt von dem bösen Geist. Und auch Eure Taten, mit welchen Ihr euch in den sieben Ländern schon lange rühmen lasset.
Y. 32, 4. Und auch Ihr, die Ihr euch entschlossen habt, dem Menschen die bösesten Schmerzen aufzuerlegen, auch euch muss man zu den Lieblingen der Dämonen rechnen.
Denn Ihr seid von guten Gedanken fern, dem Willen des Ahura Mazda und dem heiligen Gesetz abgewendet!
Y. 32, 5. Ihr Dämonen, Ihr raubt den Menschen ihr gutes und ewiges Leben! Und dies tut Ihr durch die Taten, die euch Euer Führer Grehma mit seinen bösen Gedanken und Worten gelehrt hat. Und er ist es auch gewesen, der die Anbeter der Lüge belehrt hat, das menschliche Leben zu verderben!
Y. 32, 6. Durch unzählige Sünden ist es ihm gelungen, großen Ruhm zu erlangen, wie er es gewünscht hat.
Y. 32,7. Keine solche Sünde darf von einem Weisen stammen, denn es ist bekannt, dass durch die Prüfung mit dem geschmolzenen Metall (Feuerprobe) der Weise seinen Lohn und seinen Gewinn erhalten wird. Das Ende eines jeden Sünders aber weißt Du am besten, o Ahura Mazda!
Y. 32, 8. Wie bekannt ist, ist auch Yima, Sohn des Wivahant, einer von diesen Sündern.
Er ist es gewesen, der, um die Menschen zu befriedigen, sie das Essen von Fleisch gelehrt hat.
In der Zukunft musst Du, o Mazda, zwischen ihm und mir richten!
Y. 32, 9. Der verführende Lehrer vernichtet den Plan des Lebens und schändet das Gesetz.
Er verhindert es, dass man den Reingeistigen würdigt.
Y. 32, 10. Er ist derjenige, der das heilige Wort verschmäht hat.
Er verleumdet die Sonne und das Vieh, was man selbst mit den Augen wahrnehmen kann, beim Opferschlachten von Vieh. Er betrachtet die Aufgewachten als Lügner,
und er verwüstet die Viehweiden und gebraucht Waffen gegen die Anhänger der Wahrheit!
Y. 32, 12. Dein Fluch, o Mazda, treffe alle diejenigen, die durch ihre Lehre die Menschen von den guten Taten zurückhalten, und diejenigen, die mit Jubelgeschrei die Kuh zum Opfern schlachten. Zu diesen gehören Grehma und seine Anhänger, die vor der Wahrheit fliehen!
Und auch der Karpan und die Herrscher, die die Unwahrheit lieben!
Y. 34, 8. Darum bedrohen und erschrecken sie uns und alles dies aus Feindschaft gegen Deinen Willen. Und dadurch werden viele Menschen in Gefahr kommen, denn er ist mächtiger als ich, der Schwächere.
Von denen, die die Wahrheit nicht kennen, werden die Güter des Paradieses fern bleiben.
Y. 32, 11. Dies sind diejenigen, die nach der Vernichtung des Lebens streben.
Dies sind jene Anbeter der Lüge, die stets danach trachten, die Führer der Familie, diese Anhänger der Wahrheit, durch das Versprechen eines Gewinnes von den reinsten Gedanken fernzuhalten, o Mazda!
Y. 32, 9 11. Mit diesen meinen jammervollen Worten, die aus meiner Seele hervordrängen, klage ich vor Dir, o Mazda, o Wahrheit!
Y. 32,13. Wenn Grehma und diese Vernichter des Lebens in die andere Welt, in das Haus des bösen Geistes (Hölle) eintreten, und wenn sie dann jammernd nach der Botschaft Deines Propheten verlangen werden, dann wird diese Botschaft sie nicht mehr erreichen und sie werden das Antlitz der Wahrheit nicht erschauen dürfen.
Y. 32, 14. Seit langer Zeit verwenden Grehma und die Kawi alle ihre Gedanken und Kräfte, um Grausamkeiten zu verüben. Denn sie glauben, dass sie dadurch den Anbetern der Lüge helfen. Sie sagen, dass die Kuh zum Opfer geschaffen ist, damit der Trank, der den Tod fernhält, ihnen zur Hilfe eilt.
Y. 32,15. Darum lasse diese Karpan und das Geschlecht Kawi untergehen durch die Menschen, die solche Grausamkeiten von ihnen erlitten und sich dennoch nicht unterworfen haben! Diese Menschen werden durch Deine zwei Engel (Unsterblichkeit und Vollkommenheit) gerettet und in das Haus des reinen Geistes (Paradies) geführt!
Y. 32, 6 11. 0 Ahura, Du vergisst nicht den Dienst eines jeden.
Du weißt alles dies durch Deinen vollkommenen Geist.
Und in Deinem ewigen Reich, o Mazda, o Wahrheit, wird über dies alles Gericht gehalten!
Y. 32, 16. Das Schönste und das Lobenswerteste von allem ist aber dies, daß Du, o Ahura Mazda, über alles siegen wirst.
Und auch über denjenigen, der meine Vernichtung beabsichtigt.
Dadurch werde ich die Gräuel der Anbeter der Lüge von allen denen, die meinem Herzen nahe stehen, fernhalten.
Y. 46, 1. Zu welchem Land soll ich mich wenden, wohin soll ich mich begeben, und wo soll ich Zuflucht suchen? Die Adeligen und die Führer halten sich fern von mir. Ich bin auch nicht ganz befreundet mit den Ackersleuten und auch nicht mit den Anhängern der Lüge, die das Land beherrschen. 0 Mazda, wie werde ich Dich zufrieden stellen können?
Y. 46, 2. Ich weiß, o Mazda, warum ich hier keinen Erfolg haben kann, weil meine Herde und meine Leute wenig sind. Ich klage zu Dir, o Ahura, sieh selbst zu und unterstütze mich, einem Freunde gleich, der seinen Freund schützt. Und verkünde mir, welches die Belohnung des Gutes denkenden ist!
Y. 48, 2. 0 Ahura, belehre uns, denn Du bist der Allwissende! Wird, bevor die Vergeltung, die Du bestimmt hast, herankommt, der Anhänger der Wahrheit den Anbeter der Unwahrheit besiegen? Ja, denn dieser Sieg wird für die Welt eine Botschaft der Tugend werden!
Y. 46, 7. 0 Mazda, wen wirst Du noch außer Deinem Feuer und Deinem reinen Geist, durch deren Wirkung das Reich der Wahrheit erlöst werden wird, zu meinem Schutz beauftragen,
in dem Moment, da der Führer der Lüge sich für meine Vernichtung vorbereiten wird?
Verkünde meiner Seele solche Lehre!
Y. 46, 8. Verhüte, dass derjenige, der mein Dasein zu vernichten vorhat, durch seine Tat, mich einen Verlust erleiden lässt. Lasse die Wirkung seiner Feindseligkeit auf ihn selbst zurückfallen, so dass das gute Leben ihn verlässt, o Mazda.
Y. 48, 9. Wann werde ich es wissen, o Mazda, und o Engel der Wahrheit, dass ihr gegen den, der meine Vernichtung sucht, mächtig seid? Ich möchte genau wissen, welches die Belohnung des reinherzigen Menschen sein wird! Der Erlöser (Zarathustra) wünscht sein Los verkündet zu hören.
Y. 48, 10. Wann, o Mazda, werden die Adeligen die Botschaft erkennen? Wann wirst Du diesen berauschenden und schmutzigen Trank vernichten, durch welchen die Böses tuenden Karpan und die misshandelnden Herrscher mit Absicht die Menschen betrügen?
Y. 46, 11. Die Karpan und Kawi verführen die Menschen durch ihre Herrschaft zu üblen Taten, um ihnen ihr ewiges Leben im Jenseits zu vernichten! Aber wenn sich ihre eigenen Seelen und ihre Gewissen der Brücke von Tschinwat nähern werden, werden sie erschrecken. Sie werden ewiglich in dem Haus der Lüge (Hölle) bleiben.
Y. 51, 12. Er, dieser unwürdige Knecht, der Kawi, hat mich inmitten des Winters nicht aufgenommen, als ich mit Zugtieren, vor Kälte zitternd, bei ihm Schutz gesucht habe.
Y. 51, 10. Wer ist es sonst noch außer ihm, der sich für meine Vernichtung entschlossen hat, o Ahura? Er ist ein Sohn aus der Schöpfung der Lüge, und daher hegt er für die Wesen böse Absichten. Ich suche aber die Wahrheit mit allen ihren Vorteilen, und ich rufe sie zu mir!
Y. 51, 13. So hat die Seele des Anbeters der Unwahrheit die sichere Belohnung des wahren Weges verloren. Seine Seele wird auf der Brücke Tschinwat an dem jüngsten Abrechnungstage von Schrecken und Furcht ergriffen werden. Denn er hat durch seine Taten und Worte den geraden Weg der Wahrheit verlassen.
Y. 51, 14. Die Karpan wollen dem Gesetz der Landwirtschaft nicht folgen. Für die Qualen, die sie dem Vieh verursachen, lasse Dein Gericht sich aussprechen. Ob sie im Jenseits ihrer Taten und Worte wegen in das Haus der Lüge geführt werden oder nicht!
Y. 49, 1. 0 Mazda, o Wahrheit, der Fürst Bendwa ist immer ein Hindernis auf meinem Wege,
wenn ich die Verwahrlosten befriedigen und auf den wahren Weg führen will. 0 eile mit gutem Reichtum zu mir und sei mein Schutz. 0 Heiliger Geist bereite Bendwa das Verderben!
Y. 49, 2. Seit langem ist dieser verführende Bendwa, der einer von den Anbetern der Unwahrheit ist, ein Hindernis auf meinem Wege. Da er die Wahrheit nicht erkennt und somit der Wahrheit feindlich ist, daher strebt er nie nach dem Erreichen der heiligen Liebe! Und er denkt auch nicht daran, von dem Heiligen Geist Rat zu erlangen, o Mazda!
Y. 48, 11. Wann werden die Engel der Liebe und der Wahrheit und der Herrschaft erscheinen, welche die reichhaltigen Weiden und schönen Wohnungen besitzen? Wer sind diejenigen, die mit dem blutdürstigen Anbeter der Lüge den Frieden schließen werden? Wer sind diejenigen, die den reinen Geist anerkennen werden?
Y. 46, 3. Wann, o Mazda, wird der Morgen dämmern, und wann wird sich die Menschheit zu der Wahrheit wenden? Wann wird der große Retter durch seine weisheitsvollen Worte sein Ziel erreichen? Wer sind diejenigen, zu deren Rettung Dein Heiliger Geist eilen wird?
Ich hoffe sehr, dass Du mir dies zuteil werden lässt, o Ahura!
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Gathas des Awesta - von Bion - 26-11-2007, 19:10
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RE: Gathas des Awesta - von Lhiannon - 27-11-2007, 17:01

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