(16-08-2025, 08:48)Farius schrieb:(12-08-2025, 10:01)Ulan schrieb: Wie Herbert Schnädelbach das ausdrueckte, Gott fuehrt "hier einen blutigen Rechtshandel mit sich selbst" durch.Lieber Ulan,
Wie verstehst Du das mit dem 'blutigen Rechtshandel'? Würdest Du Dich je für so etwas Primitives hergeben oder wärest Du Dir dafür zu schade?
Das habe ich doch noch in derselben Antwort ausgefuehrt, die Du zitiert hast? Gott braucht fuer die Zuruecknahme seines Beschlusses, den Menschen von der Unsterblichkeit auszuschliessen (Paradiesgeschichte) ein an sich selbst gerichtetes Menschenopfer, und als Opfer bestimmt er seinen erstgeborenen Sohn, der nach christlicher Tradition auch er selbst ist. Es handelt sich hier offensichtlich um einen Rechtshandel, und Vertragsparteien sind alle zusammen nur eine Person, Gott selbst. "Blutig" erklaert sich bei einem Menschenopfer von selbst, und natuerlich ist Blut immer noch ein zentrales Element der Eucharistiefeier.
Wenn Dich der Beitrag des Philosophen Herbert Schnädelbach interessiert, in dem er auch noch andere Probleme des Christentums thematisiert, den habe ich hier mal zur Diskussion gestellt.
(16-08-2025, 08:48)Farius schrieb: Die von Dir zitierte dritte Möglichkeit würde dann entweder so lauten, dass Gott gut und gerecht ist und das Christentum ist auf einem sich als falsch erweisenden Axiom aufgebaut oder würdest Du davon ausgehen, dass Gott ungerecht ist und das Christentum auf einem sich als falsch erweisendem Axiom aufgebaut? Wie siehst Du das?
Die Theodizee entsteht als Problem durch das Axiom, dass Gott "gut" oder gar "das Gute" an und fuer sich ist. Laesst man dieses Axiom fallen, hat sich das Problem der Theodizee in Luft aufgeloest. "Gerecht" dagegen ist ein noch dehnbarerer Begriff als "gut". Man kann ja auch durch Gesetze terrorisieren oder sie so gestalten, das sie unmoeglich zu erfuellen sind, so dass die Sache mit dem "gerecht" sein unseren Gerechtigkeitssinn schon arg strapazieren kann. Recht und Gerechtigkeit sind ja bekanntermassen unterschiedliche Konzepte, die auch mal als Gegensaetze auftreten koennen.
Es geht also um das "gut". Ein maechtiger Schoepfergott allein verursacht keine philosophischen Probleme dieser Art.