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Wichtigste Einrichtungsgegenstände in Synagogen
#4
"lediglich" Vorlaeufer ???
Als Text sind sie immer noch die Mehrheit der Bibel geblieben. Da ist es noch aktuell genug fuer 1/6 der Menschheit.
Vorlaeufer sind unsere Schriftrollen in dem Sinne auch nicht, denn es gab schon massenhaft Geschriebenes, auch in leicht transportabler Form.

Die Hl.Schrift ist nicht geschrieben worden, um Vorlaeufer anderer zu werden, denn in der Hinsicht war der Codex Hammurabi eher einzuordnen und auch 2000 Jahre direkt als sowas benutzt worden, sowie bis ins StGB und BGB von heute indirekt Vorlaeufer von weiteren Buechern. Wenn ueberhaupt, dann hat gelegentlich irgendwer und mit geringem Effekt versucht, eine juedische "Bibel" alleine neu zu erstellen, fuer eine andere Gemeinschaft, und dann nahm er sich am ehesten nur die Partie vor, von der er dachte, diese sei das, um was es gehe.

Doch die juedische Bibel kam im Lauf von ca.1000 Jahren aus diesem ganzen Volk her geschrieben zustande, das schon kann kein Einzelner nachmachen, es sei denn, der stellt sich aus auch 1000 Jahren kontinuierlich zu einander verknuepfte Textoriginale zu seiner eigenen Herkunfts-Gemeinschaft zusammen.
Fuer Juden ist unsere Hl.Thorah - angefangen mit den 5 Buechern Moses - die Gruendungs-Urkunde unserer Gemeinschaft mit diesem einen G0TT, mit Anlagen aus ca.1000 ersten Jahren des Beisammen-geblieben-Seins unserer Gemeinschaft. Darin ist es aber fuer damals schon etwas voellig Normales, was man von jeder etwas laenger existenten Gemeinschaft kennt und erwartete.

Z.B. sowas wie "50 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Musterstadt" ist ein Schriftwerk in dieser Richtung, das bestueckt jede Feuerwehr mit Texten nach eignen Moeglichkeiten: mit einer Chronik, die X schrieb und einer "Erinnerung-wie-es-war", die Vereins-Oldie Y schrieb, sowie vielleicht nocheinmal ihrer Satzung, und je nach Interesse des Vereins manchmal noch etwas lebhafter illustriert durch Mitglieder-Berichte ueber besondere Ereignisse, Lustiges und Trauriges, sowie Toten-Ehrung verstorbener Kameraden, ein paar Einzel-Wuerdigungen der Tapfersten oder Treuesten, und ein paar Grussworte von ausserhalb, die den Wert dieser Feuerwehr fuer alle Leute, die da leben, dankbar anerkennen.

Wir haben unsere Hl.Schrift zunaechst auch etwa als so etwas angesehn und zwar immer mal weiter vervielfaeltigt, und weil es einen Vertrag enthielt, aber ansonsten nicht viel darin herumgeblaettert - denn davon wurde noch genug muendlich erzaehlt, als wir zusammen lebten - auch haben die Richter darin ab und zu mal ganz genau nachgesehn, an was wir uns da hatten halten wollen und das dann wieder neu angeordnet und als "wirklich wichtig" bekanntgemacht.
Das hatte mitunter nur Gruende von aussen, etwa, damit man uns als Koerperschaft begreifen und als Gesamt bestehn lassen sollte.
So etwas an Text hatte rundherum jedes Volk bis heute.

Erst in der Verbannung, in Babel, kam Daniel, ein gelernter Schreiber, darauf, dass aus den Schriften mehr zu entdecken moeglich war als das, was alle Voelker so haben, seitdem engangieren wir das ganze Volk, es auf jede Woche im Jahr verteilt in Synagogen jaehrlich einmal text-kontrollierend ganz zu verlesen, und es in vieler Hinsicht wirklich durchzustudieren was wir da von uns selber aufgeschrieben finden, weil unser G0TT offenbar nicht sowas war und ist, was die andern als G0tt bezeichneten.

Es war dann eine Weile lang immer noch nur ein Textwerk fuer ganze Zehnschaften, Gemeinden, und das Ganz-Volk, kollektiv. Es begannen dann auch die umfangreichen Kommentare zu diesen Texten, wie einzelne Passagen daraus zu verstehn seien, denn die Sprache hatte sich schon auch mit der Zeit geaendert.

Überleg mal: unsere juedische Bibel, das ist immer noch so ein Textwerk: Moses waere im 6.Jhd.auf fraenkisch geschrieben worden, die Psalmen Davids 450 Jahre nachher auf Mittelhochdeutsch, die Propheten kamen aus Bayern, Sachsen, Westfalen oder Rheinland in ihren Dialekten und anderen Jahrhunderten dazu, eine Kanzlei haette im 14.Jhd die Chronik nochmal neu zusammengefasst, und zwar nun in ihrem Mittelhochdeutsch, und nachher schrieben noch einige kluge Leute und gute Poeten verschiedener deutscher Lande aufhebenswerte Gedanken und Lieder dazu - bis im 16.Jhd. die Sprache aller genormt zu werden begann.
Und dann waeren Deutsche fuer einige Jahrzehnte in alle Welt auseinander getrieben worden.
Das bis dahin Vorliegende schrieb dann eine kleine Kommission im 19.Jhd. in z.B.Englisch um, weil die meisten das nun besser konnten, wo sie lebten. Fuer das, was der uebersetzte, wurde aber beschlossen, es exakt so, wie es vorlag, mit einheitlichen Buchstaben geschrieben, aufzubewahren, weil es doch als Texte sicherer unser eigen war als so eine eilige Uebersetzung - es soll ja nur 70 Tage gedauert haben, die griechische Uebersetzung unserer Hl.Texte anzufertigen.
In wichtigen Fragen traut man besser nicht einer Uebersetzung allein, und manches, um nachzupruefen, ob das da genau so gesagt worden war, kann sie gar nicht bieten. Daher gibt es immer den fortgesetzten Lehr-Dienst, der sich die Muehe macht, die alten Sprachstufen auch wirklich zu unterscheiden und zu beherrschen, unsere Rabbi-Schulen.

Es dauerte dann nochmal ein paar Jahrhunderte, bis wir begriffen, dass der Text auch noch dazu geeignet ist, dass ihn ein Einzelner liest und waehrenddessen mit G0TT darueber redet, um persoenliche Lebenshilfen zu bekommen, und zwar erst intensiver, nachdem unser Volk nun auf wirklich lange Zeit in alle Welt zerstreut leben muss.

Es sind ja ausser Chroniken und Rechenschaftsberichten auch poetische Texte darin, Weisheits-Ueberlegungen zur allgemeinen Lebensfuehrung, Lieder zum Mitsingen, ein Buch ueber die Stadien des Liebens zweier Menschen, wie die vorkommen koennen, und Konzepte zum friedlich eintraechtigen Miteinander-Leben von Leuten jeder Glaubens- oder Unglaubens-Richtung. Es ist sogar geeignet als eine Handbibliothek fuer einsame Inseln.
- Dem Einzeljuden ist sie deshalb heilig, weil er mit diesem Buch auch dann weiss, dass er nicht allein ist.

Die Hl.Bibel der Christenheit ist nicht ueberall gleich lang, einige liessen spaeter ca.1/3 der Texte der anderen weg, generell aber ist es auch eine Herkunfts-Geschichte zur Auskunft, welcher G0TT genau gemeint ist, den Christen anbeten und als ueber Recht richtend anerkennen.
Die damaligen Roemer hatten ja ueber 400 offiziell gemeinde-reichere G0tter zur Hand. Zusaetzlich, das Neue Testament klaert auch auf, was ihnen mit Jesus v.Nazareth alles passiert war, dass sie jedenfalls nicht eine Nation Volks sind wie Israel, sondern einen eigenen Weg eingeschlagen haben, von vornherein nur Religion zu sein, der ein individueller Mensch jedes beliebigen Standes beitreten kann, aber Hausvaeter auch gleich fuer all ihre Angehoerigen - worin sie diese dann aber auch freigeben, nicht mehr automatisch mit dem Schicksal des Hausvaters verknuepft bleiben zu muessen, in dieser Welt und in der Welt nach diesem Leben.
Daher spielt hier von Anfang an das selbst Lesen in den Hl.Texten die grosse Rolle, es wird viel zitiert und neu beleuchtet, was das auch-besagen kann.

Der Hl.Qur'an wiederum ist (wie es aufgebaut ist und was es an Inhalt berichtet) weder formal nach so einem "Vorbild" nachgemacht worden, noch erfuellt er fuer den Muslim dieselbe Funktion wie die Hl.Thorah fuer Juden oder die Hl.Bibel fuer Christen.
Es sind im Prinzip Worte eines 1-Ueberbringers dessen, was er als von einem Engel ihm gesagt so einordnete, dass er das weitersagen sollte. Das tat er also. Dann haben es seine ersten Freunde aufgeschrieben, nachdem er gestorben war.
Dazu wurden die Texte, die er gelehrt hatte, dass es die von seinem Engel bekommenen seien, abgeschlossen und zum "Hl.Buch" fuer diese Gemeinschaft der frommen Kaufleute und ihrer internationalen Kunden bestimmt.
Das entspricht als Text-Kategorie 1 Prophetenbuch wie die 15, die in der Bibel stehn, vorkamen. Weder hat er da schon ein Volk fuer, an dessen Herkunft erinnert werden muesste, noch Ereignisberichte, was seitdem alles passierte noch Textbeitraege anderer Autoren und Kategorien. - Schau mal rein, dann siehst Du den Unterschied selbst.

Der Qur'an diente sodann vorrangig der rechtlichen Ordnung unter den an diesem Buch interessierten Beteiligten, also Rechtsgelehrten, die sich dann das Volk dazu schufen, das dieses akzeptieren wuerde. Es war nicht vorgesehen dazu, etwa eine der vorhandenen Hl.Schriften ganz zu ersetzen, jedoch wurde verlangt, unter allen Beteiligten die Hoheit Des G0TT vom Sinai zu akzeptieren, von Dem die Juden her kommen. Es darf kein Wesen hoeher gestellt werden.

Nicht erwartet und verlangt wurde, dass jeder Beteiligte das Buch selbst lese, sich darin als gedanklich direkt mit G0TT zu kommunizieren erlebe und selbst auslege, was es fuer ihn im Alltag an Verhaltens-Maximen bringen solle.
Es gehoert von Anfang an in Richter-und-Gelehrten-Hand und hat deshalb ein grosses Beiwerk an Kommentaren. Deren Erkenntnisse sollen ueber ein Lehrer-System den Einzelnen weitervermittelt werden zwecks Bildung einer sozial solidarischen Gemeinschaft, die allen Menschen angeboten werden sollte, ungeachtet ihrer Herkunft, Konfession oder Rasse, unter einheitlichem Recht, das voraussetzt, dass die wirklich ganz gerechte Beurteilung jedem Individuum eines Tages nach dem Tod noch geschehen werde, wenn dann alle Menschen vor diesem G0TT zusammengekommen sind. Es soll allen erstmal fuer dies Leben Regeln geben, an die man sich halten kann.

Du siehst, keins dieser 3 Werke kann direkt der Vorlaeufer eines anderen genannt werden.

"Heiliges Buch", ganz pauschal gesagt, ist auch den Kommunisten "Das Kapital" von Marx und den Rotchinesen das "Rote Buechlein" des Mao geworden. Sie setzten es ja einfach fuer ihre Gemeinschaften an als das Textwerk, das erstmal komplett unveraendert so gelten soll, wie es geschrieben wurde.
In allen Zweifelsfragen hatte man das Textwerk zuratezuziehen und im Meinungsstreit als hoeher gelten zu lassen, dass es auch da so gesagt worden sei.

"Heilig" ist ein profanes Wort dafuer, dass etwas so wie es ist, in Ruhe gelassen werden soll, z.B. der eigene Schreibtisch, das eigene Tagebuch, die sind Leuten auch "heilig", und sie nehmen es uebel, wenn andere darin nach deren Sinn fuer Anordnung oder Wert der Inhalte "aufraeumen" wollten.
Besonders empfaende ein Mensch es als komplett unfreundlichen Uebergriff, wenn jemand dies Tagebuch mit Gewalt naehme und daraus zitierend vor einer Meute von Fremden zitiert, damit die alle lachen und spotten ueber den, der das privat geschrieben hatte.
Einer, der sie menschlich respektiert, wuerde das auch unterlassen.

MfG WiT :.)
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Religiöse Medien ... - von Keiner - 25-11-2007, 00:51
RE: Wichtigste Einrichtungsgegenstände in Synagogen - von WiTaimre - 25-11-2007, 12:03
Die Synagoge - von nadia - 07-06-2008, 12:53
RE: Wichtigste Einrichtungsgegenstände in Synagogen - von t.logemann - 07-06-2008, 15:58

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