12-08-2007, 14:10
WiTaimre schrieb:Es geht doch den Radikalen jeder Couleur nur um ganz einfach den Machtkampf, und manchen ist es egal, was sie damit auf lange Zeit entwerten, wenn sie damit nur irgendwie jemanden blockieren, sich gegen sie zu wehren.
Das eben sehe ich nicht. Mir geht es nicht um die Intention der Radikalen, warum sie etwas machen, sondern um die Gründe, warum so viele das Handeln der Radikalen gut finden. Ich stufe das immer unter dem Begriff "Faszination der Gewalt" ein.
Wir wissen heute, was für katastrophale Folgen die Herrschaften totalitärer Diktaturen hatten, angefangen bei Hitler über Stalin bis hin zu Mao. Alle diese Diktatoren zeichnen verantwortlich für Millionen von Tote, für Verbrechen ohne Ende - und dennoch gibt es heute unzählige Menschen, die sich nach solchen "starken" Führungspersönlichkeiten sehnen. Die davon reden, unter Hitler hätte es auf den deutschen Straßen "Recht und Ordnung" gegeben, die heute der Auffassung sind, Stalin hätte sich um sein Volk "gesorgt", und unter Mao hätte es nicht die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich gegeben.
Ähnliches zeichnet sich bei Osama bin Laden ab. Der Mann ist heute schon legendär - trotz aller Radikalität und Gewalt. Die Menschen sind fasziniert davon, wenn jemand eine klare Position einnimmt und seine Ideen konsquent umsetzt. Vielleicht liegt der Grund darin, dass man selbst das Denken einstellen und die Verantwortung für sein Leben auf andere abschieben kann (was gewissermaßen der Struktur einer Religion nicht unähnlich ist).
Die angeführten Beispiele aus Ägypten sind zwar nett, aber untypisch für menschliches Verhalten. Wenn es dem Menschen ans eigene Leder geht - und sei es nur in wirtschaftlichen Dingen -, dann wird man sich keine Führungsebene suchen, die Toleranz predigt. Denn: "In der allergrößten Not führt der Mittelweg zum Tod!"
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)