19-08-2025, 12:00
(19-08-2025, 10:44)Farius schrieb: Das Kind mit dem Bade auszuschütten, wie Du es vielleicht getan hast, geht mE zu weit - denn die vordogmatische Lehre war durchaus vernünftig.
Wer will schon wissen, was die "vordogmatische Lehre" ueberhaupt war; ich halte das fuer fast unmoeglich festzustellen. Wenn ich das Markusevangelium lese, sehe ich in Jesus hauptsaechlich einen juedischen Reformer mit Ansichten, die der Schule des Hillel mehr oder weniger entsprechen, und der so eine Botschaft an die juedische Gesellschaft hat wie "Mehr Leviticus wagen!". Dabei sieht er sich von Gott auserwaehlt (die persoenliche Botschaft an ihn waehrend der Taufe). Natuerlich ist er auch Endzeitprediger, der das Kommen Gottes (mit Armee und allem) so ziemlich sofort erwartete, und dafuer gewisse Voraussetzungen erfuellen wollte (gemaess dem Buch Daniel). Und dann haben wir diesen Geist Jesus Christus von Paulus, der in den Menschen lebt, und der an einem nicht spezifizierten Ort (am ehesten im Tanach) zu einer nichtspezifizierten Zeit hingerichtet wurde und wieder auferstanden war. Das alles vermischte sich irgendwann.
Wie gesagt, sehe ich, dass die "christliche Botschaft" ueber die Jahrzehnte erst konstruiert wurde, und dass dieser Konstruktionsprozess noch im NT sichtbar ist. Aus diesem Grund sehe ich es als nicht plausibel an, dass in den dortigen Schriften wahre Begebenheiten stehen.
Nur um das klar zu stellen: ich bin nicht hier, weil ich die Absicht oder das Ziel haette, irgendeinem Glaeubigen seinen Glauben auszureden. Ich bin hier, weil ich Religion als einen Aspekt menschlichen Daseins sehe, der uns tiefe Einsichten in die menschliche Natur, menschliches Denken und menschliches Sozialverhalten erlaubt.