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Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung
#56
(21-08-2025, 11:51)Reklov schrieb: Man sollte aber auch bedenken, dass viele Abläufe in der vergangenen Geschichte von "Schreibern" verfasst worden waren, und zwar auf eine Weise, welche dem Regenten, der sie bezahlte, gefallen konnte. So kann ein heutiger Historiker durchaus auf ein "frisiertes" altes Dokument schauen und glauben, es schildere die darauf vermerkten Ereignisse in ungeschminkter Weise.

Gruß von Reklov


Historiker schauen wohl in der überwiegenden Zahl der Fälle auf "frisierte" Berichte. Damit muss man leben
Klassisches Beispiel für frisierte Berichterstattung im alten Ägypten ist die Darstellung der Schlacht bei Kadesch (ca. 1274 v. Chr.)
durch den Pharao Ramses II.

Trotz katastrophalem Ausgang der Schlacht ließ sie der Pharao in Inschriften und Reliefs als einen glorreichen Sieg darstellen: zu sehen in Luxor und Abu Simbel und am Ramesseum
Er schilderte, wie er zunächst von den Hethitern in einen Hinterhalt gelockt wurde, dann aber durch persönliche Tapferkeit das Blatt wendete
Auf den Darstellungen steht Ramses allein im Streitwagen, schießt Pfeile auf Feinde und vertreibt durch seinen Mut die Hethiter
Der Pharao pries sich als "Sieger von Kadesch", obwohl die Ägypter in Kadesch nicht siegten:
"Keiner war bei mir, kein Wagenlenker, kein Soldat, kein Bogenschütze. Meine Krieger und meine Wagen hatten mich verlassen. Aber ich stand allein. Sechstausend Wagen der Feinde umzingelten mich. Ich aber stürmte voran, ich schlug sie nieder, ich warf sie ins Wasser wie Krokodile. Nicht einer erhob mehr sein Haupt. Ich bin Re, der Herr des Sieges, und mein Arm ist mächtig wie der des Montu."

Daher gibt es auch keine ägyptischen Berichte von der Vernichtung der ägyptischen Streitwagen im Roten Meer
Ägypter erfanden "glorreiche Siege" und verheimlichten Niederlagen

Wohl mehr als 80 % des den Historikern stehenden Quellenmaterials ist propagandistisch geschönt, man denke auch an die "Berichte" eines
Flavius Josephus, ein jüdischer Partisanengeneral der in römische Gefangenschaft geriet und nun als willfährige prominente Geisel einen "Bericht" vom Jüdischen Krieg im Sinne Roms schreiben musste
Das berühmte Werk De bello Iudaico

Die Römer errichteten dem romfreundlichen Schreiber sogar eine Bildsäule !
"Er wurde in Rom sogar durch Aufstellung einer Bildsäule geehrt, und die von ihm verfaßten Schriften wurden der Aufnahme in die Bibliothek gewürdigt.“
– Eusebius von Caesarea: Kirchengeschichte 3,9
(Zit. aus: Flavius Josephus - Wikipedia)

Und was man von den "Berichten" des Flavius Josephus über das frühe Christentum halten kann, kann man sich denken . . .
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RE: Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung - von Sinai - 21-08-2025, 12:22

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