31-08-2025, 18:11
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb: das glaub ich eigentlich nicht. die meisten - ich jedenfalls - würden wohl antworten "ich bin ich". und mein ich, das was mich ausmacht, erschöpft sich natürlich nicht in "Namen, Alter, Wohnort usw."
Wie du ja selber schon sagtest, ist dieses "ich bin ich" nicht besonders aussagekräftig. Es ist genau genommen sogar eine Vermeidung der Beantwortung dieser Frage.
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb: worauf es aber, glaube ich, eher und wirklich ankommt, ist die frage "wie bin ich?" alsowie gehe ich mit der welt, meinen mitmnschen, mir selber um - und was bewegt und veranlaßt mich dazu?
Das ist dann aber schon wieder eine andere Frage. Und deren Beantwortung führt dann eher schon wieder in die Psychologie.
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb: das ist in meinen augen ganz und gar nicht vage. der unterschied von, die grenze zwischen ich und du ist doch recht eindeutig, oder nicht?
Die Grenze zwischen Ich und Du ist schon eindeutig. Aber das meinte ich nicht. Vielmehr meinte ich all das, was so in unserem Bewusstsein herumschwirrt: Gedanken zu alltäglichen Themen, Aussagen, die wir irgendwo aufgeschnappt haben, Ohrwürmer, dann aber auch oft das innere Wiederholen von Gesprächen, die man geführt hat, usw... wenn man mal bewusst darauf achtet, was eigentlich so den ganzen Tag in unserem Bewusstsein präsent ist, dann stellt man sich schon die Frage: Was davon gehört jetzt wirklich "zu mir"? Nehmen wir das Beispiel eines Ohrwurms, eines Songs, den wir stundenlang oder manchmal tagelang immer wieder ins Gedächtnis bekommen - gehört so etwas zum Selbst? Wenn nein, wozu gehört es dann und wo ist die Grenze?
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb:Zitat:Gehören zum Beispiel die eigenen Erinnerungen auch zu diesem Selbst
selbstverständlich - zu wem oder wozu denn sonst?
Ich würde argumentieren, dass das Selbst eigentlich immer in der Gegenwart ist. Und Erinnerungen werden mit der Zeit auch verzerrt und gar verfälscht. Und das schon recht schnell. Das wird zum Beispiel immer wieder durch die Unzuverlässigkeit von Zeugenaussagen dokumentiert.
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb:Zitat:Also ich lande bei der Beantwortung dieser Frage immer wieder da, dass dieses "Ich" eigentlich das Bewusstsein ist
nein - denn das bewußtsein ist ja nur ein teil von mir. wie meine völlig unbewußte physiologie und körperlichkeit eben auch
Wir können hier nur von der direkten subjektiven Wahrnehmung ausgehen. Meines Erachtens steht das Bewusstsein als solches immer an erster Stelle. Allerdings ist das Bewusstsein sehr beschränkt, solange es an einen Körper gebunden ist. Wir wissen ja durch die Beschreibungen von außerkörperlichen Erfahrungen und Nahtoderfahrungen, dass die eigentliche Natur des Bewusstseins geradezu überwältigend ist. Die Rückkehr in den Körper wird oft so beschrieben, dass man sich wundert, wie etwas so Gigantisches (wie das Bewusstsein) in etwas so Kleines (wie den Körper) hineinpassen kann.
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb:Zitat:also der subjektive Beobachter, der hier als dieses Individuum auftritt. Aber eben erst einmal nur als Bewusstseins-Feld, als etwas ganz klar Geistiges, zunächst einmal ohne weitere Attribute
hat schon mal jemand so einen rein geistigen beobachter wahrgenommen? wenn ja, wie?
Das geht nur subjektiv. Aber entscheidend ist hierbei folgendes: Bewusstsein lässt sich auch dann nicht wissenschaftlich messen, wenn es an ein Gehirn gebunden ist. Daraus folgern ja dann manche, dass Bewusstsein eine Illusion ist, was aber meines Erachtens eine komplett unlogische und beinahe schon idiotische Schlussfolgerung ist. Denn "Illusion" ist bereits eine Sub-Kategorie von Bewusstsein. Ohne Bewusstsein keine Illusion, deshalb macht diese Schlussfolgerung keinen Sinn.
(30-08-2025, 22:50)petronius schrieb: kannst du den schluß schlüssig ausführen?
ich sehe da nur ein riesiges non sequitur. aus der tatsache, daß bewußtsein immateriell ist, folgt ja noch nicht, daß es "gänzlich unabhängig vom menschlichen Wesen und Körper besteht"
Ich würde es so formulieren: Etwas Immaterielles kann gar nicht sterben. Sterben ist ein Prozess auf der materiellen Ebene. Da aber das Bewusstsein oder der Geist oder die Seele oder wie auch immer man diesen immateriellen Wesenskern nennen will, eben gerade nicht materiell ist, kann das Sterben ihn nicht betreffen. Dadurch ist aber auch ganz klar, dass dieser Wesenskern unabhängig vom menschlichen Wesen und Körper besteht.

