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Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung
(04-11-2025, 10:15)Ulan schrieb:
(03-11-2025, 23:01)Reklov schrieb: Auch müsste dir ja klar sein, dass ich in relig. Erzählungen keine Sicherheit suche oder gar finden kann. In wissenschaftlichen Ergebnissen/Erkenntnissen aber nun auch nicht, denn diese sind bekanntlich begrenzt.

Weisst Du, Reklov, irgendwie hast Du da eine Denkblockade, oder was sollen diese falschen Aequivalenzen schon wieder?

Dass wissenschaftliche Erkenntnisse begrenzt sind, ist ihr grosser Vorteil. Wissenschaftlern ist das Denken in Absoluten ausgetrieben worden, weil sie im Laufe ihrer Taetigkeit lernen mussten, mit Fehlern in Experimenten und natuerlich auch Denkfehlern bei den zu testenden Hypothesen umzugehen, d.h., sich von als falsch herausgestellten Hypothesen zu trennen, auch dann, wenn diese Ideen noch so schoen und elegant sind. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse haben halt den riesigen Vorteil, ueberpruefbar zu sein. Aber sie liefern eben auch Erkenntnisse, die fuer genau definierte Bedingungen korrekt sind. Und es sind gerade die Bedingungen, in denen oft die Fallstricke stecken, wie man dann haeufig lernt.

Bei religioesen "Erkenntnissen" ist das vollkommen anders. Da diese Aussagen, die eigentlich bestenfalls Hypothesen sind, grundsaetzlich nicht ueberpruefbar sind, lassen sich Fehler darin nicht finden, und man kann diese "Erkenntnisse" ohne Probleme als absolut setzen (was, wie gesagt, ihr grosser Nachteil ist). Man kann zwar Logik darauf anwenden, aber Logik kann uns nur sagen, ob die gewaehlten Voraussetzungen zu den daraus gezogenen Erkenntnissen passen oder nicht, also ob eine innere Konsistenz vorliegt. Ueber die Gueltigkeit der gewaehlten Voraussetzungen ist nichts gesagt, da diese im religioesen Bereich so gut wie nie ueberpruefbar sind, also beliebig. Und dann haben wir halt so etwas, wie wir immer wieder sehen: Das Axiom ist, dass Gott existiert, die Welt erschaffen hat, eine unsterbliche Seele existiert, Gott gut und gerecht ist, Gott uns ein Leben nach dem Tod geben kann. Dann wird der Zauberstab der Verhaltensvorschriften geschwungen, und siehe da, es kommt heraus, dass Gott existiert, die Welt erschaffen hat, und in seiner Guete und Gerechtigkeit unserer unsterblichen Seele ein Leben nach dem Tod geben wird, wenn wir den von irgendjemandem gegebenen Regeln folgen. Hallelujah! Selbst ich kann sehen, dass dieser Schluss logisch richtig ist. Er ist aber erkenntnistheoretisch absolut wertlos, weil die gewaehlten Voraussetzungen zu gar keinem anderen Ergebnis fuehren koennen, bzw. Voraussetzungen und Schluss identisch sind. In solchen Faellen kann man sich die Arbeit einer "logischen Ueberpruefung" (Subdils "Glaubenslogik") sparen. Das ist nicht mehr als mentale Masturbation.

Was uns zu religioesen Texten bringt. Da man im Laufe einer wissenschaftlichen Karriere dauernd wissenschaftliche Texte von Kollegen zur Beurteilung und Ueberpruefung vorgelegt bekommt, die Thesen auf ihre innere Konsistenz ueberprueft, schaut, ob die Voraussetzungen korrekt gewaehlt wurden, ob die gewaehlten Methoden auch die Thesen korrekt beurteilen koennen und ob die Ergebnisse im Licht der existierenden Erkenntnisse Sinn machen und mit denen vernuenftig umgehen, steckt das irgendwie in einem drin beim Lesen. Dass irgendeine Arbeit ohne vom Autor zu machende Korrekturen durchgeht, habe ich noch nie erlebt. Und manchmal laesst sich die Arbeit auch nicht retten. Da man sich irgendwie angewoehnt hat, Texte, die Sachaussagen machen, auf solch eine Weise abzuklopfen, setzt dieser Modus halt auch automatisch bei Texten wie der Bibel ein, wenn diese Texte Behauptungen aufstellen, die grundsaetzlich ueberpruefbar sein muessten. Bei der Bibel ist dann das Ergebnis eindeutig: sie faellt schlicht durch.

Biblische Hermeneutik, die Glaubensaussagen aus dem Bibeltext filtern moechte, hat sich natuerlich dafuer eine Methodik ausgesucht, die ale Fehlerkorrektur-Mechanismen aushebelt; sonst koennte man ja gar nichts aus dem Text ziehen. Aber aus dem Grund ist biblische Hermeneutik auch vollkommen uninteressant; sie richtet sich nur an Menschen, die die Aussagen des Textes, angereichert mit christlichen Glaubenstraditionen, eh glauben, egal, auf welch wackeligen Fuessen sie oft stehen.

Wenn dann von glaeubigen Wissenschaftlern geredet wird, so ist das sicherlich richtig, dass es davon eine ganze Menge gibt, auch heute noch. Nur, es gibt da die unterschiedlichsten Konfigurationen, wie sich das unter einen Hut bringen laesst. Wenn man die Bibel nicht liest, gibt's darin auch keine Fehler zu finden. Und ob der Glaube dieser Wissenschaftler dann viel mit christlicher Doktrin zu tun hat, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Aber das gilt ja so auch allgemein fuer alle Menschen.

@ Ulan,

stell dir vor, was du hier zum Besten gibst, war mir schon lange bekannt! -
 
Ein Fehler, welchen aber nich nur du machst, ist, dass über das Wort "Gott", welches für mich eine Art Platzhalter für das Unbekannte ist, keine korrekte Aussage möglich war und ist. 
Leute wie z.B., Nikolaus von Kues oder Spinoza haben dies deutlich und auf kluge Weise zu Papier gebracht. Nachlesen lohnt also!

Die Texte der Bibel, ich hatte es ja hier schon oft erwähnt, sind lediglich ein Dokument, in dem die Vorstellungen antiker Menschen (an die 40 unbekannte Autoren!) aus jenem Landstreifen am östlichen Mittelmeer niedergeschrieben und gesammelt wurden! - Dass sich daraus Dogmen bilden konnten, liegt auch an den Mächtigen, welche schnell erkannten, dass solche Texte für ihre Ziele und Interessen, als psychologische Fessel für die zu bändigenden Volksmassen bestens zu gebrauchen. sind!
Wenn also jemand über den Begriff "Gott" etwas schreiben möchte, so ähnelt er einer Person, welche einen Reisebericht über ein Land verfassen will, welches sie selbst aber nie kennengelernt hat. Dass solches immer berechtigte Kritik herausfordert, ist nun auch leicht nachvollziehbar!

Der Begriff "Gott" ist also mehr eine Frage des persönlichen Bewusstseins und weniger eine Sache des Glaubens, denn Bewusstsein denkt zweifelnd und kritisch, während Glaube oft nur vererbten Kultur-Gewohnheiten folgt, welche sich in der Geschichte der Menschheit als Dogmen durchsetzten konnten, wenngleich auch oft nur mit Ausübung von roher Gewalt! 

So ist es auch verständlich, dass gerade renommierte Naturwissenschaftler trennen konnten, zwischen den Ergebnissen in ihrem Beruf und dem sich daraus bildenden Bewusstsein, welches sie gedanklich über das in der Natur Erkannte hinausführte.

Zum Begriff "Gott" gibt es keine brauchbaren Messungen oder Überprüfungen. Wäre dem so, stünden sich hier ja auch nicht die rein persönlichen Deutungen so konträr gegenüber. Es gibt zu diesem Wort auch keine Thesen, die auf innere Konsistenz überprüft werden könnten.
Es ist hier also nicht, wie z.B. bei dem bakteriellen Flagellenmotor, dessen Bauteile du unter dem Mikroskop forschend "erkennen" kannst!

Wäre "Gott" beweisbar oder widerlegbar, erübrigte sich ja u.a. auch dieses Forum - und zwar sofort!
So bleibt nur ein sprachliches Umkreisen und eine unterschiedliches Deuten zum Dasein des Menschen im Sein.

Viele Leute verstehen ja nicht einmal die Trennung dieser beide Begriffe (Sein und Dasein). Als helfende Stütze könnte man sich z.B. das SEIN so ähnlich vorstellen, wie einen völlig leeren Weltraum, in welchem weder eine Welle noch ein Teilchen existiert, - also NICHTS, außer Raum ...
Und wenn man sich dazu noch vorstellt, dass "Gott" seit jeher außerhalb dieses Raumes zugegen ist, dann merkt man schnell, wie sehr das menschliche Gehirn an greifbare Gegenstände gebunden war, ist und es auch bleiben wird. 

Die Bibel kann man als Kulturgut durchaus lesen, nur sollten ihre Texte auf 3 Arten erfasst werden: historisch, philosophisch und psychologisch.
Die wenigsten kennen sich aber auf den 3 genannten Gebieten gut aus! Das ist nicht verwunderlich, denn die meiste Energie wird für die Ausübung des Berufes verbraucht und was vom Tage übrig bleibt, kann in andere Interessen einfließen.

Gruß von Reklov
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RE: Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung - von Reklov - 04-11-2025, 21:10

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