02-10-2007, 17:39
Ahriman schrieb:Zu den Regeln der Wissenschaft gehört auch, daß man erkannte Fehler eingesteht und als falsch erkannte Theorien verwirft oder korrigiert. Das kann keine Religion, weil sie immer "ewige Werte" verkünden und sich unglaubwürdig machen, wenn sie zugeben, etwas falsch gelehrt zu haben.Das trifft für die christliche Theologie nicht zu, Ahriman.
Die Lehren haben sich zwar zähflüssig, aber doch immer wieder geändert, wenn neue Erkenntnisse über die Adressaten oder die Entstehungssituation eines Bibeltextes gewonnen wurden.
Hier ein paar Beispiele:
Selbst die Gottessohnschaft Jesu wird von der Theologie heute anders gesehen als in den Konzilien der ersten Jahrhunderte, weil die Bedeutung des Begriffes "Gottes Sohn" (z.B. für den jüd. König) im Jüdischen ernst genommen wird.
Paulus wird nicht mehr Recht gegeben,
wenn er fordert, dass Frauen in der Gemeinde zu schweigen haben oder gar "dem Mann untertan sind."
Texte werden heute als Gleichnisse der religiösen Literatur zugeordnet, ebenso Sagen, Legenden, Lieder usw., während sie früher als verbindliches "Gotteswort" normativen Charakter hatten.
Es gäbe noch Beispiele zu Hauf, aber die sollen genügen.
So ist nun einmal die Theologie eine Wissenschaft, auch wenn es den Kirchen schwer fällt, deren Erkenntnisse ihren Gemeinden vorzulegen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


