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Gathas des Awesta
#6
Die esoterische Erklärung dieser Predigt

Folge dem Licht, das Dich heimwärts führt, und verliere Deinen Weg nicht in der Dunkelheit. (Laotse)

Wie wir gesehen haben, enthalten diese Gesänge in sich versinnbildlicht die Schöpfungsgeschichte nach Zarathustras Weltanschauung. Wir werden jetzt erkennen, in welch wunderbarer Weise diese Lehre in ihren Grundzügen eine Ähnlichkeit mit der Schilderung des Alten Testaments zeigt und wie sich im Grunde genommen diese beiden Lehren ergänzen.
Aus der theosophischen und rosenkreuzerischen Weltanschauung wissen wir schon, dass die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments nur allegorisch zu betrachten ist. Wir werden nun erkennen, dass die Schilderung des Alten Testamentes sich auf die ersten Rassen und besonders auf die dritte und vierte Wurzelrasse der Menschheit bezieht, nämlich auf die Lemurier und Atlantier, während die aus diesen Gesängen hervorgehende Weltanschauung Zarathustras auf die Entwicklungsgeschichte der fünften Wurzelrasse, der jetzigen arischen Rasse, Bezug hat. Um uns darüber klar zu werden, müssen wir uns zuerst die Schöpfungsgeschichte des Alten Testamentes in ihrem esoterischen Sinn vor Augen halten.
Ich gebe hier eine kurze Auslegung derselben:
1. Mit dem Wort Mensch oder Adam ist die ganze Menschheit oder es sind vielmehr die gesamten Seelen (Monaden) gemeint, welche die menschliche Gestalt als Hülle benutzen.
2. Der Garten Eden, der Wohnort der ersten Menschen, versinnbildlicht erstens die hyperboräische Region um den Nordpol, wo die ersten Menschen wohnten, und wo in jener weit entfernten Zeit ein warmes, mildes Klima und ein ewiger Frühling herrschte. Das war das Sonnenland, in dem der griechischen Sage nach Apollo, der Lichtgott, seine Erholungszeit verbrachte.
Zweitens stellt dieser Garten Eden auch den seligen Zustand jener damaligen Menschen dar, die noch keinen physischen Körper besaßen und keine Laster und kein Leid kannten, und welche, den kleinen Kindern gleich, durch die gütigen Hände der göttlichen Wesenheiten oder Engel geführt wurden.
3. Mit dem Essen der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis ist das Eindringen des Bewusstseins in die menschliche Seele gemeint. Dies geschah durch die Einverkörperung des Egos, des Geistes (höheren Manas) in die halbmateriellen Körper der dritten Rasse, denn die Seelen der ersten und zweiten Rasse waren intellektuell stumpf und unbewusst. Der Mensch wusste nichts von seinem physischen Körper und von seiner Umgebung. Diesen Zustand deutete das Alte Testament durch den tiefen Schlaf Adams an.
Diese in die Materie herabsteigenden Egos oder Monaden sind jene Funken göttlicher Intelligenz gewesen, die man Söhne des Geistes (Manasaputhra), Söhne des Feuers oder Urgeister, und die Strahlen des offenbarten Logos nennt. Sie haben den Menschen den Keim des Intellektes geschenkt.
4. Dieses Herabsteigen der geistigen Funken in menschliche Hüllen ist im Alten Testament durch das Gleichnis, dass die Söhne Gottes die Töchter der Menschen schön fanden, und sie zu Weibern nahmen, versinnbildlicht. Die Söhne des Geistes stellen die zeugende Kraft und die Körper die aufnehmende und gebärende Kraft dar.
5. Die Einverkörperung dieser göttlichen Funken in die Menschen erzeugte den Intellekt, die Kraft der Unterscheidung des Guten und des Bösen, d. h. die Erkenntnis. Diese Erkenntnis war an und für sich nicht gefährlich, sondern die Frucht derselben, die Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse. Aber der Mensch war unerfahren und besaß keine große Willenskraft, darum fiel er seiner Schwachheit zum Opfer.
6. Dann führte diese Erkenntnis und das Unterscheiden zwischen Gut und Böse, Lust und Leid, die Menschen zur sinnlichen Leidenschaft, welche sie betrog. Diese Leidenschaft ist durch die Schlange dargestellt, weil sie durch ihre zarte Haut und ihren schillernden Körper die ahnungslosen Kinder anzieht, ihnen gefällt und sie betrügt. Hier müssen wir auch bemerken, dass die Schlange auf das Rückenmark, den Sitz der Leidenschaft, Bezug hat.
7. Diese Leidenschaft war auch im Grunde genommen nicht gefährlich, denn die Natur hatte damit bezweckt, erstmals eine neue Art Zeugungsfähigkeit in dem Menschen zu erwecken, und es geschah auch so. Die bis dahin zweigeschlechtig gebliebenen Menschen kamen damit zusammen, und sogleich fand die Trennung der Geschlechter statt.
Dieses stellt die Schöpfung Evas aus den Rippen Adams dar. Die moderne Wissenschaft lehrt auch, dass der Mensch zu einer Zeit zweigeschlechtig war, und dass sich allmählich ein Geschlecht auf Kosten des anderen entwickelt hat. Der menschliche Embryo ist sogar noch heute bis zu einem gewissen Punkte zweigeschlechtig, worauf ein Geschlecht vorherrscht, während das andere zurückbleibt, so dass jede Person die gegensätzlichen Geschlechtsorgane in rudimentärer Form hat und dadurch wirklich zweigeschlechtig ist, wie der Urmensch. Zweitens hatte die Natur mit der Schaffung der Leidenschaft oder Geschlechtskraft bezweckt, dass der Mensch diese Kraft für den Aufbau seines Gehirns und somit seiner geistigen Kräfte, besonders seiner Willenskraft verwenden sollte, damit seine geistigen Augen aufgetan werden und er wie Gott sein würde: Schöpfer und unsterblich.
Nun hat aber der Mensch diese ihm zum Zeugungszweck und zum Erwecken seines Bewusstseins gegebene Leidenschaft missbraucht und für die Befriedigung seiner Sinne verwendet, und dadurch ist er in die Macht der Sünde gefallen. Denn er hatte Erkenntnis, Wahlfreiheit und Verantwortlichkeit erhalten. Er war selbständig geworden.
Die Tiere folgen gehorsam dem Gesetz der Natur, und die Zeugung geht bei ihnen in bestimmten Jahreszeiten vor sich, wenn die Natur am günstigsten ist. Nur der Mensch handelt willkürlich, und anstatt den Gebrauch dieser göttlichen Kraft, welche ihm zu einem höheren Zweck gegeben ist, durch die Stellung der Planeten zu regeln, entheiligt er sie.
Daher ist die Seele des Menschen seit diesem Sündenfall mit Leid und Schmerz behaftet und in dem irdischen Körper gefesselt, und so wandert sie von der Geburt bis zum Tode und vom Tode bis zur Geburt, und weiß nicht, wie sie sich erlösen soll. Das deutsche Wort Leidenschaft ist sehr richtig und treffend gebildet, denn in der Tat, die Leidenschaft schafft nur Leiden. Darum bereute es Gott, die Menschen auf der Erde geschaffen zu haben. Wahrlich, bis zum Sündenfall kannte der Mensch weder Krankheit, noch Schmerz, noch Tod. Durch diesen Sündenfall ist die Seele von einem Königssohn zu einem Knecht erniedrigt worden.
Der Mensch muss endlich erkennen, dass er sich, so wie er selbst durch eigene Sünden gefallen ist, auch selbst wieder aufrichten muss und nicht auf äußere Hilfe warten soll, sondern er selbst muss sein Erlöser sein und sein Kreuz auch selbst auf seinen Schultern tragen.
8. Durch den Sündenfall und durch das Zustandekommen der Geschlechter wurde das Herabsteigen der Seele in die Materie vollzogen, und der Mensch war nunmehr mit einem dichten physischen Körper versehen. Der Geist hatte den Bau seines Tempels vollendet. Dies ist auch durch das Gleichnis versinnbildlicht, dass Gott, der Herr, Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen machte und sie bekleidete.
9. Dies geschah bei der dritten Rasse, bei den Lemuriern; denn bis dahin besaßen die menschlichen Seelen oder richtiger gesagt die Monaden keinen grobmateriellen Körper, sondern nur eine ätherische Hülle. Sie waren also, wie das Alte Testament sagt, nackt, und schämten sich nicht, denn die Leidenschaft war noch nicht geboren.
10. Mit dem Herantreten der Leidenschaft und mit dem Sündenfall verlor der Mensch seine primitive Schuldlosigkeit und wurde von der göttlichen Seligkeit entfernt. Diesen Zustand stellen das Alte Testament und der Koran durch das Austreiben Adams und Evas aus dem Paradiese dar. Seitdem weilt die Seele wie ein verlorener Königssohn auf der Erde, bis sie eines Tages nach bitteren Erfahrungen in ihr Vaterhaus zurückkehren kann.
Und solange die Menschen Sklaven der Leidenschaft bleiben, solange werden sie auch die Glückseligkeit der Kindheit und der Schuldlosigkeit nicht wieder genießen dürfen. Sie werden nur dann Gott gleich werden und ins Paradies zurückkehren, wenn sie diese Leidenschaft geläutert und zu einer kosmischen, selbstlosen, alles umfassenden Liebe verwandelt haben.
Darum sagte Christus, dass, solange ihr nicht zum Kinde werdet, d. h. schuldlos wie das Kind, solange werdet ihr das Himmelreich nicht erreichen können.
Nach dieser kurzen Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte wollen wir jetzt zu der Erklärung von Zarathustras Weltanschauung übergehen.
Ich habe bereits erwähnt, dass sich seine Lehre auf die fünfte, die arische Rasse bezieht.
In der Tat stand diese Rasse bei ihrem Erscheinen auf der Erde vor der Tatsache, dass der Sündenfall schon vor langer Zeit stattgefunden hatte. Der Geist war völlig in die Materie eingedrungen, und ein Teil der Menschheit war schon in den Abgrund der Sündhaftigkeit und der Bosheit gefallen.
Diesen Zustand versinnbildlicht Zarathustra, indem er sagt, daß der gute und der böse Geist schon im Anfang der Welt als Zwillinge anwesend waren. Für die Erlösung der Menschheit hatte dann das Verbot, von der Frucht des Baumes der Erkenntnis zu essen, keinen Sinn und keinen Zweck mehr. Sondern es war gerade das Gegenteil erforderlich, das Erwerben der wahren Erkenntnis und eines starken Willens, um die Bosheit zu überwinden. Die Menschheit war einigermaßen dafür reif geworden. Wie ich eben erklärte, hat die Erkenntnis des Guten und des Bösen an und für sich den Menschen nicht zur Sünde geführt, sondern das Bestehen des Bösen und der Leidenschaft ist es gewesen, welche den Sündenfall verursachten. Andernfalls wäre dieses Verbot in der Bibel unbegreiflich und sinnlos. Darum sagt Zarathustra, dass die Menschen nur dadurch böse geworden sind, weil sie keine wahre Erkenntnis besaßen und das Gute nicht von dem Bösen unterscheiden konnten, denn der Dämon des Betruges, die Schlange der Leidenschaft, erschien und verführte und betrog sie.
Daher verlangt sein Gebot das Erlangen einer wahren Erkenntnis, das Unterscheiden zwischen Wahrheit und Unwahrheit und zwischen Gut und Böse. In dieser Weise ergänzt er also die Darstellung der Bibel, und durch seine Lehre führt er die arische Rasse zu einer neuen Bahn der geistigen Entwicklung hin. Für diese Rasse bleibt aber nichts anderes übrig, als die wahre Erkenntnis zu erforschen, sie zu lieben, zu befolgen und zu unterstützen. Und dies kann nur dann mit Erfolg geschehen, wenn sie mit aller Kraft gegen die Herrschaft Ahrimans ankämpft.
Wenn er weiter sagt, daß der Engel der Liebe dem menschlichen Körper Standhaftigkeit gab, damit er zuerst gerettet werde, so versinnbildlicht er damit das Herabsteigen der Seele in die Materie und das Erbauen ihres physischen Körpers, d. h. das Bekleiden Adams mit Röcken von Fellen.
Denn durch diese Einverkörperungen werden die Seelen der Menschen schneller und früher entwickelt und am Ende der Welt zuerst erlöst. Er will hiermit die Furcht vor dem Sündenfall beseitigen und den Menschen Mut und Kraft verleihen, damit sie mit Zuversicht auf ihrem Weg der Entwicklung und Erlösung weiter schreiten. Mit dem Satz, dass die Engel der Macht, der Reinheit, der Wahrheit und der Liebe herabsteigen, um den Menschen zu helfen, weist er allegorisch auf das Herabsteigen der göttlichen Wesenheiten, der Herren der Flamme, von dem schon weit mehr entwickelten Planeten Venus hin, welche auf unsere Erde kamen, um die Menschheit zu lehren, wie es in der Geheimlehre dargestellt ist. Die Herren der Flamme stiegen von dem Planeten Venus herab auf die Erde zur Zeit der lemurischen Rasse (Wurzelrasse), um die Menschheit auf den Pfad der Entwicklung zu führen.
Mit dem Satz, dass Ahura seinen Engel der Liebe sandte, um den zweifelnden Menschen, die zwischen Gut und Böse schwankten, zu helfen, weist er auf die Gnade Gottes hin. Aber dieser Engel der Gnade, dieser Sohn Gottes, ist nicht gesandt worden, um die Menschen zu erlösen, sondern nur, um ihnen zu helfen, sich selbst zu erlösen. Andernfalls wäre das Gesetz der Kausalität gestört, und der Mensch könnte dann nicht mit seinen eigenen Füßen auf dem Pfad der Entwicklung weiter schreiten. Das Kind muss laufen lernen, auch wenn es oft hinfällt, und es muss wieder selbst aufstehen können, seine Kräfte anspannen und zur Tätigkeit bringen. Wenn nur das Kindlein wüsste, wie warm und liebevoll das Herz seiner Mutter für es schlägt und wie inbrünstig sie ihre Hände ausstreckt, um es zu empfangen und in ihre Arme zu schließen! Die Mutter kann nur helfen, den Weg zu zeigen, und trotz ihrer unermesslichen Liebe kann sie für ihr Kind nicht für immer gehen, sonst hindert sie das Wachsen und die Selbständigkeit ihres Lieblings.
Ja, wie Christus sagt, ein jeder soll sein Kreuz tragen und vollkommen werden, gleich wie sein Vater im Himmel vollkommen ist.
Das Hauptgewicht der Weltanschauung Zarathustras liegt aber in seiner Lehre von der Dualität der Urprinzipien. Mit dieser Lehre, welche die gleichzeitige Schöpfung Ahrimans und Spentmans, des bösen und des guten Geistes, verkündet, weist er aber im Grunde auf das Gesetz der Polarität hin.
Nach diesem Gesetz teilt sich das ganze Weltall in zwei gegensätzliche, einander bedingende und sich ergänzende Teile. Wie jeder Globus zwei Pole besitzen muss, so gibt es auch nichts im ganzen Universum, das nicht seinen Gegensatz besitzt, sei es in der materiellen oder geistigen Welt.
Wie die Erde ohne Himmel, die Nacht ohne Tag, der Norden ohne den Süden undenkbar sind, so sind auch das Licht von der Finsternis, das Leben vom Tod, der Geist von der Materie, die Erkenntnis von der Nichterkenntnis untrennbar. Alles hat seinen positiven und negativen Aspekt.
Diese Polarität finden wir auch in den Religionen und in den philosophischen Weltanschauungen.
So sind schließlich Zarathustras Ahriman und Spentman im Grunde nichts anderes, als Satan und Rahman des Islams, der Teufel und der Heilige Geist des Christentums, Apollo und Pluton der Griechen, Baldur und Hödur der Edda, die Purusha und Prakriti der Brahmanen, die Erkenntnis und die Nichterkenntnis der Buddhisten, die Kraft und der Stoff der Wissenschaft, das Licht und die Finsternis der Mystik, das niedere und das höhere Manas der Theosophie, das Konkrete und das Abstrakte oder das Subjekt und das Objekt der Philosophie usw. Überall herrscht also die Gegensätzlichkeit und die Zweiheit, und ohne sie könnte nichts in dieser Welt für uns wahrnehmbar sein. Wenn wir aber nun erkennen, dass eine dritte Kraft notwendig ist, um diese beiden Gegensätze miteinander zu verbinden, und die Weltharmonie zu ermöglichen, dann gelangen wir zu der Idee der Dreiheit.
Wir können uns dann die Gottheit in ihren drei Aspekten der Weisheit, der Liebe und des Willens oder der Allmacht vorstellen.
Auch diese Dualität Zarathustras kann dann als Dreiheit betrachtet werden. Denn der Gedanke, dass diese beiden Geister als Zwillinge geboren sind, erfordert das Vorhandensein einer gemeinsamen Mutter und eines Vaters, die dann mit ihren Zwillingen eine Dreiheit bilden. Hier ist der Vater Ahura selbst, und die Mutter ist der grenzenlose Raum oder die uferlose Zeit, die Urmutter der Schöpfung. Wie wir sehen, offenbart sich auch hier die Gottheit, wie im Christentum in ihren dreifachen Aspekten Vaterschaft, Mutterschaft und Sohnesschaft. Nur erscheint hier der Sohn in zwei Aspekten, als Licht und Finsternis, als Menschen- und als Gottessohn in einem Wesen.
Diese Vorstellung der Dreieinigkeit finden wir nicht nur im Christentum und bei Zarathustra. sondern wir finden sie auch in allen anderen Religionen und Weltanschauungen. So können wir sagen, dass die Brahmanen mit ihrem Vishnu, Shiva und Ishwara, das alte Ägypten mit Osiris, Isis und Horus, die Griechen mit Zeus, Hera und Apollo, die Zoroastrier mit ihrem Ahura, Zerwan und Spentman, die Christen mit ihrem Vater, Sohn und Heiligen Geist, die islamische Mystik mit ihren drei Aspekten Allahs, als Djelal (Herrschaft), Djemal (Schönheit) und Kemal (Vollkommenheit) und die Geisteswissenschaft mit ihren Gesetzen der Kausalität, der Polarität und der Harmonie, und die Philosophie mit Raum, Zeit und Kraft, alle immer ein und dasselbe meinen.
Aber nicht nur hinter dieser Dreiheit, sondern auch hinter aller Vielheit des ganzen Universums finden wir nur ein und dasselbe urewige Wesen. Alles entspringt Ihm und kehrt zurück zu Ihm. Es ist das Eine in Allem und das All in Einem.
Ja, das Geliebte hat nur ein einziges Antlitz, aber die Spiegel, die seinen Glanz aufnehmen und widerspiegeln, sind so zahlreich wie alle Atome des Weltalls.
Diesem einen urewigen Wesen haben die Menschen verschiedene Namen gegeben, wie Brahma, Ahura, Gott, Jehova, Tao, Allah usw. In ihrer Nichterkenntnis wissen die Menschen aber nicht, dass sie unter diesen verschiedenen Namen alle denselben höchsten Gott anrufen und dass alle Namen Ihm gleich sind, denn Er ist der Namenlose!
Andererseits ist uns wohl bekannt, dass jeder Mensch eine Welt im Kleinen, ein Mikrokosmos ist, und dass alles, was im Makrokosmos geschieht, sich im Menschen widerspiegelt. Ali, der vierte Kalif Mohammeds und der Meister aller islamischen Mystiker, hat gesagt: "Du glaubst, dass Du ein kleines Ding bist, und Du ahnst nicht, dass das ganze Weltall in Dir ist." Nach dieser großen Wahrheit ist der höchste Sinn für das Dasein des Menschen die Entwicklung und in dem Maße, in dem der Mensch das in ihm verborgene Universum sich offenbaren läßt, in dem Maße entwickelt er sich! Der Mensch ist also eine kleine Welt für sich und gemäß dem Gesetz der Polarität ist er auch der Kampfplatz der beiden gegensätzlichen Kräfte oder Geister.
Darum haben die Eingeweihten aller Zeiten, die Mystiker aller Völker und die Begründer aller Religionen diese geheime Wahrheit denjenigen unter ihren Jüngern verkündet, die Ohren zum Hören und Herzen zum Wahrnehmen besaßen. Sie haben gesagt: "0 Mensch, wahrlich, in der tiefsten Tiefe Deiner Seele bist Du selbst diese Zweiheit und diese Dreiheit. In Deiner eigenen Brust wohnen Ahriman und Spentman, Luzifer und Christus, Satan und Rahman, Asura und Brahma, das niedere und das höhere Manas und der Menschensohn sowie der Gottessohn." Ja, in Deinem eigenen Herzen, o Mensch, findet der Kampf zwischen diesen beiden Mächten statt, und der Sieg Spentmans über Ahriman, Christus über Luzifer und des Lichtes über die Finsternis, der sich eines Tages vollziehen wird, hängt von Dir selbst ab. Den Weg zu diesem höheren göttlichen Ideal zeigt uns Zarathustra, indem er sagt: "Überwinde Dich selbst! Befreie Dich selbst!" Ja, Du wirst im Sinne Nietzsches nur dann ein Übermensch sein, wenn Du dich überwunden hast! Wenn wir diese Lehre Zarathustras im Lichte der esoterischen Auslegung betrachten und erkennen, daß er die ewig lebendige Wahrheit verkündet hat, und wenn wir verstehen, daß seine Lehre für die heutige Menschheit und auch für die kommenden Generationen ein lebendiger Führer sein kann, dann werden wir das Recht haben, seine Predigt als eine Weltpredigt zu betrachten und durch Nietzsche den Geist Zarathustras rufen hören:
"Kommt, kommt, kommt! Lasst uns jetzo wandeln. Es ist die Stunde. Lasst uns in dem neuen Tag wandeln! Nun ist unser Morgen, unser Tag hebt an! Herauf nun, herauf, du großer Mittag!"
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Gathas des Awesta - von Bion - 26-11-2007, 19:10
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RE: Gathas des Awesta - von Bion - 26-11-2007, 19:31
RE: Gathas des Awesta - von Lhiannon - 27-11-2007, 17:01

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