12-08-2025, 10:01
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Lieber Ulan,
Wenn DU den Sinn hinter dem Sterben Jesu nicht siehst, heisst es nicht zwingend, dass keinen Sinn hat.
Da "Sinn" immer eine subjektive Zuschreibung ist, ist das richtig; Du und die meisten Christen meinen ja, einen Sinn darin zu erkennen.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Es ist aber möglicherweise ein Hinweis darauf, dass Du das Ganze eh falsch interpretierst.
Wuere ich nicht so sehen. Ich kenne ja die Standard-Interpretation, sie faellt nur beim Plausibilitaetstest durch. Wie Herbert Schnädelbach das ausdrueckte, Gott fuehrt "hier einen blutigen Rechtshandel mit sich selbst" durch.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Das Christentum geht wie zB die Mathematik von gewissen Axiomen aus: Gott ist ewig, gerecht und gut, und allmächtig. Sicher gibt es noch mehr.
Kommt man dann irgendwo zur Schlussfolgerung, dass Gott ungerecht sei, hat man entweder die christliche Lehre falsch verstanden und muss nochmals über die Bücher oder der betreffende Gott ist so und hat dann aber mit Christentum nichts zu tun.
Du hast Moeglichkeit 3 unterschlagen: Das Christentum ist auf einem sich als falsch erweisendem Axiom aufgebaut. Ein Geburtsfehler halt.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Jesus wurde verurteilt, weil er zugab, der Sohn Gottes zu sein, was der Hohenpriester als Gotteslästerung betrachtete und so das Todesurteil forcierte. Jesus aber hat nichts als die Wahrheit gesagt.
Jesus wurde wegen Hochverrats zwischen zwei Aufstaendischen hingerichtet (siehe Urteilsbegruendung am Kreuz), ein Anklagepunkt, gegen den sich Jesus nicht wehrte, was nach damaliger Rechtsauffassung als Schuldeingestaendnis zu werten war; die Verurteilung war deswegen unausweichlich. Und sie war natuerlich sowieso von Jesus als Gottes Beauftragtem genau so gewollt.
Auch in diesem Punkt faellt die Bibelerzaehlung beim Plausibilitaetstest glatt durch.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Gott hat mit dem Opfertod Christi keine Entscheidung rückgängig gemacht - was genau meinst Du damit?
Adam durfte nicht vom Baum der Unsterblichkeit essen; ihm war also die Unsterblichkeit von vorneherein verwehrt. Um zu verhindern, dass Adam je an diesen Baum herankaeme, wurde er aus dem Paradies verwiesen.
Nun hat Gott es sich aber anscheinend anders ueberlegt. Aber so einfach aendern kann er das nicht; dafuer muss erst Blut fliessen. Also gibt es einen elaborierten Plan, wie Gott das jetzt bewerkstelligen kann.
Planer und Auftraggeber: Gott
Opfer: Gott (als Mensch)
Adressat des Opfers: Gott
Und siehe da, der Zugang des Menschen zur Unsterblichkeit bei Gott ist geoeffnet.
Das muss eine furchtbare Buerokratie da oben sein. Geht wohl alles nur mit dem richtigen Stempel, und der benutzt Blut als Tinte.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Gott ist allmächtig und gerecht !! Entscheidungen Gottes sind Gesetz - ganz anders als die heutigen Politiker: vor der Wahl so und dann ganz anders!!
Ach, so wie das mit der Sintflut? Hinterher nachgedacht, zum Schluss gekommen, dass die Aktion sinnlos war, daraufhin beschlossen, den Unsinn nicht noch mal zu veranstalten. Oder bei Moses, als dieser ihn darauf hinwies, dass Gott sich mit seiner Entscheidung, die Israeliten zu vernichten, endlos blamieren wuerde; worauf Gott dann seinen Beschluss zuruecknahm.
(11-08-2025, 17:31)Farius schrieb: Bin aber gespannt, was Deiner Ansicht nach der Grund für den Opfertod Christi gewesen ist.
Na, das lernst Du doch schon im Religionsunterricht: den Menschen von Suende reinzuwaschen und ihm die Tuer zu ewigem Leben bei Gott zu oeffnen. Und das alles geht nur, wie schon erwaehnt, wenn der richtige Amtsweg eingehalten wird, weil anders kann Gott seinen Beschluss nicht zuruecknehmen.
Aber so ist das halt mit traditionellen Sinngeschichten: oft loest sich der Sinn bei naeherem Hinsehen dann doch in Luft auf.

